Von Jens Brüning
Der "Tagesspiegel" berichtet, wie viel Raum das Ableben des Papstes in den amerikanischen Medien in Anspruch nahm. Den Tod von Johannes Paul II. und die Verschiebung der Hochzeit von Charles und Camilla nimmt die "SZ" zum Anlass, um über den Verfall des Anglikanismus auf den britischen Inseln nachzusinnen. Und "Die Welt" publiziert eine Kulturgeschichte der Mätresse.
Der "Tagesspiegel" berichtet, wie viel Raum das Ableben des Papstes in den amerikanischen Medien in Anspruch nahm. Den Tod von Johannes Paul II. und die Verschiebung der Hochzeit von Charles und Camilla nimmt die "SZ" zum Anlass, um über den Verfall des Anglikanismus auf den britischen Inseln nachzusinnen. Und "Die Welt" publiziert eine Kulturgeschichte der Mätresse.
Im Berliner TAGESSPIEGEL berichtet Malte Lehming aus Washington, wie viel Raum das Ableben des Papstes in den Medien dort in Anspruch nahm. Der TAGESSPIEGEL-Autor erwähnt auch, dass ABC-News "in letzter Minute einen Balkon direkt gegenüber dem Petersplatz gemietet" habe.
Auf der Kulturseite hingegen wird die Frage erörtert: "Was bekommt Polen vom Papst?" Die Hoffnung ist, schreibt Christoph von Marschall, dass wenigstens das Herz des Pontifex nach Krakau zur Bestattung kommt. Zu lesen ist von allerhand postumem Tourismus von Musikern, Freiheitskämpfern und sonstigen Volkshelden, und alles endet mit der Feststellung, vielen Polen falle es schwer zu glauben, dass Papst Johannes Paul II. "ihnen nicht wenigstens sein Herz" schenke.
Durch das Ableben des kirchlichen Oberhirten ist eine schon länger geplante Festivität ins Wanken gekommen, was Alexander Menden in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zum Anlass nimmt, über den Verfall des Anglikanismus auf den britischen Inseln nachzusinnen. Die Verschiebung der Hochzeit von Charles und Camilla wegen des Begräbnisses in Rom stelle einen "unerhörten theologischen und politischen Paradigmenwechsel dar".
Im Jahre 1534, man erinnert sich, hatte sich Heinrich VIII. von der katholischen Kirche losgesagt, um die Scheidung von seiner damaligen Ehefrau zu vollziehen, und er war deswegen exkommuniziert worden. Nun nimmt der mögliche Nachfolger dieses dissidenten Kirchengründers am Begräbnis des Nachfolgers des damaligen Erzfeindes teil. Ein Geschichtsprofessor aus Oxford diagnostiziert den Exitus: "Das Protestantische England ist tot."
In der Tageszeitung DIE WELT schreibt Michael Stürmer eine Kulturgeschichte der Mätresse. Anlass für diesen Blick in die Privaträume des Adels ist die angekündigte Heirat von Charles und Camilla, und es ehrt den Autor, dass er gleich zu Beginn klarstellt, dass es sich bei der heutigen Camilla mitnichten um eine Mätresse handeln könne, da es an allen Zutaten mangele, als da sind: ein König, eine staatserhaltende Gattin mit überseeischem Grundbesitz und dergleichen sowie eben eine Dame für die tieferen beziehungsweise niederen Gefühle oder Gelüste. Wenigstens scheint das gelebte Leben der beschriebenen Personen vergnüglicher als Stürmers Beitrag unter dem Titel "Im zweischläfrigen Bett".
Die Wochenzeitung DIE ZEIT erscheint wegen des Papsttodes einen Tag früher als gewohnt. Jens Jessen hat mit dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp über die letzten Bilder vom katholischen Kirchenoberhaupt und die komplexe Macht der Bilder an sich gesprochen. Es ist ein angeregtes Gespräch, aus dem wir von dem Träger des "Aby M. Warburg-Preises" viel über die heutige Bedeutung von Bildern erfahren, aber auch lernen, dass der Mensch sein Gehirn zu 80 Prozent dazu benötigt, "visuell-haptische Eindrücke" zu verarbeiten. Da wundert einen nicht, dass nicht viel für das tiefsinnige Denken übrig bleibt.
Einen Einblick in das Schaffen von Horst Bredekamp verschafft uns die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, in welcher der an der Berliner Humboldt-Universität lehrende Kunsthistoriker eine Rezension über das neueste Buch des Stanforder Literaturwissenschaftlers Hans Ulrich Gumbrecht veröffentlicht. Gumbrecht schrieb ein "Lob des Sports", und der bekennende Fußballfan Bredekamp lobt das Buch.
