Von Jens Brüning
In der "Zeit" wirft der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch einen Blick zurück auf die seit der politischen Wende in Europa vergangenen 15 Jahre. Die Welt widmet sich der Berliner Konferenz "Kultur des Erinnerns" und außerdem der Profession des Professors und akademischen Doppelbegabungen.
In der "Zeit" wirft der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch einen Blick zurück auf die seit der politischen Wende in Europa vergangenen 15 Jahre. Die Welt widmet sich der Berliner Konferenz "Kultur des Erinnerns" und außerdem der Profession des Professors und akademischen Doppelbegabungen.
In der Wochenzeitung DIE ZEIT lesen wir einen zutiefst pessimistischen Artikel über das Ende jeder Utopie, auch der Utopie des Kapitalismus als schönem Prinzen. Geschrieben hat dies der Schriftsteller Juri Andruchowytsch, geboren vor 45 Jahren in der Westukraine, lebend derzeit in Berlin und recht erfolgreich mit Romanen und Essays. Sein Rückblick auf die seit der politischen Wende in Europa vergangenen 15 Jahre endet vor dem Abgrund: " Nachdem der Konflikt zwischen den Systemen beendet ist, zerfällt vor unseren Augen eine weitere Utopie des Okzidents: die Utopie von ewig garantierter Sicherheit, Stabilität und – das vor allem – gleich bleibend hohem Lebensstandard. " Aus dieser Perspektive findet Andruchowytsch selbst die auf dem Berliner Alexanderplatz vorgefundene urbane Variante einer bukolischen Landschaft Optimismus weckend: " Penner, Punks, Köter und Spinner."
In Berlin beginnt am Donnerstag eine internationale Konferenz mit dem Titel "Kultur des Erinnerns". Gastgeber ist Bundesaußenminister Joseph Martin Fischer, Gast unter anderem Paul Preston, der das Ende der spanischen Franco-Diktatur erforscht hat. Für die Tageszeitung DIE WELT hat Nikolaus Nowak mit dem aus Liverpool stammenden Historiker gesprochen. Aus diesem Gespräch lernen wir immer gültige Wahrheiten, zum Beispiel, dass Terroristen wie Saddam Hussein oder Generalissimus Franco abgesehen von ihrer innenpolitischen Brutalität politisch nur darum so lange überlebten, weil die Weltmächte wegschauten und an einem Regierungswechsel nicht interessiert waren. Das ließe sich auf der Berliner Konferenz vertiefen zu einer Lektion, aus der für die Zukunft zu lernen wäre.
Lernen und Lehren sind die beiden Schuhe einer Profession, deren Angehörige vor dem Namen den Titel Professor führen. Ulrich Baron erforscht in der Tageszeitung DIE WELT den Hang einiger Hochschullehrer zur ausgeübten Literatur. "Romane statt Fußnoten" lautet die Titelzeile sinnigerweise. Anhand treffender Beispiele werden uns einige Mehrfachbegabungen vorgezeigt, unter ihnen der Jurist, Mediziner und Geschichtsprofessor Friedrich Schiller und der gegenüber seinen phantasievollen Novellen eher mindere Amtsrichter Theodor Storm. Der einst universal gebildete Mensch sei im Laufe der Geschichte zum Vollzeitwissenschaftler beziehungsweise Vollzeitschriftsteller mutiert, von wenigen heute in freier Wildbahn tätigen Doppelbegabungen abgesehen. Genannt wird zum Beispiel der Soziologieprofessor –ky, der als Horst Bosetzky Soziokrimis schrieb, oder umgekehrt. Zum erlauchten Kreis zählen auch Umberto Eco und Bernhard Schlink. Ulrich Baron hat festgestellt, wie wir in seinem WELT-Artikel lesen: " Wer sich heute als akademisch tätiger Geisteswissenschaftler habilitiert, hat viele Jahre hoch spezialisierter und relativ niedrig entlohnter Arbeit hinter sich – eine Einbahnstraße, die, wenn nicht zu einer Professur, ins berufliche Abseits führt." Dies zur Warnung all derer, die denken, es gehe ohne – sagen wir – Fußnoten.
