Von Jens Brüning

In der "Berliner Zeitung" berichtet Christian Esch von der Wirtschaftsprofessorin Rivoli, die ein Baumwollhemd kaufte und dieses über China bis an seinen Ursprungsort in Texas zurückverfolgte. Über die "vermutlich längste und teuerste Tiefgaragenzufahrt der Welt" schreibt Heinrich Wefing in der "FAZ" und meint damit den neuen Berliner Tiergartentunnel, der am Sonntag für den Autoverkehr freigegeben wird. Außerdem beschäftigt die beginnende Leipziger Buchmesse die Feuilletons.
"Du bringst mich in Kontakt mit meiner Traurigkeit", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Sonja Zekri gibt uns einen Überblick über den Markt der Beziehungsarbeit in unserer Gesellschaft. Denn nicht nur aus Büchern und auf der Couch des Facharztes lässt sich der Umgang zwischen Mensch und Mensch lernen, auch Internet und Tanzcafés können hilfreich sein, im weltweiten Netz sogar global.

Global ist auch der Markt für kurzarmige Baumwollhemden. Aber dass nicht alles so ist, wie man sich das im Zusammenhang mit der globalen Markwirtschaft gern vorstellen möchte, erfahren wir aus der BERLINER ZEITUNG. Christian Esch berichtet von den Erfahrungen der US-amerikanischen Wirtschaftsprofessorin Rivoli, die sich ein Baumwollhemd kaufte und dieses Produkt an seinen Ursprungsort zurückverfolgte. Dahin hatte sie es nicht weit: die Baumwolle wuchs in Texas.

Der Verarbeitungsprozess aber fand weit entfernt in China statt, von wo das Hemd an den Herkunftsort seines Rohstoffes zurückkehrte. Was daran Markwirtschaft ist, fragt sich nicht nur Christian Esch in der BERLINER ZEITUNG.

"Keine Grabkammer könnte einsamer sein", schreibt Heinrich Wefing in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über den Ort, den er als "Bauch von Berlin" bezeichnet. Jeder ist für seine Bilder selbst schuld, weiß man aus dem Literaturkurs an der Volkshochschule.

Wefing ist nämlich nicht auf dem Großmarkt, sondern wandelt unterirdisch zwischen Spree- und Grundwasser durch den neuen Tiergartentunnel, der am Sonntag für den Autoverkehr freigegeben wird. Der Tunnel sei die "vermutlich längste und teuerste Tiefgaragenzufahrt der Welt", vermutet Wefing, und am Ende, als im Text aus dem "Bauch von Berlin" plötzlich der "Blinddarm von Berlin" geworden ist, steht der städtebaugeschichtlich kundige Reporter "im urbanen Nirgendwo, zwischen Abholmärkten, Tankstellen und Baucontainern", also da, vermutet man, wo ihn die Markwirtschaft hinlenken wollte.

Aber der müde Wanderer von der FAZ denkt da antizyklisch. Er wähnt sich "schier am Ende der Welt."

Mitten im Leben tummeln sich die internationalen Beteiligungsgesellschaften, von deren Appetit auf Zeitungsverlage uns Rolf Obertreis im Berliner TAGESSPIEGEL berichtet. "Wir konzentrieren uns auf den Mittelstand", hat ihm der führende Einkäufer mit amerikanischem Hintergrund erklärt. Und er hat verraten:

"Wir wollen die Verlage nicht aussaugen, sondern anreichern. Wir würden uns doch den Ast absägen, auf dem wir sitzen."

Schließlich ist es das Unternehmensziel von Geldanlegern, Gewinne zu erwirtschaften, und den höchsten Gewinn erzielt man, wenn man billig einkauft und den Erwerb dann mit hohem Aufschlag wieder verkauft.

Manchmal klappt das nicht, wie wir aus der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG lernen. Michael Hanfeld hat den Zeitschriftenmacher Markus Peichl nach dem sichersten Rezept für das beste Magazin befragt. "Die Verlage müssen ihre Produkte rückkanalfähig machen", meint der Experte, und er rät zur Trendwende, nämlich "hin zu neuen, hochwertigen, individuell ausgerichteten Zeitschriften." Wenn man es recht überlegt, plädiert der Mann für mehr Radio auf dem Pressemarkt.

Am Mittwoch beginnt die Leipziger Buchmesse. In der Tageszeitung DIE WELT meldet Elmar Krekeler den Trend: "Journalisten, die Romane schreiben." Julia Schröder hingegen warnt in der STUTTGARTER ZEITUNG:

"Wer eine Lesung besucht hat, hat noch lange kein Buch gekauft. Und wer ein Buch gekauft hat, hat es noch nicht gelesen."