Von Jens Brüning
Klaus Hartung verteidigt in der "Süddeutschen Zeitung" die 68er: Die Studentenbewegung habe viel dazu beigetragen, dass wir heute in einem stabilen und demokratischen Land leben. Der Fotograf Günter Zint blickt ebenfalls auf 68 zurück und erinnert sich an die Gründung der "St. Pauli-Nachrichten". Und die "Neue Zürcher Zeitung" berichtet von einer Abrisswelle im Tessin.
"Nicht einmal der Kulturredakteur ist 24 Stunden am Tag diskursiv drauf", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Dort hatten wir diesen Satz am allerwenigsten erwartet. Er entstammt allerdings gar nicht dem Diskurs-starken Team der FAZ, sondern dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Matthias Hannemann hat dem WDR-Hörfunkdirektor Fragen zur Renovierung von dessen 3. Programm gestellt. Die Antworten geraten manchmal etwas wirsch, signalisieren aber Führungskraft. Wir lesen in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Der Vorwurf der ‚Entwortung’ ist ein geradezu unerträglicher Kampfbegriff geworden."
Und damit wenden wir uns einem Diskurs zu, der sich aus der Vergangenheit speist und überaus wortreich gerade in diesen Tagen seinen Niederschlag in den Gazetten findet.
Im Berliner TAGESSPIEGEL unterzieht der Publizist Klaus Hartung die Studentenbewegung, also die "68er", einer Revision. Anlass ist der 40. Jahrestag der Schüsse auf Rudi Dutschke am 11. April. Klaus Hartung ging damals zum Vietnam-Kongress in der Technischen Universität Berlin, und später war er an vielen anderen Schauplätzen dabei, stürzte jedoch alsbald in schwarze Löcher, also Zusammenhänge, an die er heute keine Erinnerung mehr hat. Das geht wohl vielen Beteiligten so. Nach einem Wort des Historikers Helmut Kohl ist jedoch immer wichtig, was hinten heraus kommt, und da ist Hartung wieder auf der Siegerseite. Wir lesen im TAGESSPIEGEL:
"Dazu, dass es sich in Deutschland gut lebt, dass ein stabiles, pragmatisches, konsensorientiertes und außerordentlich demokratisches Land entstanden ist, haben wir viel beigetragen."
Zwanzig Jahre zuvor sah es noch anders aus:
"Übrig blieb die Frage, wer den Müll beseitigt."
Solche Probleme standen am Ende des Kongresses "Prima Klima" von 1986, bei dem ein erstes Resümee der Studentenbewegung gezogen worden war.
Resümierend gerät auch die Erinnerung des Fotografen Günter Zint an die wilden Zeiten um 1968 auf Sankt Pauli. Damals gründete er die etwas schmuddelige Zeitung "St. Pauli-Nachrichten", in der auch der kürzlich ausgeschiedene Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust und Spiegel-Autor Henryk M. Broder ihre ersten journalistischen Sporen verstäubten. Zint sagte der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Wir waren etwas größenwahnsinnig und glaubten, bald die Regierung stellen zu können."
Das gelang bekanntlich nicht. Das Blatt gibt es immer noch, hat aber seinen politischen Anspruch von damals längst aufgegeben. Über das damalige Konkurrenzblatt, die Bild-Zeitung sagt Zeitungsgründer Zint der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Bei Bild stimmen jeden Tag zwei Dinge: Preis und Datum."
Es war eine Folge von 1968, wenn wir uns nicht irren, dass der gegenwärtige Präsident der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, jenes Plakat schuf, auf dem 1972 zu lesen war:
"Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen."
Der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG nun ist zu entnehmen, dass dieses Werk auf ganz andere Weise vollendet wird. Man reißt, Stichworte sind Bodenspekulation und Geldgier, ganze Wohnquartiere mit Tessiner Villen ab, so dass Bernhard Furrer nur konstatieren kann:
"Die Verluste der letzten Jahre und Jahrzehnte an Villen im Tessin – und darüber hinaus an Profanbauten ganz generell – ist erschreckend."
Erschreckend fanden wir die Pläne, Ausweise mit Fingerabdrücken ihrer Inhaber zu versehen, auf dass man Terroristen schneller erkennen könne. Nun erfahren wir allerdings, dass aufgrund eines Fingerabdrucks schlussendlich hat geklärt werden können, dass das Kunstgenie Leonardo da Vinci von einer orientalischen Sklavin geboren wurde. Das Enthüllungs- und Diskursblatt FAZ schreibt:
"Die Zeichnung der Linien weist eindeutig ein Muster auf, das sonst in arabischen Ländern vorkommt."
"Der Vorwurf der ‚Entwortung’ ist ein geradezu unerträglicher Kampfbegriff geworden."
Und damit wenden wir uns einem Diskurs zu, der sich aus der Vergangenheit speist und überaus wortreich gerade in diesen Tagen seinen Niederschlag in den Gazetten findet.
Im Berliner TAGESSPIEGEL unterzieht der Publizist Klaus Hartung die Studentenbewegung, also die "68er", einer Revision. Anlass ist der 40. Jahrestag der Schüsse auf Rudi Dutschke am 11. April. Klaus Hartung ging damals zum Vietnam-Kongress in der Technischen Universität Berlin, und später war er an vielen anderen Schauplätzen dabei, stürzte jedoch alsbald in schwarze Löcher, also Zusammenhänge, an die er heute keine Erinnerung mehr hat. Das geht wohl vielen Beteiligten so. Nach einem Wort des Historikers Helmut Kohl ist jedoch immer wichtig, was hinten heraus kommt, und da ist Hartung wieder auf der Siegerseite. Wir lesen im TAGESSPIEGEL:
"Dazu, dass es sich in Deutschland gut lebt, dass ein stabiles, pragmatisches, konsensorientiertes und außerordentlich demokratisches Land entstanden ist, haben wir viel beigetragen."
Zwanzig Jahre zuvor sah es noch anders aus:
"Übrig blieb die Frage, wer den Müll beseitigt."
Solche Probleme standen am Ende des Kongresses "Prima Klima" von 1986, bei dem ein erstes Resümee der Studentenbewegung gezogen worden war.
Resümierend gerät auch die Erinnerung des Fotografen Günter Zint an die wilden Zeiten um 1968 auf Sankt Pauli. Damals gründete er die etwas schmuddelige Zeitung "St. Pauli-Nachrichten", in der auch der kürzlich ausgeschiedene Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust und Spiegel-Autor Henryk M. Broder ihre ersten journalistischen Sporen verstäubten. Zint sagte der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Wir waren etwas größenwahnsinnig und glaubten, bald die Regierung stellen zu können."
Das gelang bekanntlich nicht. Das Blatt gibt es immer noch, hat aber seinen politischen Anspruch von damals längst aufgegeben. Über das damalige Konkurrenzblatt, die Bild-Zeitung sagt Zeitungsgründer Zint der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Bei Bild stimmen jeden Tag zwei Dinge: Preis und Datum."
Es war eine Folge von 1968, wenn wir uns nicht irren, dass der gegenwärtige Präsident der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, jenes Plakat schuf, auf dem 1972 zu lesen war:
"Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen."
Der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG nun ist zu entnehmen, dass dieses Werk auf ganz andere Weise vollendet wird. Man reißt, Stichworte sind Bodenspekulation und Geldgier, ganze Wohnquartiere mit Tessiner Villen ab, so dass Bernhard Furrer nur konstatieren kann:
"Die Verluste der letzten Jahre und Jahrzehnte an Villen im Tessin – und darüber hinaus an Profanbauten ganz generell – ist erschreckend."
Erschreckend fanden wir die Pläne, Ausweise mit Fingerabdrücken ihrer Inhaber zu versehen, auf dass man Terroristen schneller erkennen könne. Nun erfahren wir allerdings, dass aufgrund eines Fingerabdrucks schlussendlich hat geklärt werden können, dass das Kunstgenie Leonardo da Vinci von einer orientalischen Sklavin geboren wurde. Das Enthüllungs- und Diskursblatt FAZ schreibt:
"Die Zeichnung der Linien weist eindeutig ein Muster auf, das sonst in arabischen Ländern vorkommt."