Von Katja Schlesinger

Die "SZ" zeigt sich erschüttert über Inge Jens' Bericht über die Krankheit ihres Mannes Walter Jens. Die "FAZ" berichtet über das "Kigali Memorial Center" in Ruanda, das eine Ausstellung über den Völkermord von 1994 zeigt. Und die "FR" kommentiert die Tatsache, dass die Zahl der Muslime weltweit erstmals die der Christen übersteigt.
"Ich bete, dass er eines Morgens einfach nicht mehr aufwacht."

Das hat Inge Jens über ihren an Demenz leidenden Mann Walter Jens gesagt, den großen Rhetoriker. Vor vier Wochen hat schon der Sohn Tilman Jens in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die Krankheit seines Vaters berichtet, jetzt also die Ehefrau. Das gesamte Interview wird ab Donnerstag im Stern zu lesen sein. Willi Winkler ist aber so erschüttert über das, was Inge Jens erzählt, dass er in der SUEDDEUTSCHEN ZEITUNG vorab berichtet:

"Der inzwischen 85-jährige Gelehrte, der sein erwachsenes Leben vom Wort und mit dem Wort gelebt hat, kann keinen vernünftigen Satz mehr formulieren. Er weiß nichts mehr von der Welt, noch weniger von sich, von seinem Lebenswerk. 'Er ist nicht mehr mein Mann', sagt seine Frau."

Und Willi Winkler fügt hinzu:

"Das Sterben ist grausam, ein solches Leben erst recht."

Von Grausamkeiten ganz anderer Art handelt ein Artikel in der FRANKFURTER ALLGMEINENEN ZEITUNG. Andrea Jeska hat das "Kigali Memorial Centre" in Ruanda besucht, das an den Völkermord 1994 erinnert:

"Über das, was geschah, gibt es viele Bücher, Filme, Zeugenaussagen. Wie Kinder Kinder töteten, Nachbarn Nachbarn und sogar Hutu-Männer ihre Tutsi-Frauen, Hutu-Frauen ihre Halbtutsi-Kinder - man weiß es. Vielleicht wäre man erschüttert, nicht aber innerlich wie erfroren, würden die Ausstellungsmacher auf der Ebene des geschichtlichen Verlaufs bleiben. Das aber tun sie nicht. Sie häuten Schicht um Schicht. Und als sei auch das Wort nicht genug, werden den Besuchern vier Protagonisten zur Seite gestellt, die in Videoclips ihre Geschichte erzählen. Man lernt sie nach und nach kennen, so, als seien es neue Bekannte, die einen Namen haben, ein Gesicht. Am Ende des Rundgangs sieht man die Besucher des Museums in stillem Entsetzen weinen."

Und Andrea Jeska gibt abschließend zu. Sie habe sich "die Unschuld des Nichtwissens" zurückgewünscht.

Die Bandbreite des Feuilletons ist groß und so lesen wir in der FRANKFURTER RUNDSCHAU einen Aufruf zur Vermehrung der Katholiken, nicht ganz ernst gemeint, versteht sich:

"Seid fruchtbar","

steht über einer kleinen Meldung – aus folgendem Grund:

""Nach Angaben des Vatikans stellen Katholiken 17,4 Prozent der Weltbevölkerung und Muslime 19,2 Prozent."

Wer die Brisanz dieser Nachricht nicht gleicht versteht, Monsignore Vittorio Formenti vom Vatikan hilft:

"Zum ersten Mal in der Geschichte sind wir nicht mehr an der Spitze; die Muslime haben uns überholt."

Anderes Thema, doch die katholische Aufregung bleibt uns erhalten:

"Wir schaffen es nicht, den Menschen richtige Werte einzuprägen","

wird Erzbischof Oscar Cruz nur vier Seiten weiter ebenfalls in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zitiert. Der Skandal ist groß. Am Donnerstag erscheint auf den Philippinen zum ersten Mal der Playboy. Doch während der Kirchenmann um die Moral bangt, versichert der Chefredakteur des Philippinen-Playboys:

""Es wird keine volle, frontale Nacktheit geben."

Nur:

"Vorne vielleicht ein Nippel"

Beim Lesen der WELT möchte man fast fragen, welchen Liebescocktail denn Annabel Dillig zu sich genommen hat. Betört, schwärmend und voller Überschwang stellt sie uns Brigitte Hobmeier von den Münchner Kammerspielen vor, die – wie es heißt –

"aufregendste Schauspielerin dieser Tage"."

Zum Äußeren:

""Ein Gesicht, so wundersam, dass man dankbar wäre für eine Gesprächspause, um alles noch mal genau zu studieren: den blassen Teint, die strahlenden Augen und die rot gelockten Haare in dieser Konzeptchaotischen Steckfrisur – es stimmt, sie sieht aus, als wäre sie Botticelli aus der Leinwand gefallen."

Natürlich geht es in diesem Artikel auch um die spielerischen Qualitäten der Brigitte Hobmeier – ob als Geierwally oder als Gudrun Ensslin. Und fairerweise muss man hinzufügen, dass auch im Kultur-Spiegel schon von ihr als der "Venus von Ismaning" zu lesen war. Es bleibt also nur eins: Auf nach München, um sich schnell selbst ein Bild zu machen.