Im Wochenblatt DIE ZEIT findet sich auch ein Essay von Salman Rushdie mit dem Titel: "Wir brauchen mehr Lehrer, keine Pfarrer." Das ist angesichts der derzeitigen Diskussion um das Fach "Ethik und Weltkunde" in den Schulen ein sehr aktuelles Thema. Rushdies Lebenserfahrung lautet: "Überall dort, wo die Religion den Kurs einer Gesellschaft bestimmt, kommt es zu Tyrannei. Zur Inquisition. Zu den Taliban." Und der in Bombay geborene Schriftsteller zitiert den französischen Kollegen Victor Hugo: "In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer."
Im Berliner TAGESSPIEGEL berichtet Malte Lehming aus Washington, wie viel Raum das Ableben des Papstes in den Medien dort in Anspruch nahm. Der TAGESSPIEGEL-Autor erwähnt auch, dass ABC-News "in letzter Minute einen Balkon direkt gegenüber dem Petersplatz gemietet" habe.
Auf der Kulturseite hingegen wird die Frage erörtert: "Was bekommt Polen vom Papst?" Die Hoffnung ist, schreibt Christoph von Marschall, dass wenigstens das Herz des Pontifex nach Krakau zur Bestattung kommt. Zu lesen ist von allerhand postumem Tourismus von Musikern, Freiheitskämpfern und sonstigen Volkshelden, und alles endet mit der Feststellung, vielen Polen falle es schwer zu glauben, dass Papst Johannes Paul II. "ihnen nicht wenigstens sein Herz" schenke.
Durch das Ableben des kirchlichen Oberhirten ist eine schon länger geplante Festivität ins Wanken gekommen, was Alexander Menden in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zum Anlass nimmt, über den Verfall des Anglikanismus auf den britischen Inseln nachzusinnen. Die Verschiebung der Hochzeit von Charles und Camilla wegen des Begräbnisses in Rom stelle einen "unerhörten theologischen und politischen Paradigmenwechsel dar".
Im Jahre 1534, man erinnert sich, hatte sich Heinrich VIII. von der katholischen Kirche losgesagt, um die Scheidung von seiner damaligen Ehefrau zu vollziehen, und er war deswegen exkommuniziert worden. Nun nimmt der mögliche Nachfolger dieses dissidenten Kirchengründers am Begräbnis des Nachfolgers des damaligen Erzfeindes teil. Ein Geschichtsprofessor aus Oxford diagnostiziert den Exitus: "Das Protestantische England ist tot."
In der Tageszeitung DIE WELT schreibt Michael Stürmer eine Kulturgeschichte der Mätresse. Anlass für diesen Blick in die Privaträume des Adels ist die angekündigte Heirat von Charles und Camilla, und es ehrt den Autor, dass er gleich zu Beginn klarstellt, dass es sich bei der heutigen Camilla mitnichten um eine Mätresse handeln könne, da es an allen Zutaten mangele, als da sind: ein König, eine staatserhaltende Gattin mit überseeischem Grundbesitz und dergleichen sowie eben eine Dame für die tieferen beziehungsweise niederen Gefühle oder Gelüste. Wenigstens scheint das gelebte Leben der beschriebenen Personen vergnüglicher als Stürmers Beitrag unter dem Titel "Im zweischläfrigen Bett".
Die Wochenzeitung DIE ZEIT erscheint wegen des Papsttodes einen Tag früher als gewohnt. Jens Jessen hat mit dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp über die letzten Bilder vom katholischen Kirchenoberhaupt und die komplexe Macht der Bilder an sich gesprochen. Es ist ein angeregtes Gespräch, aus dem wir von dem Träger des "Aby M. Warburg-Preises" viel über die heutige Bedeutung von Bildern erfahren, aber auch lernen, dass der Mensch sein Gehirn zu 80 Prozent dazu benötigt, "visuell-haptische Eindrücke" zu verarbeiten. Da wundert einen nicht, dass nicht viel für das tiefsinnige Denken übrig bleibt.
Einen Einblick in das Schaffen von Horst Bredekamp verschafft uns die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, in welcher der an der Berliner Humboldt-Universität lehrende Kunsthistoriker eine Rezension über das neueste Buch des Stanforder Literaturwissenschaftlers Hans Ulrich Gumbrecht veröffentlicht. Gumbrecht schrieb ein "Lob des Sports", und der bekennende Fußballfan Bredekamp lobt das Buch.
Im Wochenblatt DIE ZEIT findet sich auch ein Essay von Salman Rushdie mit dem Titel: "Wir brauchen mehr Lehrer, keine Pfarrer." Das ist angesichts der derzeitigen Diskussion um das Fach "Ethik und Weltkunde" in den Schulen ein sehr aktuelles Thema. Rushdies Lebenserfahrung lautet: "Überall dort, wo die Religion den Kurs einer Gesellschaft bestimmt, kommt es zu Tyrannei. Zur Inquisition. Zu den Taliban." Und der in Bombay geborene Schriftsteller zitiert den französischen Kollegen Victor Hugo: "In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer."