Von Jens Brüning
Die „Neue Zürcher Zeitung“ kritisiert den Trend deutscher Städteplaner. Die „Süddeutsche Zeitung“ geht der Frage nach, „warum türkische Jugendliche immer häufiger meinen, ihre Nation und deren Symbole beschützen zu müssen“. Und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fordert eine „Debatte über ausländische Jugendkriminalität“.
„Erlaubt ist, was gemütlich wirkt“, lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Jürgen Tietz kritisiert den Trend deutscher Städteplaner, ein rekonstruiertes altes Haus einem kühn entworfenen zeitgenössischen Bauwerk vorzuziehen.
„Hingen in den Museen so hemmungslos banale Nachahmungen, wie sie sich beim Blick in die Kuppel der Dresdner Frauenkirche zeigen, alle Welt würde zu Recht aufschreien.“
Beim Stadtbild aber kommt es auf Vertrautheit an. Man fragt sich nur, wem denn das, was über sechzig Jahre nicht vorhanden war, noch vertraut sein könnte.
Manche Rituale sind historisch gewachsen, tauchen aber oft in einem völlig neuen Zusammenhang auf. Kai Strittmatter, Korrespondent der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG in der Türkei, geht der Frage nach, „warum türkische Jugendliche immer häufiger meinen, ihre Nation und deren Symbole beschützen zu müssen.“ Es ist dies eine Frage, die dort hinten in der Türkei aufscheint, nicht hierzulande, notabene. Strittmatter berichtet in der SZ von Jugendlichen, die unter dem Eindruck der Tötung türkischer Soldaten durch kurdische Kämpfer eine Nationalflagge herstellten, indem sie das Rot des Tuchs mit Halbmond und Stern mit ihrem eigenen Blut erzeugten. Das dauerte lange, war aber wirkungsvoll. Ein äußerst nationalistischer Parteifunktionär meinte:
„Schön wäre es, wenn es keinen Terror mehr gäbe, und unsere Kinder mit ihrem Blut keine Fahnen, sondern Rosen malen würden.“
Der verweichlichte Mitteleuropäer fragt sich, ob man die Rosen vielleicht auch mit Farben malen könnte. Der linke Istanbuler Ökonom Ahmet Insel hingegen meint:
„Wenn die Existenz unserer Nation durch Blutvergießen garantiert wird, dann haben wir kein Recht, unseren Platz unter den zivilisierten Staaten zu fordern.“
Entnehmen wir der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
Und da wären wir nun – Stichwort: Zivilisation – mitten in der Debatte dieser Tage. Frank Schirrmacher, einer der Herausgeber der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, erhebt seine apokalyptische Stimme und fordert „die Debatte über ausländische Jugendkriminalität“: „Jetzt.“ Wir lesen:
„Deutsche werden neuerdings bei grundlosen Attacken als ‚Schweinefresser’ bezeichnet.“
Und da das offenbar noch nicht schlimm genug ist, packt Schirrmacher in der FAZ noch eins drauf:
„Die seltsame Parallele zwischen Neo-Nazis und kriminellen jungen Muslimen ist offenkundig: Sie reicht von der Herabwürdigung und Verfolgung aller Minderheiten bis zum Dekadenzvorwurf an die Mehrheit.“
Daraus erklärt sich die verwunderte Feststellung:
„Uns war historisch unbekannt, dass eine Mehrheit zum rassistischen Hassobjekt einer Minderheit werden kann.“
Frank Schirrmacher diagnostiziert in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG einen „Krieg der Kulturen“, und wo Krieg ist, das wissen wir, geht es hart zu. Beiderseits, versteht sich.
