Von Jens Brüning

Ganz gegen den allgemeinen Trend der EM-Begeisterung lässt die "Welt" einen englischen Fussball-Ignoranten zu Wort kommen. Die "Süddeutsche" spekuliert über das "Ende des Christentums", und die "Welt" feiert den Geburtstag von Donald Duck, der am 9. Juni 1934 das Licht der Filmwelt erblickte.
"Ich würde eher einem Block Eis beim Schmelzen zusehen als einem Fußballspiel","

lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT. Der Mann, der dies frech in den Raum stellte, ist Engländer, hat also allen Grund, gar nicht hinzugucken, denn die Kicker von der Insel sind bereits in der Qualifikationsrunde ausgeschieden. Er ist - wie uns WELT-Autor Wieland Freund mitteilt - einer der größten Illusionisten weltweit und hat dem Schauspieler Daniel Radcliffe ein paar Tricks beigebracht, mit denen der als Harry Potter auf der Leinwand reüssieren konnte. Der fußballfeindliche Engländer hat einmal einen Bühnenschauspieler in einem Londoner Westend-Theater in eine Maus verwandelt. Seine eigentliche Berufsbezeichnung ist "Ingenieur magischer Bühneneffekte". Vielleicht kann er auf der politischen Bühne einmal aushelfen, wenn denn alle Stricke reißen, denn er, Paul Kieve, weiß, wie wir der WELT entnehmen:

""Zwischen schwarzer Magie und der ehrlichen Kunst der Täuschung machte man damals keinen Unterschied."

Damals, also im 16. Jahrhundert, wurden Trickkünstler noch wegen Hexerei verbrannt.

Damals stand bereits die Stephanikirche zu Aschersleben am Nordrand des Harzes, und darin hat seitdem ein bronzenes Taufbecken überlebt, wie Gustav Seibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG anerkennend notiert. Sonst aber war ihm unwohl in Sankt Stephani zu Aschersleben:

"Sie lärmten und johlten."

Diese Anmerkung bezieht sich auf drei "Frauen gesetzten Alters", die anscheinend das 2002 vom Stadtrat verabschiedete Leitbild der Stadt Aschersleben zu verlebendigen gedachten, denn da heißt es, Aschersleben verstehe sich "als eine Stadt, in der sich die Menschen wohl fühlen".

Gustav Seibt von der SZ also fühlte sich unwohl, und das war nicht nur in Aschersleben so, sondern auch in Gernrode, Quedlinburg, Halberstadt, Berlin und anderswo im wilden Osten. Er hat Kirchen besichtigt und sich dabei so über das Aufsichtspersonal der Gotteshäuser erschrocken, dass er in der Überschrift flugs das "Ende des Christentums" ausruft.

Die drei Damen in Sankt Stephani waren in der Kaffeepause, als der Reporter in ihre Nähe trat und um mehr Andacht bat. In der Stiftskirche von Gernrode traf er auf eine Frau, "die Eintrittskarten mit der Lautstärke einer Supermarktkassiererin verkauft", und allenthalben waren "Aufseher, die das Publikum gerne schurigeln und zum Dienstschluss hinauswerfen". Der liegt vor allem in Sachsen-Anhalt, wo die Frühaufsteher leben, am frühen Nachmittag, und so meldet Seibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Es gilt der Stundenplan des Kollektivs, ausgeschlafen wird nicht, und am Abend herrscht die Ruhe der Toten."

Ach ja, zu allem Unglück bekam der Reporter Hunger und suchte ihn mit Kuchen zu stillen. Eine Katastrophe:

"Fehlende Handwerksehre und die offenkundige Unlust, es sich und anderen angenehm zu machen, ist der Ausdruck einer tiefen Lebensunfreundlichkeit."

Das "Ende des Christentums" eben.

In der FRANKFURTER RUNDSCHAU erzählt Arno Widmann von einem Besuch am islamischen Lehrstuhl an der Universität Frankfurt. Den gibt es seit fünf Jahren. Widmann hebt hervor:

"Es geht dem Universitätspräsidenten in erster Linie nicht um Wissenschaft, sondern um die Chance zur Ausbildung der Glaubenslehrer."

Der Lehrstuhl wird mitfinanziert von der Türkei, und das ist erst der Anfang der Fragen, die Widmann in der FR an diese Einrichtung stellt:

"Soll der Staat wirklich der Glaubensbringer sein?"

Sein Fazit: "Der Frankfurter Lehrstuhl für islamische Religion schafft mehr Probleme als er zu lösen scheint."

Völlig unproblematisch ist ein Datum, an das Alexander Kluy in der WELT erinnert:

"Am 9. Juni 1934 erblickte Donald Duck das Licht der Filmwelt."

Es folgt eine Eloge auf den Erpel, auf deren Höhepunkt die Frage steht:

"Steckt nicht in jedem Mann etwas von Donald?"