Von Jens Brüning

Die Angst vor Epidemien beschäftigt den Berliner "Tagesspiegel". Die "Süddeutsche Zeitung" widmet sich der geplanten ProSieben/Sat 1-Übernahme durch Springer. Die "Neue Zürcher Zeitung" sieht einen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses skeptisch.
"Wir fürchten uns vor nichts", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL, "aber wir sterben vor Angst." Kai Müller untersucht auf der Aufmacherseite des Kulturteils die Hintergründe der epidemisch gewordenen Angst vor Epidemien. Es geht dabei nicht nur um Vogelgrippe, Rinderwahnsinn oder andere heutige Erscheinungen. Schon Abraham erwarb das Gefühl der Angst, um es nie mehr loszuwerden. Im TAGESSPIEGEL fahren wir mit auf der Zeitmaschine, streifen Joseph Conrad und Albert Camus, um beim Technischen Überwachungsverein zu landen, der Fußballstadien auf ihre Paniktauglichkeit prüft. Kai Müller ruft uns mit Hilfe des amerikanischen Horrorautors Edgar Allan Poe zur Ordnung. In seinem Roman "Der Sturz in den Mahlstrom" rettet sich ein Seemann vor dem tödlichen Strudel, indem er sich die Dynamik des Strudels zu Eigen macht. Kai Müller rät:

"So kann man es machen: den Abgrund im Auge behalten."

Inge Günther hat für die BERLINER ZEITUNG den israelischen Schriftsteller Meir Shalev zu seiner Einschätzung der Lage in Israel nach Ariel Scharons schwerem Schlaganfall befragt. Die rasche Rückkehr zur Normalität erklärt Shalev so:

"Wir sind eben doch eine gesunde Gesellschaft, die nicht vor dem Krankenhaus auf das Erscheinen des Messias wartet."

Hingegen erwartet der Schriftsteller langfristig den Aufstieg der derzeitigen Justizministerin zur Ministerpräsidentin. Sie sei verantwortungsvoll, überlegt, gleichzeitig sehr entschieden und nachdrücklich." Alles dies seien Eigenschaften, die man in Israel dringend nötig hat, um das Land in die Zukunft zu führen. Denn ein Problem besteht nach wie vor, sagt Shalev der BERLINER ZEITUNG:

"Jeder glaubt hier, dass Gott ihn unterstützt."

Das führt zwangsläufig zu bösem Erwachen, wenn dieses Glauben sich nicht bestätigt. Auf der Medienseite der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG befragen Claudia Tieschky und Hans-Jürgen Jacobs Deutschlands obersten Medienwächter, den Chef der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, kurz KEK. Der heißt Dieter Dörr und ist im Fall des Einkaufsverhaltens des Springer-Verlages auf dem Fernsehmarkt der Ansicht, "dass Wettbewerb herrschen soll". Und das heißt in Sachen Springer-Verlag auch:

"Wir müssen dafür sorgen, dass publizistische Vielfalt im bundesweiten Fernsehen erhalten bleibt."

In dem Gespräch werden dann allerhand Einflussversuche von Bedenkenträgern und Medienkaufleuten diskutiert, bis KEK-Chef Dörr einen Hinweis gibt, woran es der Diskussion mangelte: "Ich glaube", sagt er in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, "in der öffentlichen Diskussion ist teilweise zu kurz gekommen, dass es bei uns darum geht, Grundvoraussetzungen für die Demokratie zu sichern." In den angelsächsischen Ländern gebe es wesentlich strengere Regeln.

Um Regeln geht es auch bei einem Bauwerk, das mitten in Berlin steht und seit Jahren für angeregte Debatten sorgt. "Der Palast der Republik", lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, "ist ein Zeugnis der Geschichte". Claudia Schwarz diskutiert in ihrem Artikel die jüngsten Debatten um den Abriss des Gebäudes, in dessen Glasfassaden sich der wilhelminische Protz des Berliner Doms ebenso spiegele wie das Weltniveau des DDR-Fernsehturms. Die kürzlich dort veranstaltete Kunstausstellung habe eine Weiterverwendungsmöglichkeit aufgezeigt, und die in der Nachbarschaft errichtete Kopie der Kommandantur sei ein abschreckendes Beispiel für den Effekt, den die Wiedererrichtung der barocken Schlossfassaden ergeben könnte. Eine beruhigende Vorstellung ist es für die NZZ-Autorin nicht, dass nach dem für diesen Monat noch geplanten Abriss der Palastruine eine Wiese an diesem Ort wachsen soll:

"Wer in der Hauptstadt der Hunde lebt, weiß was das bedeutet."

endet der Artikel.

Im Berliner TAGESSPIEGEL findet sich in einem Interview mit der Medienprofessorin Miriam Meckel über den Fall Susanne Osthoff der immer gültige Satz:

"Es gibt Menschen, deren beste oder höchste Ausdrucksform nicht das Fernsehinterview ist."