Im Berliner TAGESSPIEGEL nun sehen wir die Kehrseite dieser Medaille. „Dümmer, krasser als in der gegenwärtigen Debatte um das Strafrecht kann man die Welt kaum auf den Kopf stellen“, schreibt Caroline Fetscher in ihrem Essay über „Tolerierte Täter“. Sie meint damit:
„Väter und Mütter, mitunter auch Onkel oder Großeltern.“
Sie schlagen ihre Kinder mit allem Erreichbaren, demütigen sie, erziehen sie „mit einer Mischung aus Schlägen, Süßigkeiten und Trash-Fernsehen“, und wundern sich, dass diese Kinder irgendwann kriminell werden. Caroline Fetscher erinnert im Berliner TAGESSPIEGEL an den Paragraphen 1631, Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Ein Paragraph, der weithin unbekannt zu sein scheint. Darum sei er hier zitiert:
„Kinder haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“
„Hingen in den Museen so hemmungslos banale Nachahmungen, wie sie sich beim Blick in die Kuppel der Dresdner Frauenkirche zeigen, alle Welt würde zu Recht aufschreien.“
Beim Stadtbild aber kommt es auf Vertrautheit an. Man fragt sich nur, wem denn das, was über sechzig Jahre nicht vorhanden war, noch vertraut sein könnte.
Manche Rituale sind historisch gewachsen, tauchen aber oft in einem völlig neuen Zusammenhang auf. Kai Strittmatter, Korrespondent der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG in der Türkei, geht der Frage nach, „warum türkische Jugendliche immer häufiger meinen, ihre Nation und deren Symbole beschützen zu müssen.“ Es ist dies eine Frage, die dort hinten in der Türkei aufscheint, nicht hierzulande, notabene. Strittmatter berichtet in der SZ von Jugendlichen, die unter dem Eindruck der Tötung türkischer Soldaten durch kurdische Kämpfer eine Nationalflagge herstellten, indem sie das Rot des Tuchs mit Halbmond und Stern mit ihrem eigenen Blut erzeugten. Das dauerte lange, war aber wirkungsvoll. Ein äußerst nationalistischer Parteifunktionär meinte:
„Schön wäre es, wenn es keinen Terror mehr gäbe, und unsere Kinder mit ihrem Blut keine Fahnen, sondern Rosen malen würden.“
Der verweichlichte Mitteleuropäer fragt sich, ob man die Rosen vielleicht auch mit Farben malen könnte. Der linke Istanbuler Ökonom Ahmet Insel hingegen meint:
„Wenn die Existenz unserer Nation durch Blutvergießen garantiert wird, dann haben wir kein Recht, unseren Platz unter den zivilisierten Staaten zu fordern.“
Entnehmen wir der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
Und da wären wir nun – Stichwort: Zivilisation – mitten in der Debatte dieser Tage. Frank Schirrmacher, einer der Herausgeber der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, erhebt seine apokalyptische Stimme und fordert „die Debatte über ausländische Jugendkriminalität“: „Jetzt.“ Wir lesen:
„Deutsche werden neuerdings bei grundlosen Attacken als ‚Schweinefresser’ bezeichnet.“
Und da das offenbar noch nicht schlimm genug ist, packt Schirrmacher in der FAZ noch eins drauf:
„Die seltsame Parallele zwischen Neo-Nazis und kriminellen jungen Muslimen ist offenkundig: Sie reicht von der Herabwürdigung und Verfolgung aller Minderheiten bis zum Dekadenzvorwurf an die Mehrheit.“
Daraus erklärt sich die verwunderte Feststellung:
„Uns war historisch unbekannt, dass eine Mehrheit zum rassistischen Hassobjekt einer Minderheit werden kann.“
Frank Schirrmacher diagnostiziert in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG einen „Krieg der Kulturen“, und wo Krieg ist, das wissen wir, geht es hart zu. Beiderseits, versteht sich.
Im Berliner TAGESSPIEGEL nun sehen wir die Kehrseite dieser Medaille. „Dümmer, krasser als in der gegenwärtigen Debatte um das Strafrecht kann man die Welt kaum auf den Kopf stellen“, schreibt Caroline Fetscher in ihrem Essay über „Tolerierte Täter“. Sie meint damit:
„Väter und Mütter, mitunter auch Onkel oder Großeltern.“
Sie schlagen ihre Kinder mit allem Erreichbaren, demütigen sie, erziehen sie „mit einer Mischung aus Schlägen, Süßigkeiten und Trash-Fernsehen“, und wundern sich, dass diese Kinder irgendwann kriminell werden. Caroline Fetscher erinnert im Berliner TAGESSPIEGEL an den Paragraphen 1631, Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Ein Paragraph, der weithin unbekannt zu sein scheint. Darum sei er hier zitiert:
„Kinder haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“