Von Katja Schlesinger
Die Feuilletons sezieren noch einmal die skurrilen Äußerungen von Tom Cruise vor Scientologen. Die "Süddeutsche" befasst sich mit dem rhetorischen Talent der demokratischen Kandidaten Clinton und Obama. Die FAZ sieht die Schweizer Akademikerlandschaft "überfremdet", besonders von Deutschen.
"Dies wird, so steht zu befürchten, das Jahr des Tom Cruise werden". "
Das prophezeite Thomas Kniebe in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom Montag und: Recht hatte er. Die Diskussion um den Schauspieler und angeblich zweitwichtigsten Mann bei Scientology geht weiter - nicht nur wegen der unautorisierten Cruise-Biografie von Andrew Morton, sondern auch dank des ZDF-Historikers Guido Knopp. Der hatte sich im Internet kursierende Scientology-Videos mit Tom Cruise angeschaut und dessen Auftreten mit Goebbels# Kriegspropaganda im Sportpalast verglichen. "Dummer Vergleich", findet Christiane Peitz im Berliner TAGESSPIEGEL:
""Jeder Popstar, jeder Moderator eines Massenevents, jeder US-Präsidentschaftsbewerber schwört das Publikum auf Enthusiasmus ein. Zwischen Jubel und Hörigkeit liegt nur ein schmaler Grat. Goebbels war da ein Pionier, mit diesem Erbe lebt die Unterhaltungs- und Medienindustrie."
Von Hannes Stein in der Zeitung DIE WELT erfahren wir im Wortlaut, was Tom Cruise vor Scientologen gesagt hat. Es lohnt sich nicht wirklich, das zu zitieren. Steins ironisches Fazit:
"Perlen der Weisheit, mundgeblasen in Hollywood."
Und auch Anke Westphals Urteil in der BERLINER ZEITUNG fällt vernichtend aus:
"Tom Cruise macht sich mit Scientology-Videos unmöglich. Eine verhängnisvolle Hauptrolle."
Der Regisseur Martin Scorsese will eine Film-Bibliothek für die ganze Welt begründen: "Eine Welt-DVD-Filmbibliothek zu schaffen, das mag verrückt klingen", erzählt Scorsese in einem Interview, abgedruckt in der WELT.
"Aber einer muss mal damit anfangen. In den alten Filmaufnahmen ist so viel, von dem wir lernen können."
Und damit zur Politik. Davon gibt es diesmal reichlich in den Feuilletons: Im Aufmacher der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG erzählt uns die Schriftstellerin Slavenka Drakulic die Geschichte des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Branimir Glavas. Anfang der 90er Jahre soll der Kroate serbische Zivilisten ermordet haben. Verantworten musste er sich dafür bislang nicht und ob er es überhaupt tun muss, ist fraglich. Er sitzt als Abgeordneter im kroatischen Parlament.
Zwei Seiten weiter, ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG lesen wir dies:
"Obama in Versen, Hillary in Prosa". "
Der Yale-Politikwissenschaftler Bryan Garsten wird zur Rhetorik im amerikanischen Wahlkampf befragt und erklärt, warum Barack Obama über sein eigenes Rede-Talent stolpern könnte: Seine demokratische Herausforderin Hillary Clinton stellt sich nämlich immer mehr als die anti-rhetorische Kandidatin dar:
""Damit ist die Frage zentral geworden: Qualifiziert die Fähigkeit zu gelungenen Reden auch zum guten Führen und Regieren?"
Wer der beiden indes die besseren Redequalitäten hat? Bryan Garsten vermag das nicht zu sagen:
"Denn es gibt auch eine Rhetorik der Anti-Rhetorik, wie sie etwa Hillary Clinton zunehmend wirkungsvoll einzusetzen versteht."
Was Clinton oder Obama wohl von den neuesten Ideen des deutschen Soziologen Ulrich Beck halten würden?
"Beim Klimawandel müssen die Armen mit den Mächtigen zusammenarbeiten. Die reichsten Länder müssen die größte Kompromissbereitschaft zeigen, obwohl sie nicht den größten Schaden von der globalen Erwärmung zu erwarten haben."
Gesagt hat Ulrich Beck das in einer Rede auf einer internationalen Konferenz in Frankreich. Der gesamte Text ist nachzulesen in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Ulrich Beck ist allerdings Realist genug, nicht an die Erfüllung seiner Forderungen zu glauben und zieht eine pessimistische Schlussfolgerung:
"Die Krise verstärkt sich, und die Kluft zwischen Worten und Leistungsvermögen wird größer."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG nimmt sich einer anderen Krise an. Die Schweiz ist "akademisch überfremdet", ist dort zu lesen und weiter:
"43 Prozent aller Professoren an Schweizer Hochschulen sind Ausländer. Und vor allem Deutsche. Deutsche, sagen ihre Schweizer Kollegen und Konkurrenten, verkaufen sich bei den Bewerbungen besser. Sie sind rhetorisch beschlagener."
Wie aufgeheizt die Stimmung in der Schweiz ist, belegt ein Leserbrief, aus dem die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG gerne zitiert: Darin steht, die Deutschen seien:
"Rücksichtslose, aggressive alemannische Barbaren."
Das prophezeite Thomas Kniebe in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom Montag und: Recht hatte er. Die Diskussion um den Schauspieler und angeblich zweitwichtigsten Mann bei Scientology geht weiter - nicht nur wegen der unautorisierten Cruise-Biografie von Andrew Morton, sondern auch dank des ZDF-Historikers Guido Knopp. Der hatte sich im Internet kursierende Scientology-Videos mit Tom Cruise angeschaut und dessen Auftreten mit Goebbels# Kriegspropaganda im Sportpalast verglichen. "Dummer Vergleich", findet Christiane Peitz im Berliner TAGESSPIEGEL:
""Jeder Popstar, jeder Moderator eines Massenevents, jeder US-Präsidentschaftsbewerber schwört das Publikum auf Enthusiasmus ein. Zwischen Jubel und Hörigkeit liegt nur ein schmaler Grat. Goebbels war da ein Pionier, mit diesem Erbe lebt die Unterhaltungs- und Medienindustrie."
Von Hannes Stein in der Zeitung DIE WELT erfahren wir im Wortlaut, was Tom Cruise vor Scientologen gesagt hat. Es lohnt sich nicht wirklich, das zu zitieren. Steins ironisches Fazit:
"Perlen der Weisheit, mundgeblasen in Hollywood."
Und auch Anke Westphals Urteil in der BERLINER ZEITUNG fällt vernichtend aus:
"Tom Cruise macht sich mit Scientology-Videos unmöglich. Eine verhängnisvolle Hauptrolle."
Der Regisseur Martin Scorsese will eine Film-Bibliothek für die ganze Welt begründen: "Eine Welt-DVD-Filmbibliothek zu schaffen, das mag verrückt klingen", erzählt Scorsese in einem Interview, abgedruckt in der WELT.
"Aber einer muss mal damit anfangen. In den alten Filmaufnahmen ist so viel, von dem wir lernen können."
Und damit zur Politik. Davon gibt es diesmal reichlich in den Feuilletons: Im Aufmacher der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG erzählt uns die Schriftstellerin Slavenka Drakulic die Geschichte des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Branimir Glavas. Anfang der 90er Jahre soll der Kroate serbische Zivilisten ermordet haben. Verantworten musste er sich dafür bislang nicht und ob er es überhaupt tun muss, ist fraglich. Er sitzt als Abgeordneter im kroatischen Parlament.
Zwei Seiten weiter, ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG lesen wir dies:
"Obama in Versen, Hillary in Prosa". "
Der Yale-Politikwissenschaftler Bryan Garsten wird zur Rhetorik im amerikanischen Wahlkampf befragt und erklärt, warum Barack Obama über sein eigenes Rede-Talent stolpern könnte: Seine demokratische Herausforderin Hillary Clinton stellt sich nämlich immer mehr als die anti-rhetorische Kandidatin dar:
""Damit ist die Frage zentral geworden: Qualifiziert die Fähigkeit zu gelungenen Reden auch zum guten Führen und Regieren?"
Wer der beiden indes die besseren Redequalitäten hat? Bryan Garsten vermag das nicht zu sagen:
"Denn es gibt auch eine Rhetorik der Anti-Rhetorik, wie sie etwa Hillary Clinton zunehmend wirkungsvoll einzusetzen versteht."
Was Clinton oder Obama wohl von den neuesten Ideen des deutschen Soziologen Ulrich Beck halten würden?
"Beim Klimawandel müssen die Armen mit den Mächtigen zusammenarbeiten. Die reichsten Länder müssen die größte Kompromissbereitschaft zeigen, obwohl sie nicht den größten Schaden von der globalen Erwärmung zu erwarten haben."
Gesagt hat Ulrich Beck das in einer Rede auf einer internationalen Konferenz in Frankreich. Der gesamte Text ist nachzulesen in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Ulrich Beck ist allerdings Realist genug, nicht an die Erfüllung seiner Forderungen zu glauben und zieht eine pessimistische Schlussfolgerung:
"Die Krise verstärkt sich, und die Kluft zwischen Worten und Leistungsvermögen wird größer."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG nimmt sich einer anderen Krise an. Die Schweiz ist "akademisch überfremdet", ist dort zu lesen und weiter:
"43 Prozent aller Professoren an Schweizer Hochschulen sind Ausländer. Und vor allem Deutsche. Deutsche, sagen ihre Schweizer Kollegen und Konkurrenten, verkaufen sich bei den Bewerbungen besser. Sie sind rhetorisch beschlagener."
Wie aufgeheizt die Stimmung in der Schweiz ist, belegt ein Leserbrief, aus dem die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG gerne zitiert: Darin steht, die Deutschen seien:
"Rücksichtslose, aggressive alemannische Barbaren."