Von Jens Brüning
Bahn-Chef Hartmut Mehdorn äußert sich in der "FAZ", warum er auf seinen Bahnhöfen keine Ausstellung über die Deportation der europäischen Juden zulassen möchte. Die "NZZ" kritisiert die Abschaffung des Kultursenators in Berlin. Und die "SZ" macht sich Gedanken, ob es ihn überhaupt geben muss.
"’Shock and go’ funktioniert nicht mehr", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn und Hauptmann der Reserve bei der Luftwaffe, außerdem Offizier der Französischen Ehrenlegion, erläutert im Gespräch mit Heinrich Wefing, warum er auf seinen Bahnhöfen keine Ausstellung über die Deportation der europäischen Juden zulassen möchte.
Es ist ein interessanter Dialog, in dessen Verlauf wir erfahren, dass die Deutsche Bahn die Initiative "Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt" fördert, 1998 ein eigenes Holocaust-Mahnmal in Berlin-Grunewald errichtet hat und seit Langem eine Ausstellung über die Beteiligung der Reichsbahn an den Judenmorden im Bahnmuseum Nürnberg zeigt.
"Wir Bahner brauchen keine neue Ausstellung", "
sagt Hartmut Mehdorn der FAZ, und als Heinrich Wefing einwendet, er habe doch gerade eine Wanderausstellung zum Thema angekündigt, räumt er den Bedarf nach einer solchen mobilen Schau ein, will sie aber nicht direkt in den Bahnhöfen zeigen, sondern an "geeigneten Orten" "in unmittelbarer Nähe".
Und das letzte Wort des Bahnchefs in diesem Gespräch mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zeigt ihn wieder auf der Höhe seiner Funktion:
" "Die Deutsche Bahn behält sich das Recht vor, selbst zu entscheiden, wie wir mit der Vergangenheit verantwortlich umgehen."
"Ein verheerendes Signal", titelt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, meint damit aber etwas ganz anderes, nämlich die Abschaffung des Kultursenators in der Berliner Senatsmannschaft. Die Kultur gerate in die "Mühlen des machtpolitischen Gerangels", vermutet Claudia Schwarz, und dort scheint wenigstens die Opernstiftung schon zu stecken, wenn wir ein Interview mit Michael Schindhelm, dem Generaldirektor der Berliner Opernstiftung, in der BERLINER ZEITUNG richtig interpretieren. Schindhelm sagt:
"Hier ist ein Symbolkampf im Gange. Berlin sucht nach attraktiven Opfern, nach dem Motto: Wenn Ihr es nicht anders wollt, muss jetzt dieses Kind dran glauben."
Das Kind, sei hinzugefügt, ist die Staatsoper Unter den Linden. Auch im Berliner TAGESSPIEGEL lässt Michael Schindhelm im Gespräch mit Christine Lemke-Matwey und Rüdiger Schaper seinem Unmut über Klaus Wowereit als Kulturbestimmer freien Lauf:
"Ich sehe die Geschäftsgrundlage, auf der ich hier meine Arbeit machen soll, akut gefährdet."
Und alles läuft auf diese Position hinaus:
"Friss oder stirb? Das ist für mich sicher keine Perspektive."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG macht sich Jens Bisky Gedanken darüber, ob es einen Kultursenator überhaupt geben muss, wenn die eigentliche Arbeit doch ganz woanders gemacht wird. Dort, wo es Kulturminister gibt oder gab, schreibt Bisky in der SZ, wurden auch Theater geschlossen und Orchester abgewickelt und
"Abscheuliches geleistet". "
Was nun den Kulturputsch im Roten Rathaus zu Berlin angeht, ist Bisky eher pessimistisch über den Ausgang der Aktion. Er schreibt:
" "Ist mehr zu erwarten als Wurstelei, verbunden mit Bettelgängen zum Bund? Dagegen sprechen die Koalitionsvereinbarungen und alle Erfahrungen mit Klaus Wowereit."
In der Tageszeitung DIE WELT fragt Manuel Brug:
"Welchen Kulturbegriff hat Berlins Regierender Bürgermeister?"
Wenn man das gelesen hat, sieht man zur Rechten wie zur Linken je eine ganze Oper sinken. Aber vielleicht ist das bloß der neumodische Alarmismus? Man weiß auch nicht recht, was man von Rolf Lautenschlägers Feststellung in der TAGESZEITUNG, der TAZ, halten soll, nach der von der nordrheinwestfälischen Kulturpolitik seit der Übernahme des Ressorts durch Jürgen Rüttgers, den Ministerpräsidenten, nichts mehr zu hören sei.
