Von Jens Brüning
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet über einen Auftritt des ARD-Sportkoordinators Hagen Boßdorf an der Universität Göttingen und spricht von einem „verspäteten Gegenbesuch“. Außerdem in den Feuilletons: Weshalb der Journalist Hans Leyendecker mit einem Sturmgewehr in der „Bild“-Zeitung abgebildet wurde und weshalb nach Ansicht des Parteienforschers Franz Walter die 68er gewonnen haben.
„Göttingen ist eine beschauliche Stadt“, lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Das ist kein Zitat aus dem satirischen Versepos „Deutschland – ein Wintermärchen“ von Heinrich Heine, und auch kein Ablenkungsmanöver in Sachen „Heine-Preis-Verleihung geplatzt“. Tilmann Lahme schreibt in der FAZ über einen Auftritt des ARD-Sportkoordinators Hagen Boßdorf an der Universität Göttingen. Eine Art verspäteter Gegenbesuch, denn „1988“, erfahren wir aus der FAZ, „hatte eine Gruppe Göttinger Publizistikstudenten die DDR besucht und sich auch mit Studenten in Leipzig getroffen, darunter Boßdorf.“ Danach gab es dann einen „Vorgang“, wie man das nennt, bei der Staatssicherheit. Darüber nun wurde in Göttingens Alma mater vor Publikum diskutiert, und es kam nicht viel dabei heraus. Warum dieses Nicht-Ereignis dennoch breit referiert wird? Hagen Boßdorf steht seit einiger Zeit sozusagen unter Bewährung. Und nun hat er für die aktuelle Berichterstattung über Schwimmwettbewerbe einen sachkundigen Kollegen gegen einen anderen sachkundigen Kollegen ausgetauscht, nur dass sich die Sachkunde des letzteren auf einem anderen Gebiet als dem des Schwimmsports findet.
Darüber berichten auch die Tageszeitung DIE WELT und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Ein guter Reporter kann eben alles, meint Boßdorf, und uns scheint der Unterschied zwischen Turmspringen und Skispringen nur in Nuancen zu liegen, denn abwärts geht es allemal. Der Skandal, lesen wir in den erwähnten Blättern, manifestiert sich in der Tatsache, dass der abgeschaltete Kollege sich in Sachen Doping sehr weit aus dem Fenster gelehnt hat, unter anderem mit dem Hinweis, die ARD-Sportsparte halte sich in dieser heiklen Angelegenheit merkwürdig bedeckt. Nun, meint Boßdorf, wie wir lesen, dass der Kollege sich ganz auf dieses Thema konzentrieren könne. Eine Art „Bewährung in der Produktion“, scheint’s.
Es gibt ja ohnehin merkwürdige Bräuche im Journalismus. Im Berliner TAGESSPIEGEL lesen wir ein Interview mit dem BND- und Enthüllungsexperten Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung. Leyendecker nämlich war am Donnerstag auf Seite 2 der „BILD“-Zeitung zu sehen, fröhlich lachend und mit einem Sturmgewehr über der Schulter. Warum das Foto in BILD gezeigt wird, erschließt sich nicht aus dem Text dazu, aber im Gespräch mit dem TAGESSPIEGEL vermutet Leyendecker einen Zusammenhang mit einem Telefonat, das er mit dem BILD-Chefredakteur wegen eines wegen Volksverhetzung verurteilten BILD-Zeitungs-Experten führte. Leyendeckers Fazit: „Man lernt in diesem Gewerbe nie aus.“ Übrigens sieht man auf dem Foto in BILD, dass sich der kleine Mann eher selbst verletzen würde, hantierte er tatsächlich mit einer Waffe.
Die Umwertung aller Werte schreitet voran und macht auch vor einer großen Volkspartei nicht Halt. Der Parteienforscher Franz Walter aus Göttingen hat festgestellt und schreibt in der Tageszeitung DIE WELT: „’68’ hat gewonnen.“ Das müssen wir verpasst haben. Walter meint das aber ernst, denn er hat festgestellt: „Die Dämme, die die Union gegen die Kulturrevolte, den Hedonismus, den libertären Postmaterialismus errichtet hatte, sind gebrochen.“ Der Beweis? In der Überschrift zu diesem Beitrag steht: „Schwul, geschieden, getrennt.“ Und das bezieht sich auf Führungspersonal der Christlich Demokratischen Union, kurz CDU. Welche mit diesem Paradigmenwechsel in den eigenen Reihen in schroffen Gegensatz zum einsetzenden „Wandel des Wertewandels“ trat. Franz Walter in der WELT: „In den Tiefenschichten der Gesellschaft wachsen die Bedürfnisse nach Bindung, Zuordnung, Sicherheiten.“ Woran, meinen wir, die Politik nicht ganz unschuldig ist.
Darüber berichten auch die Tageszeitung DIE WELT und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Ein guter Reporter kann eben alles, meint Boßdorf, und uns scheint der Unterschied zwischen Turmspringen und Skispringen nur in Nuancen zu liegen, denn abwärts geht es allemal. Der Skandal, lesen wir in den erwähnten Blättern, manifestiert sich in der Tatsache, dass der abgeschaltete Kollege sich in Sachen Doping sehr weit aus dem Fenster gelehnt hat, unter anderem mit dem Hinweis, die ARD-Sportsparte halte sich in dieser heiklen Angelegenheit merkwürdig bedeckt. Nun, meint Boßdorf, wie wir lesen, dass der Kollege sich ganz auf dieses Thema konzentrieren könne. Eine Art „Bewährung in der Produktion“, scheint’s.
Es gibt ja ohnehin merkwürdige Bräuche im Journalismus. Im Berliner TAGESSPIEGEL lesen wir ein Interview mit dem BND- und Enthüllungsexperten Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung. Leyendecker nämlich war am Donnerstag auf Seite 2 der „BILD“-Zeitung zu sehen, fröhlich lachend und mit einem Sturmgewehr über der Schulter. Warum das Foto in BILD gezeigt wird, erschließt sich nicht aus dem Text dazu, aber im Gespräch mit dem TAGESSPIEGEL vermutet Leyendecker einen Zusammenhang mit einem Telefonat, das er mit dem BILD-Chefredakteur wegen eines wegen Volksverhetzung verurteilten BILD-Zeitungs-Experten führte. Leyendeckers Fazit: „Man lernt in diesem Gewerbe nie aus.“ Übrigens sieht man auf dem Foto in BILD, dass sich der kleine Mann eher selbst verletzen würde, hantierte er tatsächlich mit einer Waffe.
Die Umwertung aller Werte schreitet voran und macht auch vor einer großen Volkspartei nicht Halt. Der Parteienforscher Franz Walter aus Göttingen hat festgestellt und schreibt in der Tageszeitung DIE WELT: „’68’ hat gewonnen.“ Das müssen wir verpasst haben. Walter meint das aber ernst, denn er hat festgestellt: „Die Dämme, die die Union gegen die Kulturrevolte, den Hedonismus, den libertären Postmaterialismus errichtet hatte, sind gebrochen.“ Der Beweis? In der Überschrift zu diesem Beitrag steht: „Schwul, geschieden, getrennt.“ Und das bezieht sich auf Führungspersonal der Christlich Demokratischen Union, kurz CDU. Welche mit diesem Paradigmenwechsel in den eigenen Reihen in schroffen Gegensatz zum einsetzenden „Wandel des Wertewandels“ trat. Franz Walter in der WELT: „In den Tiefenschichten der Gesellschaft wachsen die Bedürfnisse nach Bindung, Zuordnung, Sicherheiten.“ Woran, meinen wir, die Politik nicht ganz unschuldig ist.