Von Jens Brüning

Die FAZ erklärt, dass der "weltweit teuerste Künstler" Damien Hirst sein Studium noch kostenlos absolvieren durfte, während heutige Studenten am dortigen College fast 4.500 Euro pro Jahr berappen müssen. Die "Süddeutsche" berichtet von einem Kunst-Gaumenschmaus an der Costa Brava, wo Meisterkoch Ferran Adrià für ausgewählte Documenta-Besucher seine Kunst zelebriert. Ansonsten gratulieren die Feuilletons der "Grande Dame der Psychoanalyse", Margarete Mitscherlich, zum 90. Geburtstag.
"Für den weltweit teuersten Künstler war das Studium noch kostenlos", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Julia Voss zwingt in ihrer Betrachtung das Untere und das Obere zusammen, will sagen: Die Spanne zwischen Ruin und Rekord. Bei dem "weltweit teuersten Künstler" handelt es sich um Damien Hirst, dessen mit Diamanten besetzter Totenschädel aus Platin neulich - allerdings zusammen mit einer ganzen Ausstellung - den sensationellen Preis von 190 Millionen Euro erzielt hat. Hirst studierte vor zwanzig Jahren zum Nulltarif am renommiertesten Kunst-College in Londons Südosten. Heutzutage haben die dort Studierenden 4.500 Euro pro Jahr hinzublättern, um die höheren Weihen akademischer Kunst zu erlangen.

Dagegen sind die 500 Euro pro Semester, welche die Hamburger Kunstjünger mehrheitlich zu zahlen sich gegenwärtig weigern, "peanuts". Würde Damien Hirst die Hälfte seines Gewinns der Hamburger Hochschule für Bildende Künste schenken, wäre wenigstens das Problem der Studiengebühren dort für lange Zeit gelöst.

Immerhin 5.000 Euro bekam, wie wir dem Berliner TAGESSPIEGEL entnehmen, dessen Mitherausgeber Giovanni di Lorenzo in Form des Hildegard-von-Bingen-Preises der rheinland-pfälzischen Landeszahnärztekammer. Auch Preise haben ihre Schicksale. Lorenzo bekam den Preis nicht wegen seines zauberhaften Lächelns, sondern für "die schwungvolle Art, in der er der traditionsreichen 'ZEIT' ein neues Gepräge gegeben" habe. In Wartezimmern hat man ja immer sehr viel Zeit zum Lesen.

"Rein. Intensiv. Wie ein Drogenerlebnis."

So lautet die Titelzeile einer Kunstreportage von Merten Worthmann in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Es ist nicht irgendeine Kunstreportage, sondern der Bericht von der "Documenta"-Außenstation an der Costa Brava, wo Meisterkoch Ferran Adrià in seinem Restaurant "El Bulli" während der Laufzeit der Ausstellung in Kassel insgesamt zweihundert Glückliche mit seinem 38-Gänge-Menue entzückt. Dieses Mal waren es "eine junge Kunsthistorikerin aus Hamburg und ihr Mann". Wir lesen in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Die Frau sagt: 'Ich habe selten beim Essen so viel darüber nachgedacht, was dieses Essen überhaupt war.'"

Merten Worthmann - vor Ort und äußerst informiert über die neumodischen Kochpraktiken des Meisters - stellt abschließend befriedigt fest:

"Sie haben dann doch durchgehalten."

Durchgehalten haben auch die Österreicher. Nicht alle, aber viele. Michael Frank berichtet in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über ein Mirakel:
"Österreich bekennt sich zu einer Mitschuld an NS-Verbrechen."

Das geschieht derart, dass Österreichs Justizministerin Maria Berger 50.000 Euro für die Ergreifung der inzwischen über neunzigjährigen Kriegsverbrecher Alois Brunner und Aribert Heim ausgesetzt hat. Michael Frank urteilt:

"Die Kopfprämie für die Unholde Brunner und Heim ist eine Art Erziehungsgeld für die Geschichtsnation Österreich."

Wie heißt es in Schillers "Piccolomini"? "Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt."

Avantgarde hingegen war die "grande dame der Psychoanalyse". Franziska Augstein lobt in der SZ:

"Ihr haben ihre zahlreichen Leserinnen und Leser zumal in Deutschland viel Stoff für anregende Diskussionen am Abendbrottisch zu verdanken."

Katharina Rutschky weiß und schreibt in der BERLINER ZEITUNG:

"Klagen und lamentieren war ihre Sache nicht."

Frau Rutschky verrät ihren Lesern dann aber recht viel, worüber Margarete Mitscherlich hätte klagen und lamentieren können. Margarete Mitscherlich feiert am Dienstag ihren neunzigsten Geburtstag, und dazu gratuliert ihr auch Caroline Fetscher im Berliner TAGESSPIEGEL, und zwar mit einem Zitat aus dem Jahre 1985, formuliert von der Jubilarin selbst:

"Wäre es nicht nahe liegend und normal, sich der Türkenkinder in unserem Land anzunehmen, anstatt sie von hier fernhalten zu wollen?"