Von Katja Schlesinger

Die "Frankfurter Rundschau gibt einen feuilletonistischen Nachschlag zur Landtagswahl und sieht die Zukunft weiblich. Die FAZ blickt voraus auf die Landtagswahl in Hamburg und untersucht die Körpersprache von SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann. Die "Süddeutsche" zeigt die Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen im Iran und der "Tagesspiegel" kündet vom traurigen Schicksal deutscher TV-Serien.
Beim Blättern durch die deutschen Zeitungen fällt vor allem auf, was es so gut wie gar nicht gibt: ein feuilletonistischer Nachklapp auf die Landtagswahlen. Lediglich die FRANKFURTER RUNDSCHAU befasst sich auch im Kulturteil mit den Wahlen und erklärt:

"Die Zukunft ist - nicht nur in Hessen - weiblich."

Christian Schlüter schreibt, warum sich neben Andrea Ypsilanti auch Angela Merkel als Siegerin der Landtagswahlen fühlen darf. Durch das schmähliche Abschneiden von Roland Koch ist sie "einen ihrer letzten, bis dato auch in der CDU beliebten Widersacher sehr elegant los geworden. Zuvor hatte sie schon den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger wegen seiner allzu ehrerbietenden Trauerrede auf Hans Filbinger abgestraft. Und etwas weiter zurück liegt ihr Triumph über den einstmaligen Hoffnungsträger und Wunderknaben der CDU, den wirtschaftsliberalen Friedrich Merz. In der Partei sind mittlerweile alle Ausreißer eingefangen."

Die nächsten Wahlen auf Länderebene finden bekanntlich Ende Februar in Hamburg statt. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG blickt voraus und fragt:

"Kommen die Intellektuellen an die Macht?"

Eberhard Rathgeb hat die Körpersprache von Michael Naumann studiert, der für die SPD in Hamburg um das Bürgermeisteramt kämpft:

"Wer Naumann reden hört und sieht, dem fällt ins Auge, dass dem nachdenklich wirkenden Mann jene Gesten der Macht fehlen, die Schröder mit links beherrscht. Als Naumann beispielsweise mit dem unermüdlichen Günter Grass die Bühne des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg betritt, hebt er seine nach außen gekehrten Handflächen nur auf Hüfthöhe - eine körpersprachliche Verlegenheitslösung."

Und auch "neben Vollblutpolitikern wie Klaus Wowereit, der nach Hamburg kam, um den SPD-Kandidaten zu unterstützen, macht Naumann keine adäquat vollmundige Figur. Nicht einmal schimpfen und trompeten mag er wie seine ihm innerlich fernen Kollegen aus der Politik."

Vielleicht aber, möchte man hinzufügen, ist gerade das Naumanns Weg zum Erfolg.

Um Körpersprache ganz anderer Art geht es in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Iranischen Frauen ist ihr Körper schon lange zum Verhängnis geworden. Was Iranerinnen in ihrem Land alles erleiden müssen, beschreibt der iranische Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan. Beispiel Steinigung:

"Im islamischen Strafrecht wird der Mann bis zur Hüfte, die Frau aber bis zum Hals in einer Grube vergraben und dann mit Steinen beworfen, bis sie sterben. Gelingt es den Verurteilten, sich aus der Grube zu befreien, werden sie begnadigt. Es leuchtet ein, dass dies Männern, die physisch stärker und zudem nur bis zur Hüfte eingegraben sind, leichter fällt; für Frauen dürfte die Lage aber aussichtslos sein. Bei Vollstreckung des letzten Steinigungsurteils weigerte sich die örtliche Bevölkerung, Steine zu werfen, der Richter übernahm selbst die Vollstreckung des Urteils."

Gesteinigt werden Frauen im Iran übrigens, wenn sie fremdgehen. Männern hingegen soll die Vielehe erleichtert werden - einen entsprechenden Gesetzentwurf gibt es schon.

Ganz anderes Thema: "Abgedreht und abgeschoben" - unter diesem Titel widmet sich der Berliner TAGESSPIEGEL einem alten Problem, der Krise deutscher Fernsehserien.

"Der jüngste Fall hat sogar Branchenkenner überrascht: der plötzliche Quotentod der TV-Juristen von RTL. Nach nur einer Folge hat der Sender seine Serie 'Die Anwälte' aus dem Programm gestrichen. Eine Gnadenfrist gab es nicht."

Und wer ist Schuld? Natürlich die Konkurrenz aus Amerika. Eine Sprecherin von Sat 1 wird wie folgt zitiert:

"In der Primetime gibt es eine hohe Affinität zu US-Ware, dagegen hat es die deutsche Serie momentan richtig schwer."

Kleiner Nachtrag: Vielleicht liegt die Rettung der deutschen Serie ebenfalls in Amerika. Seit drei Monaten streiken dort die Drehbuchautoren und verhindern damit auch Neuproduktionen von Fernsehserien.