Von Jens Brüning
Die "Tageszeitung" spürt in den Frühjahrskatalogen der Buchverlage gefühligen Trends auf, und die "Süddeutsche Zeitung" berichtet von einer tief gespaltenen Türkei nach dem Meuchelmord an dem armenischen Journalisten Hrant Dink.
"Glücklich werden sie beide nicht","
lesen wir in der TAGESZEITUNG, kurz TAZ. Dirk Knipphals hat die Frühjahrskataloge der Buchverlage studiert und einen äußerst gefühligen Trend aufgespürt:
""Liebesarchive, Liebesgeschichten, Affärenschlamassel."
Sogar der Dichter Hermann Hesse ist wieder dabei mit einer Auswahl von neunundzwanzig meist in seinen frühen Jahren verfassten Erzählungen, die fünfundvierzig Jahre nach seinem Tod wieder erscheinen. Der TAZ-Autor ist skeptisch, ob all die schmackhaft angekündigten Gefühlsduseleien den literarischen Standard halten können, den John Updike bereits 1968 mit seinem Roman "Ehepaare" setzte. Updike ist nun auch schon 75 Jahre alt und gilt immer noch als Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur.
Der letzte Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk lebt in der Türkei. Die Türkei ist seit dem Meuchelmord an dem armenischen Journalisten Hrant Dink "tief gespalten", wie Kai Strittmatter in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schreibt. Er verweist auf Orhan Pamuk, der wie sechzig weitere Autoren aufgrund des Paragrafen 301 im türkischen Strafgesetzbuch wegen "Beleidigung des Türkentums" angeklagt war.
Besonders die türkische Schwesterpartei der hiesigen Sozialdemokraten mache in Sachen Nationalismus unangenehm auf sich aufmerksam. Strittmatter zitiert in der SZ aus einem Papier dieser Partei: "Der Premier sucht nach einem Komplizen in dem schändlichen Akt, die Beleidigung des Türkentums straffrei zu machen. Er erwartet von uns, dass wir uns entschuldigen, Türken zu sein. Wir werden uns nicht entschuldigen."
Der Türkei-Korrespondent der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG sieht in dieser Haltung das tiefgreifendste Problem der gegenwärtigen Türkei:
"Dieser hysterische Nationalismus ist nicht etwa rechtsextremen Splittergruppen vorbehalten – er ist in den Mainstream eingesickert, findet sich in Medien, der Justiz, der Armee und der Politik."
Strittmatter warnt, dass die Zahl der Jugendlichen, die sich von diesem Nationalismus zu extremen Handlungen verführen lasse, anwachse und inzwischen größer sei als überall sonst in Europa. Auf dieses Problem macht auch der in Berlin lebende Schriftsteller Zafer Senocak aufmerksam. Er schreibt in der Tageszeitung DIE WELT:
"Das Land braucht ein grundlegend anderes Verständnis vom Staat, vom Bürger."
Um dieses Verständnis vom Staat und den Bürgern, die ihn ausmachen, ist hierzulande Jahrzehnte lang debattiert worden. Der 27. Januar ist seit 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Aus diesem Anlass druckt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG die Rede, die Arno Lustiger am Freitag bei der Gedenkveranstaltung des Hessischen Landtags in Kassel gehalten hat. Es ist eine bewegende Rede, ist Lustiger doch einer der letzten Zeitzeugen, ein Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz.
Lustiger bringt einige Beispiele des Missbrauchs des Schwurs von 1945 "Nie wieder Auschwitz". Peter Weiss und Günter Grass, Stephan Hermlin und Joschka Fischer machen in der von Lustiger vorgeführten Galerie der Relativierer keine gute Figur. Auch Mairead Maguire taucht hier auf. Lustiger macht allerdings aus der nordirischen Friedensfrau, die bei einem Besuch in Ramallah die israelischen Atomwaffen mit den Gaskammern von Auschwitz verglich, einen Mann. Wahrscheinlich weil Lustiger einer Frau so etwas nicht zutraut.