Einer, der immer vom Schreiben gelebt hat, wenn auch nicht besonders luxuriös, ist der Schriftsteller Peter Rühmkorf. Mit ihm zusammen haben Wolfram Runkel und Christof Siemes für die Wochenzeitung DIE ZEIT am Wahlabend in Nordrhein-Westfalen ferngesehen. Sein ganzes Leben lang war er der SPD treu. Seine Gattin übrigens auch. Sie war die erste Frauenbeauftragte der Bundesrepublik und vier Jahre lang Kulturministerin der SPD-Regierung in Schleswig-Holstein. Während Peter Rühmkorf verwirrt von den Zeitläuften immer tiefer in den Fernsehsessel sackt, gar die parlamentarische Demokratie ausgehöhlt sieht, genehmigt sich Eva Rühmkorf einen Schnaps. Schließlich aber obsiegt des Dichters Wollen. Wir lesen in der ZEIT: " Poesie ist anarchisch, verrückt, frei, da kann man verantwortungslos Dinge in die Welt setzen, Drogengenüsse und andere sozial unverträgliche Sachen besingen. "
In der Wochenzeitung DIE ZEIT lesen wir einen zutiefst pessimistischen Artikel über das Ende jeder Utopie, auch der Utopie des Kapitalismus als schönem Prinzen. Geschrieben hat dies der Schriftsteller Juri Andruchowytsch, geboren vor 45 Jahren in der Westukraine, lebend derzeit in Berlin und recht erfolgreich mit Romanen und Essays. Sein Rückblick auf die seit der politischen Wende in Europa vergangenen 15 Jahre endet vor dem Abgrund: " Nachdem der Konflikt zwischen den Systemen beendet ist, zerfällt vor unseren Augen eine weitere Utopie des Okzidents: die Utopie von ewig garantierter Sicherheit, Stabilität und – das vor allem – gleich bleibend hohem Lebensstandard. " Aus dieser Perspektive findet Andruchowytsch selbst die auf dem Berliner Alexanderplatz vorgefundene urbane Variante einer bukolischen Landschaft Optimismus weckend: " Penner, Punks, Köter und Spinner."
In Berlin beginnt am Donnerstag eine internationale Konferenz mit dem Titel "Kultur des Erinnerns". Gastgeber ist Bundesaußenminister Joseph Martin Fischer, Gast unter anderem Paul Preston, der das Ende der spanischen Franco-Diktatur erforscht hat. Für die Tageszeitung DIE WELT hat Nikolaus Nowak mit dem aus Liverpool stammenden Historiker gesprochen. Aus diesem Gespräch lernen wir immer gültige Wahrheiten, zum Beispiel, dass Terroristen wie Saddam Hussein oder Generalissimus Franco abgesehen von ihrer innenpolitischen Brutalität politisch nur darum so lange überlebten, weil die Weltmächte wegschauten und an einem Regierungswechsel nicht interessiert waren. Das ließe sich auf der Berliner Konferenz vertiefen zu einer Lektion, aus der für die Zukunft zu lernen wäre.
Lernen und Lehren sind die beiden Schuhe einer Profession, deren Angehörige vor dem Namen den Titel Professor führen. Ulrich Baron erforscht in der Tageszeitung DIE WELT den Hang einiger Hochschullehrer zur ausgeübten Literatur. "Romane statt Fußnoten" lautet die Titelzeile sinnigerweise. Anhand treffender Beispiele werden uns einige Mehrfachbegabungen vorgezeigt, unter ihnen der Jurist, Mediziner und Geschichtsprofessor Friedrich Schiller und der gegenüber seinen phantasievollen Novellen eher mindere Amtsrichter Theodor Storm. Der einst universal gebildete Mensch sei im Laufe der Geschichte zum Vollzeitwissenschaftler beziehungsweise Vollzeitschriftsteller mutiert, von wenigen heute in freier Wildbahn tätigen Doppelbegabungen abgesehen. Genannt wird zum Beispiel der Soziologieprofessor –ky, der als Horst Bosetzky Soziokrimis schrieb, oder umgekehrt. Zum erlauchten Kreis zählen auch Umberto Eco und Bernhard Schlink. Ulrich Baron hat festgestellt, wie wir in seinem WELT-Artikel lesen: " Wer sich heute als akademisch tätiger Geisteswissenschaftler habilitiert, hat viele Jahre hoch spezialisierter und relativ niedrig entlohnter Arbeit hinter sich – eine Einbahnstraße, die, wenn nicht zu einer Professur, ins berufliche Abseits führt." Dies zur Warnung all derer, die denken, es gehe ohne – sagen wir – Fußnoten.
Einer, der immer vom Schreiben gelebt hat, wenn auch nicht besonders luxuriös, ist der Schriftsteller Peter Rühmkorf. Mit ihm zusammen haben Wolfram Runkel und Christof Siemes für die Wochenzeitung DIE ZEIT am Wahlabend in Nordrhein-Westfalen ferngesehen. Sein ganzes Leben lang war er der SPD treu. Seine Gattin übrigens auch. Sie war die erste Frauenbeauftragte der Bundesrepublik und vier Jahre lang Kulturministerin der SPD-Regierung in Schleswig-Holstein. Während Peter Rühmkorf verwirrt von den Zeitläuften immer tiefer in den Fernsehsessel sackt, gar die parlamentarische Demokratie ausgehöhlt sieht, genehmigt sich Eva Rühmkorf einen Schnaps. Schließlich aber obsiegt des Dichters Wollen. Wir lesen in der ZEIT: " Poesie ist anarchisch, verrückt, frei, da kann man verantwortungslos Dinge in die Welt setzen, Drogengenüsse und andere sozial unverträgliche Sachen besingen. "