Von Jens Brüning

In 25 großen europäischen Tageszeitungen, darunter die "Süddeutsche Zeitung", rufen die Soziologen Ulrich Beck und Anthony Giddens zu einer europaweiten Diskussion über die "Zukunft der Europäischen Union und ihrer Nationen" auf. Und der "Tagesspiegel" blickt vor dem 15. Jahrestag der Deutschen Einheit zurück auf eine Gastronomenkarriere in Berlin.
In 25 großen europäischen Tageszeitungen erscheint am Sonnabend ein Essay der Soziologen Ulrich Beck und Anthony Giddens. Es handelt sich dabei um einen Aufruf zu einer europaweiten Diskussion über die "Zukunft der Europäischen Union und ihrer Nationen". Wir zitieren aus der Fassung in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.

Die Hälfte des Textes beschäftigt sich mit den Vorteilen der Europäischen Union. Sie sei "das originellste und erfolgreichste Experiment der politischen Institutionenbildung seit dem Zweiten Weltkrieg" und habe "nach dem Fall der Berliner Mauer Europa geeint". Es sei möglich gewesen, dass "eines der einst ärmsten Länder Europas, Irland, zu einem der reichsten werden" konnte. Schließlich lesen wir in der SZ:

"Ohne ein kosmopolitisches Europa sind die Nationalstaaten zum Untergang verurteilt."

Ulrich Beck und Anthony Giddens sehen in einem geeinten Europa den "wichtigsten Akteur auf der globalen Bühne im 21. Jahrhundert". Dafür aber müsse eine gemeinsame Verfassung geschaffen werden und eine "überzeugte europäische Öffentlichkeit entfaltet" werden. Wie gesagt: nachzulesen in 25 europäischen Leitblättern.

Vor dem 15. Jahrestag der Deutschen Einheit blickt Elisabeth Binder im Berliner TAGESSPIEGEL zurück auf eine Gastronomenkarriere. Der Gastwirt Johann Staudinger ist die Hauptperson dieser Geschichte. Der aus dem Schwäbischen Zugereiste begann 1976 in Berlin-Moabit mit einem Lokal, das gut lief und seinen Wirt samt Personal so ernährte, dass auch eine sechswöchige Schließzeit im Sommer ohne weiteres zu verkraften war. Als die Mauer fiel, ging es mit dem Lokal bergauf, ganz nach dem Motto der Zeit: "Nichts wird uns aufhalten. Alles ist möglich."

Leider setzte dann sehr schnell die Rezession ein. Schon 1995 bekam man zwar noch Geld für eine Restaurantfiliale, aber die Leute aßen und tranken lieber nicht in Berlin-Moabit, sondern im Bezirk Prenzlauer Berg. Wir lesen im TAGESSPIEGEL mit Entsetzen, wie rasch es dann bergab ging. Der hoffnungsfrohe Gastronom war 1997 bereits pleite und 2001 sogar Sozialhilfeempfänger. Aber die Hoffnung hört niemals auf: "100.000 Euro würden reichen", ist der letzte Satz des Artikels. Angesichts der zuvor erwähnten Millionensummen eine bescheidene Hoffnung.

Edo Reents war für sein Blatt, die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, in Heidelberg und hat Paul Kirchhof in seiner Studierstube hoch über dem Neckar besucht. Versucht wird, eine Erklärung dafür zu finden, warum der kluge Mann sich in der Politik nicht hat durchsetzen können. Auch hier am Ende Hoffnung:

"Es hätte auch anders kommen können."

Drei Geburtstage seien kurz erwähnt: In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG gibt es anlässlich des zehnten Geburtstages der 3sat-Sendung "Kulturzeit" ein Interview mit deren österreichischen Moderator Ernst A. Grandits, das mit der Feststellung endet:

"Geschadet hat Kunst noch niemandem."

Ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: Ein Geburtstagsständchen für den amerikanischen Schriftsteller und Kritiker Gore Vidal, am 3. Oktober 80 Jahre alt wird. Und im Berliner TAGESSPIEGEL schreibt Rüdiger Schaper über den Theatermann Peter Stein, der am Sonnabend 68 Jahre alt wird und derzeit in Berlin sein "Wallenstein"-Projekt vorbereitet. Zu diesem Vorhaben, für das er noch viel Geld sammeln muss, sagt Peter Stein:

"Es wird die langweiligste Sache, die je auf einem deutschen Theater zu sehen war. Ältere Männer stehen und sitzen herum und quatschen über Politik."