Von Katja Schlesinger
Die "Berliner Zeitung" kommentiert die Ankündigung des ägyptischen Kulturministers Faruk Husni, UNESCO-Generalsekretär werden zu wollen. Die für Aufruhr sorgenden Thesen des iranischen Reformdenkers Abdolkarim Soroush zum Koran stellt die "Neue Zürcher Zeitung" vor. Unter dem Titel "Schöne Tage mit der Wehrmacht" thematisiert der "Tagesspiegel" eine umstrittene Ausstellung in Paris.
Normalerweise ist es die UNESCO, die von einer Bedrohung von Werten spricht. Dann nämlich, wenn die UN-Organisation Welterbestätten in Gefahr sieht, wie beispielsweise gerade in Dresden durch den Bau der Waldschlösschenbrücke. In diesen Tagen aber ist der Spieß einmal umgedreht: Faruk Husni, seit 20 Jahren ägyptischer Kulturminister, möchte gern UNESCO-Generalsekretär werden, und genau darin sieht das Simon-Wiesenthal-Zentrum, wie wir in der BERLINER ZEITUNG lesen, eine "große Bedrohung der Werte".
Was ist passiert? Husni soll vor einigen Tagen vor dem ägyptischen Parlament erklärt haben, er höchstselbst würde jedes israelische Buch verbrennen, das sich in ägyptischen Büchereien befände. Die Reaktion des Simon-Wiesenthal-Zentrums, das in aller Welt gegen Rassismus und Antisemitismus kämpft:
"Ein Möchtegern-Bücherverbrenner kann nicht der Leiter des intellektuellen Arms der Vereinten Nationen sein."
Diese Aussage trage die Sprache des Nazi-Kulturministers Josef Goebbels. Bislang, so lesen wir weiter, hätten sich UNESCO und ihr amtierender Generalsekretär zu dem Vorfall noch nicht geäußert. Und was, fragt die BERLINER ZEITUNG, ist mit den in der UNESCO vertretenen Ländern?
"Sollte Husni nach seinem Bücherverbrenner-Outing weiter auf der Kandidatur als künftig erster Mann des Weltkulturerbe-Gremiums beharren, müssen sie sich eindeutig dazu verhalten. Ein Mann mit zwei Gesichtern und zwei Zungen ist in diesem weltweit wichtigen und wirkmächtigen Amt bestimmt fehl am Platze."
Die Zeitung DIE WELT verweist in der Affäre Faruk Husni auf die Präambel der UNESCO: Da heißt es nämlich:
"Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden."
In diesem Sinne habe Faruk Husni noch einiges nachzuholen, bevor er es wagen könne, auf westliche Unterstützung bei der Wahl zu hoffen.
In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG stellt uns der aus dem Iran stammende, in Berlin lebende Publizist Bahman Nirumand den iranischen Reformdenker Abdolkarim Soroush vor, dessen Thesen in der islamischen Welt gerade für Aufruhr sorgen:
"Soroush wendet sich entschieden gegen die traditionelle Auffassung, die den Propheten Mohammed als Boten betrachtet, der die Offenbarung von Gott empfangen und sie mit demselben Inhalt und denselben Worten verkündet habe. Nach Soroushs Auffassung ist vielmehr Mohammed der Autor des Korans."
Dieser Tatbestand erkläre auch die Fehler und Widersprüche im Koran. Insbesondere Aussagen, die das irdische Leben beträfen, seien
"inzwischen längst überholt und müssten durch modernere Erkenntnisse ersetzt werden."
Ganz klar, dass der Reformdenker Soroush nun vor allem aus dem eigenen Land gewarnt wird, er spiele mit dem Feuer.
"Doch", so prophezeit Bahman Nirumand abschließend in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, "die Diskussionswelle, die nun einmal nicht nur in Iran, sondern in zahlreichen islamischen Ländern in Bewegung gesetzt worden ist, wird sich wohl kaum aufhalten lassen."
Erregte Gemüter auch in Frankreich: Schon seit Wochen empören sich viele Intellektuelle über eine Ausstellung mit Farbfotografien aus dem besetzten Paris, Bilder des Fotografen André Zucca, die – wie es in Protestnoten heißt – "kein Leiden, keine Ausweisung, kein Unglück" zeigten. Bernhard Schulz vom TAGESSPIEGEL fragt unter dem Titel "Schöne Tage mit der Wehrmacht" nach dem wahren Hintergrund der Proteste und stellt folgende provokante Frage:
"Könnte es sein, dass hinter der Oberfläche die tiefere Wahrheit der Anpassungsfähigkeit der Pariser zum Vorschein kommt, um von stillschweigender collaboration nicht zu sprechen?"
