Von Jens Brüning

Die "SZ" berichtet über ein Memorandum von 1970 zur Abschaffung des Zölibats, an dem der heutige Papst beteiligt war. Die "NZZ" lässt den Islamwissenschaftler Ridwan as-Sayyid zur Revolte in Ägypten zu Wort kommen. Im "Tagesspiegel" äußert sich der Schriftsteller Alaa Al-Aswani zum gleichen Thema.
"Der Zölibat kam nie auf den Prüfstand", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Rudolf Neumaier berichtet von einem brisanten Fund. Im Februar 1970 verfassten neun katholische Theologen ein Memorandum, das sie den deutschen Bischöfen zwecks Beratung des Papstes übersandten. Die Herren Rahner und Semmelroth lehrten Theologie, die Herren Lehmann und Ratzinger machten später Karriere, der eine als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, der andere als Papst.

Gegenstand des Memorandums war die Bitte, den Zwang zur priesterlichen Ehelosigkeit, den Zölibat, ergebnisoffen zu prüfen. So etwas werde heute – auch von Papst Benedikt XVI., dem einstigen Joseph Ratzinger - als "Zeitgeist" verteufelt, schreibt Neumaier in der SZ. Damals warnten die Verfasser des Memorandums:

"Wenn die Frage nicht auf höchster Ebene behandelt werde, 'dann sicher auf den niedrigeren Stufen (ganz abgesehen von den Massenmedien)'."

Die Frage wurde nicht behandelt. Wir lesen in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Über den Zölibat reden derzeit CDU-Politiker."

"Selbstkritik als Mittel der Korrektur fehlt fast gänzlich bei uns", lesen wir nun in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Mona Naggar zitiert den Generalsekretär des nationalen christlich-islamischen Komitees für Dialog in Libanon mit einer Stellungnahme zu den anhaltenden Angriffen auf christliche Einrichtungen in muslimischen Ländern des Nahen Ostens, wie zuletzt in Alexandria und im Irak. Nach den politischen Unruhen in Tunesien und Ägypten wird außerdem ein Systemwechsel gefordert. Der Islamwissenschaftler Ridwan as-Sayyid von der Universität Beirut wird in der NZZ so zitiert:

"Es muss einen Aufschrei geben und vehemente Forderungen an die Adresse arabischer Regierungen, die Bürgerrechte wiederherzustellen! Sie müssen die Religionsfreiheit und die Gleichheit aller Bürger einklagen."

Mona Naggar berichtet:

"Die Sorge ist groß, dass die Abnahme der religiösen Pluralität eine weitere Einschränkung der gesellschaftlichen und politischen Freiheiten für alle nach sich ziehen wird."

Das alles dürfe jedoch nicht in irgendwelchen Konferenzsälen besprochen werden, mahnt der schiitische Journalist Kassim Qassir. Er sagte der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG:

"Die Lösung heißt Demokratisierung, bürgerliche Rechte und ein nichtreligiöser Staat. Das ist der richtige Weg, und wir müssen uns dafür einsetzen."

Das meint auch Alaa Al-Aswani, der als Zahnarzt in Kairo arbeitet. Nebenbei hat er sich den Ruf erworben, einer der renommiertesten Schriftsteller Ägyptens zu sein. Dem Berliner TAGESSPIEGEL gab er ein Interview zur Revolte in Ägypten, die laut Überschrift "Züge einer Party" trägt. Den Umgang westlicher Präsidenten mit den einst von ihnen hofierten korrupten Diktatoren kommentiert Al-Aswani so:

"Das ist die Lektion für unsere Diktatoren: Wenn ihr eure Macht verliert, habt ihr alles verloren."

In Berlin sind zerstört geglaubte Götter aus dem Nordosten Syriens wieder aufgetaucht: "Zehn Jahre lang", lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT,

"haben sich Restauratoren und Archäologen mit den 27 000 Teilen beschäftigt, in die Oppenheims Sammlung zerbrochen war – und das Wunder gelang. Zwei Dutzend der monumentalen Steinplastiken sind wiedererstanden."

Zu besichtigen sind die durch Bombeneinwirkung 1943 zerborstenen Götter im Berliner Pergamonmuseum, und ihren Entdecker, den als Diplomat tätigen Max von Oppenheim, hatte die Lektüre von "Tausendundeiner Nacht" zu einem glühenden Bewunderer des Orients gemacht. Michael Stürmer schreibt in der WELT: "Max von Oppenheim sprach Arabisch offenbar wie ein Araber und fühlte sich selbst da wohl, wo Europäer das Gruseln überkam."