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schreibt Peter Kasza über einen Besuch des mittlerweile achtzigjährigen israelischen Staatsanwalts Gabriel Bach im "Haus der Wannseekonferenz" in Berlin, und im Berliner TAGESSPIEGEL beruhigt uns Thomas Lackmann hinsichtlich der Beliebtheit des Vornamens Adolf im deutschsprachigen Raum:
"Selbst Neonazis nennen ihre Kinder eher Leon oder Justine."
lesen wir in der TAGESZEITUNG, kurz TAZ. Dirk Knipphals hat die Frühjahrskataloge der Buchverlage studiert und einen äußerst gefühligen Trend aufgespürt:
""Liebesarchive, Liebesgeschichten, Affärenschlamassel."
Sogar der Dichter Hermann Hesse ist wieder dabei mit einer Auswahl von neunundzwanzig meist in seinen frühen Jahren verfassten Erzählungen, die fünfundvierzig Jahre nach seinem Tod wieder erscheinen. Der TAZ-Autor ist skeptisch, ob all die schmackhaft angekündigten Gefühlsduseleien den literarischen Standard halten können, den John Updike bereits 1968 mit seinem Roman "Ehepaare" setzte. Updike ist nun auch schon 75 Jahre alt und gilt immer noch als Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur.
Der letzte Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk lebt in der Türkei. Die Türkei ist seit dem Meuchelmord an dem armenischen Journalisten Hrant Dink "tief gespalten", wie Kai Strittmatter in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schreibt. Er verweist auf Orhan Pamuk, der wie sechzig weitere Autoren aufgrund des Paragrafen 301 im türkischen Strafgesetzbuch wegen "Beleidigung des Türkentums" angeklagt war.
Besonders die türkische Schwesterpartei der hiesigen Sozialdemokraten mache in Sachen Nationalismus unangenehm auf sich aufmerksam. Strittmatter zitiert in der SZ aus einem Papier dieser Partei: "Der Premier sucht nach einem Komplizen in dem schändlichen Akt, die Beleidigung des Türkentums straffrei zu machen. Er erwartet von uns, dass wir uns entschuldigen, Türken zu sein. Wir werden uns nicht entschuldigen."
Der Türkei-Korrespondent der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG sieht in dieser Haltung das tiefgreifendste Problem der gegenwärtigen Türkei:
"Dieser hysterische Nationalismus ist nicht etwa rechtsextremen Splittergruppen vorbehalten – er ist in den Mainstream eingesickert, findet sich in Medien, der Justiz, der Armee und der Politik."
Strittmatter warnt, dass die Zahl der Jugendlichen, die sich von diesem Nationalismus zu extremen Handlungen verführen lasse, anwachse und inzwischen größer sei als überall sonst in Europa. Auf dieses Problem macht auch der in Berlin lebende Schriftsteller Zafer Senocak aufmerksam. Er schreibt in der Tageszeitung DIE WELT:
"Das Land braucht ein grundlegend anderes Verständnis vom Staat, vom Bürger."
Um dieses Verständnis vom Staat und den Bürgern, die ihn ausmachen, ist hierzulande Jahrzehnte lang debattiert worden. Der 27. Januar ist seit 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Aus diesem Anlass druckt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG die Rede, die Arno Lustiger am Freitag bei der Gedenkveranstaltung des Hessischen Landtags in Kassel gehalten hat. Es ist eine bewegende Rede, ist Lustiger doch einer der letzten Zeitzeugen, ein Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz.
Lustiger bringt einige Beispiele des Missbrauchs des Schwurs von 1945 "Nie wieder Auschwitz". Peter Weiss und Günter Grass, Stephan Hermlin und Joschka Fischer machen in der von Lustiger vorgeführten Galerie der Relativierer keine gute Figur. Auch Mairead Maguire taucht hier auf. Lustiger macht allerdings aus der nordirischen Friedensfrau, die bei einem Besuch in Ramallah die israelischen Atomwaffen mit den Gaskammern von Auschwitz verglich, einen Mann. Wahrscheinlich weil Lustiger einer Frau so etwas nicht zutraut.
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schreibt Peter Kasza über einen Besuch des mittlerweile achtzigjährigen israelischen Staatsanwalts Gabriel Bach im "Haus der Wannseekonferenz" in Berlin, und im Berliner TAGESSPIEGEL beruhigt uns Thomas Lackmann hinsichtlich der Beliebtheit des Vornamens Adolf im deutschsprachigen Raum:
"Selbst Neonazis nennen ihre Kinder eher Leon oder Justine."