Stillschweigend geht es nun gleich gar nicht zu im Streit um den Ausbau des künftigen Zuschauerraums der Berliner Staatsoper. Birgit Walter von der BERLINER ZEITUNG schreibt dann auch treffend: Die Entwürfe des Architekten Klaus Roth
"kennt außer der Jury niemand im Detail. Der Streit über diesen Entwurf aber hat schon beängstigend Fahrt aufgenommen."
Allen Kritikern, die ein modernes Inneres geradezu fürchten, seien Worte des britischen Künstlers Liam Gillick mit auf den Weg gegeben, der im kommenden Jahr auf der Kunstbiennale in Venedig den deutschen Pavillon bespielen wird – unter folgendem Titel: "Die Zukunft verhält sich immer anders".
Was ist passiert? Husni soll vor einigen Tagen vor dem ägyptischen Parlament erklärt haben, er höchstselbst würde jedes israelische Buch verbrennen, das sich in ägyptischen Büchereien befände. Die Reaktion des Simon-Wiesenthal-Zentrums, das in aller Welt gegen Rassismus und Antisemitismus kämpft:
"Ein Möchtegern-Bücherverbrenner kann nicht der Leiter des intellektuellen Arms der Vereinten Nationen sein."
Diese Aussage trage die Sprache des Nazi-Kulturministers Josef Goebbels. Bislang, so lesen wir weiter, hätten sich UNESCO und ihr amtierender Generalsekretär zu dem Vorfall noch nicht geäußert. Und was, fragt die BERLINER ZEITUNG, ist mit den in der UNESCO vertretenen Ländern?
"Sollte Husni nach seinem Bücherverbrenner-Outing weiter auf der Kandidatur als künftig erster Mann des Weltkulturerbe-Gremiums beharren, müssen sie sich eindeutig dazu verhalten. Ein Mann mit zwei Gesichtern und zwei Zungen ist in diesem weltweit wichtigen und wirkmächtigen Amt bestimmt fehl am Platze."
Die Zeitung DIE WELT verweist in der Affäre Faruk Husni auf die Präambel der UNESCO: Da heißt es nämlich:
"Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden."
In diesem Sinne habe Faruk Husni noch einiges nachzuholen, bevor er es wagen könne, auf westliche Unterstützung bei der Wahl zu hoffen.
In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG stellt uns der aus dem Iran stammende, in Berlin lebende Publizist Bahman Nirumand den iranischen Reformdenker Abdolkarim Soroush vor, dessen Thesen in der islamischen Welt gerade für Aufruhr sorgen:
"Soroush wendet sich entschieden gegen die traditionelle Auffassung, die den Propheten Mohammed als Boten betrachtet, der die Offenbarung von Gott empfangen und sie mit demselben Inhalt und denselben Worten verkündet habe. Nach Soroushs Auffassung ist vielmehr Mohammed der Autor des Korans."
Dieser Tatbestand erkläre auch die Fehler und Widersprüche im Koran. Insbesondere Aussagen, die das irdische Leben beträfen, seien
"inzwischen längst überholt und müssten durch modernere Erkenntnisse ersetzt werden."
Ganz klar, dass der Reformdenker Soroush nun vor allem aus dem eigenen Land gewarnt wird, er spiele mit dem Feuer.
"Doch", so prophezeit Bahman Nirumand abschließend in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, "die Diskussionswelle, die nun einmal nicht nur in Iran, sondern in zahlreichen islamischen Ländern in Bewegung gesetzt worden ist, wird sich wohl kaum aufhalten lassen."
Erregte Gemüter auch in Frankreich: Schon seit Wochen empören sich viele Intellektuelle über eine Ausstellung mit Farbfotografien aus dem besetzten Paris, Bilder des Fotografen André Zucca, die – wie es in Protestnoten heißt – "kein Leiden, keine Ausweisung, kein Unglück" zeigten. Bernhard Schulz vom TAGESSPIEGEL fragt unter dem Titel "Schöne Tage mit der Wehrmacht" nach dem wahren Hintergrund der Proteste und stellt folgende provokante Frage:
"Könnte es sein, dass hinter der Oberfläche die tiefere Wahrheit der Anpassungsfähigkeit der Pariser zum Vorschein kommt, um von stillschweigender collaboration nicht zu sprechen?"
Stillschweigend geht es nun gleich gar nicht zu im Streit um den Ausbau des künftigen Zuschauerraums der Berliner Staatsoper. Birgit Walter von der BERLINER ZEITUNG schreibt dann auch treffend: Die Entwürfe des Architekten Klaus Roth
"kennt außer der Jury niemand im Detail. Der Streit über diesen Entwurf aber hat schon beängstigend Fahrt aufgenommen."
Allen Kritikern, die ein modernes Inneres geradezu fürchten, seien Worte des britischen Künstlers Liam Gillick mit auf den Weg gegeben, der im kommenden Jahr auf der Kunstbiennale in Venedig den deutschen Pavillon bespielen wird – unter folgendem Titel: "Die Zukunft verhält sich immer anders".