Vielleicht hilft einfach nur Geduld. Denn alles Gute braucht seine Zeit, wie wir einem Artikel über den Weinbau in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG entnehmen:
"Eine Riesling Trockenbeerenauslese zeigt ihre wahre Klasse erst nach zwanzig, dreißig oder noch mehr Jahren."
Es ist ein interessanter Dialog, in dessen Verlauf wir erfahren, dass die Deutsche Bahn die Initiative "Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt" fördert, 1998 ein eigenes Holocaust-Mahnmal in Berlin-Grunewald errichtet hat und seit Langem eine Ausstellung über die Beteiligung der Reichsbahn an den Judenmorden im Bahnmuseum Nürnberg zeigt.
"Wir Bahner brauchen keine neue Ausstellung", "
sagt Hartmut Mehdorn der FAZ, und als Heinrich Wefing einwendet, er habe doch gerade eine Wanderausstellung zum Thema angekündigt, räumt er den Bedarf nach einer solchen mobilen Schau ein, will sie aber nicht direkt in den Bahnhöfen zeigen, sondern an "geeigneten Orten" "in unmittelbarer Nähe".
Und das letzte Wort des Bahnchefs in diesem Gespräch mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zeigt ihn wieder auf der Höhe seiner Funktion:
" "Die Deutsche Bahn behält sich das Recht vor, selbst zu entscheiden, wie wir mit der Vergangenheit verantwortlich umgehen."
"Ein verheerendes Signal", titelt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, meint damit aber etwas ganz anderes, nämlich die Abschaffung des Kultursenators in der Berliner Senatsmannschaft. Die Kultur gerate in die "Mühlen des machtpolitischen Gerangels", vermutet Claudia Schwarz, und dort scheint wenigstens die Opernstiftung schon zu stecken, wenn wir ein Interview mit Michael Schindhelm, dem Generaldirektor der Berliner Opernstiftung, in der BERLINER ZEITUNG richtig interpretieren. Schindhelm sagt:
"Hier ist ein Symbolkampf im Gange. Berlin sucht nach attraktiven Opfern, nach dem Motto: Wenn Ihr es nicht anders wollt, muss jetzt dieses Kind dran glauben."
Das Kind, sei hinzugefügt, ist die Staatsoper Unter den Linden. Auch im Berliner TAGESSPIEGEL lässt Michael Schindhelm im Gespräch mit Christine Lemke-Matwey und Rüdiger Schaper seinem Unmut über Klaus Wowereit als Kulturbestimmer freien Lauf:
"Ich sehe die Geschäftsgrundlage, auf der ich hier meine Arbeit machen soll, akut gefährdet."
Und alles läuft auf diese Position hinaus:
"Friss oder stirb? Das ist für mich sicher keine Perspektive."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG macht sich Jens Bisky Gedanken darüber, ob es einen Kultursenator überhaupt geben muss, wenn die eigentliche Arbeit doch ganz woanders gemacht wird. Dort, wo es Kulturminister gibt oder gab, schreibt Bisky in der SZ, wurden auch Theater geschlossen und Orchester abgewickelt und
"Abscheuliches geleistet". "
Was nun den Kulturputsch im Roten Rathaus zu Berlin angeht, ist Bisky eher pessimistisch über den Ausgang der Aktion. Er schreibt:
" "Ist mehr zu erwarten als Wurstelei, verbunden mit Bettelgängen zum Bund? Dagegen sprechen die Koalitionsvereinbarungen und alle Erfahrungen mit Klaus Wowereit."
In der Tageszeitung DIE WELT fragt Manuel Brug:
"Welchen Kulturbegriff hat Berlins Regierender Bürgermeister?"
Wenn man das gelesen hat, sieht man zur Rechten wie zur Linken je eine ganze Oper sinken. Aber vielleicht ist das bloß der neumodische Alarmismus? Man weiß auch nicht recht, was man von Rolf Lautenschlägers Feststellung in der TAGESZEITUNG, der TAZ, halten soll, nach der von der nordrheinwestfälischen Kulturpolitik seit der Übernahme des Ressorts durch Jürgen Rüttgers, den Ministerpräsidenten, nichts mehr zu hören sei.
Vielleicht hilft einfach nur Geduld. Denn alles Gute braucht seine Zeit, wie wir einem Artikel über den Weinbau in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG entnehmen:
"Eine Riesling Trockenbeerenauslese zeigt ihre wahre Klasse erst nach zwanzig, dreißig oder noch mehr Jahren."