Von Jens Brüning
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kommt bei der Analyse des sonntäglichen Fernsehabends zu dem Ergebnis, dass der Kanzler unter Einfluss von körpereigenen Stresshormonen "entgleiste". Zur Beantwortung der Frage, was eigentlich herausgekommen ist an diesem kühlen Septemberabend, zieht die "Stuttgarter Zeitung" die Regeln des Schachspiels zu Rate und weiß: "Unentschieden liebt keiner."
Es lag an den Endorphinen, meint der Feuilleton-Herausgeber der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, Frank Schirrmacher, in seiner Analyse des sonntäglichen Fernsehabends. Endorphine regeln Empfindungen, stehen in Verbindung mit der Produktion von Sexualhormonen und werden mitverantwortlich gemacht für die Entstehung von Euphorie. Dadurch sei der amtierende Kanzler völlig schmerzunempfindlich gewesen nach der Verkündung der Wahlergebnisse und daher "entgleist", wie Schirrmacher analysiert. Er lobt seinen Kollegen Nikolaus Brender, den ZDF-Moderator dieses Abends, der die "Würde des Amtes des Bundeskanzlers gegen Herrn Schröder verteidigte." Auf der Medienseite der FAZ wird dieser Fernsehheld in einem Interview mit Michael Hanfeld herausgestellt. Auf diese Idee sind der Berliner TAGESSPIEGEL und die Tageszeitung DIE WELT auch gekommen. Insofern zitieren wir nun aus einem Brenderschen Dreierpack: "Schröder war in Trance" (TAGESSPIEGEL). "Wer störend im Weg stand, hat es halt abgekriegt" (DIE WELT). Und: "Der Journalist musste erklären, dass er und seine Arbeit nicht zum Machtbereich des Politikers zählen" (FAZ).
Nach dem dies alles nun geklärt ist, fragt sich immer noch, was eigentlich herausgekommen ist an diesem kühlen Septemberabend. Hier hilft uns Tim Schleider von der STUTTGARTER ZEITUNG. Er zieht die Regeln des Schachspiels zu Rate und weiß: "Unentschieden liebt keiner." Im Schach wird das qualitativ mindere "unentschieden" als "Patt" bezeichnet, und Tim Schleider meint: "Die Angst vor der Bewegungslosigkeit greift um sich." In seinem Beitrag in der STUTTGARTER ZEITUNG lesen wir zudem, dass der Stillstand auch "als Realität und neuer Ausgangspunkt aller Überlegungen" wahrgenommen werden könnte. Und hier wechselt er erneut den Schauplatz, indem er die Republik auf die Therapeutencouch legt: "In einer Psychologenpraxis könnte das der Beginn einer wunderbaren Therapie sein." Im Jubiläumsjahr des deutschen Dichters Friedrich Schiller liegt es nahe, dass Wolfgang Schreiber in seiner Kolumne "Zwischenzeit" in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG in den unvergänglichen Zitatenschatz greift: "Was tun, spricht Zeus, die Welt ist weggegeben."
Eckhard Fuhr stellt in der Tageszeitung DIE WELT irritiert fest: "Deutschland ist gar keine Mediendemokratie." Denn am Ende des Tages stand fest:
"Der Souverän hat sich der Anordnung der Platzwarte der veröffentlichten Meinung, gefälligst eine Entscheidung zwischen Stillstand und Reform zu treffen, verweigert."
Im selben Blatt stellt der Maler Jörg Immendorf auf Befragen fest: "Mit Schwarz-Gelb marschiert die Republik in die fünfziger Jahre zurück." Währenddessen fordert der Verleger Klaus Wagenbach – auch in der WELT – das Abtreten der Herren Lafontaine und Schröder, um eine "deutliche, ordentliche linke Mehrheit in Deutschland" zu ermöglichen, welche die Menschen offenbar wünschten.
Auf der Medienseite der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG lesen wir das Protokoll eines Fernsehabends aus der Perspektive, die sich dem Reporter beim Blick über die Rücken einer Übertragungswagenmannschaft bot. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hat sechs ihrer Mitarbeiter in die Berliner Nacht geschickt, um zu erkunden, "wer mit wem spricht." Sie waren wirklich überall, was zu bewundern ist. Was sie hörten und notierten, kommt aber über das, was man so sagt in einer Wahlnacht, nicht hinaus. Vielleicht hat doch Franz Walter, der Parteienforscher aus Göttingen, Recht, der in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG feststellt: "Die einen entspannen beim Brunnello, die anderen betrinken sich mit Hansa-Pils."
Nach dem dies alles nun geklärt ist, fragt sich immer noch, was eigentlich herausgekommen ist an diesem kühlen Septemberabend. Hier hilft uns Tim Schleider von der STUTTGARTER ZEITUNG. Er zieht die Regeln des Schachspiels zu Rate und weiß: "Unentschieden liebt keiner." Im Schach wird das qualitativ mindere "unentschieden" als "Patt" bezeichnet, und Tim Schleider meint: "Die Angst vor der Bewegungslosigkeit greift um sich." In seinem Beitrag in der STUTTGARTER ZEITUNG lesen wir zudem, dass der Stillstand auch "als Realität und neuer Ausgangspunkt aller Überlegungen" wahrgenommen werden könnte. Und hier wechselt er erneut den Schauplatz, indem er die Republik auf die Therapeutencouch legt: "In einer Psychologenpraxis könnte das der Beginn einer wunderbaren Therapie sein." Im Jubiläumsjahr des deutschen Dichters Friedrich Schiller liegt es nahe, dass Wolfgang Schreiber in seiner Kolumne "Zwischenzeit" in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG in den unvergänglichen Zitatenschatz greift: "Was tun, spricht Zeus, die Welt ist weggegeben."
Eckhard Fuhr stellt in der Tageszeitung DIE WELT irritiert fest: "Deutschland ist gar keine Mediendemokratie." Denn am Ende des Tages stand fest:
"Der Souverän hat sich der Anordnung der Platzwarte der veröffentlichten Meinung, gefälligst eine Entscheidung zwischen Stillstand und Reform zu treffen, verweigert."
Im selben Blatt stellt der Maler Jörg Immendorf auf Befragen fest: "Mit Schwarz-Gelb marschiert die Republik in die fünfziger Jahre zurück." Währenddessen fordert der Verleger Klaus Wagenbach – auch in der WELT – das Abtreten der Herren Lafontaine und Schröder, um eine "deutliche, ordentliche linke Mehrheit in Deutschland" zu ermöglichen, welche die Menschen offenbar wünschten.
Auf der Medienseite der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG lesen wir das Protokoll eines Fernsehabends aus der Perspektive, die sich dem Reporter beim Blick über die Rücken einer Übertragungswagenmannschaft bot. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hat sechs ihrer Mitarbeiter in die Berliner Nacht geschickt, um zu erkunden, "wer mit wem spricht." Sie waren wirklich überall, was zu bewundern ist. Was sie hörten und notierten, kommt aber über das, was man so sagt in einer Wahlnacht, nicht hinaus. Vielleicht hat doch Franz Walter, der Parteienforscher aus Göttingen, Recht, der in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG feststellt: "Die einen entspannen beim Brunnello, die anderen betrinken sich mit Hansa-Pils."