Von Jens Brüning

Die Feuilletons der vergangenen Woche kommentieren den Zwist zwischen Familienministerin Kristina Schröder und Alice Schwarzer auf und berichten über die neuesten Enthüllungen der Zusammenarbeit des 2006 verstorbenen Schriftstellers Oskar Pastior mit dem rumänischen Geheimdienst Securitate.
"Mein Mann ist einverstanden", "

lasen wir im SPIEGEL der letzten Woche. Es hätte der Spruch der Woche werden können, in der es einen Schlagabtausch zwischen unterschiedlich sozialisierten Frauen gab. Dazu später.

" "Mein Mann ist einverstanden", "

war aber bloß die Verheißung der einschlägig bekannten Krawallschachtel Charlotte Roche, mit dem Bundespräsidenten ins Bett zu gehen, wenn er das Gesetz zur Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke nicht unterschreibt. Ausgehend von der richtigen Einschätzung:

" "Niemand würde demonstrieren, wenn es einen vernünftigen Ort für ein Endlager gäbe."

berichtete die "Feuchtgebiete"-Autorin von ihrer Erziehung in einer linken Familie der achtziger Jahre und ihren Kampf gegen Atomkraftwerke. Der Wink gen Bellevue war nur die Schlusspointe. Im Wendland, wohin die Castor-Transporte mit dem Atommüll stets begleitet von heftigem Widerstand fahren, hat man andere Sorgen. Die TAGESZEITUNG, kurz TAZ, berichtete am Dienstag von einem französischen Polizisten, der mit einem Teleskopschlagstock gegen Demonstranten im Wendland vorging.

Am Mittwoch erinnerte Peter Michalzik in der FRANKFURTER RUNDSCHAU noch einmal an Charlotte Roche, aber nur als Schlusspointe seiner Glosse über die Debatte, die ausgebrochen war, weil Alice Schwarzer die Familienministerin Kristina Schröder – sagen wir – ein unbedarftes Schaf genannt hatte.

"Das sei 'eine dieser ausgedachten Scheinkontroversen, mit der sich Politiker oder Medienmenschen gesellschaftliche Relevanz vormachen."

Kolportierte Michalzik die Reaktion seiner Nachbarin. Diese "Scheinkontroverse" war am Wochenbeginn im SPIEGEL breit ausgewalzt worden. Barbara Supp nahm sich Alice Schwarzer wie Kristina Schröder vor und hatte für beide nicht viel Sympathie. "Sie muss im Gespräch sein", schrieb Supp über Schwarzer, "als müsste sie permanent dem Verdacht entgegentreten, es gäbe sie nicht mehr." Und von Kristina Schröder wusste die SPIEGEL-Autorin:

"Sie findet, dass Frauen selbst schuld sind, wenn sie weniger verdienen als Männer."

Am Montag schrieb Barbara Gärtner in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Feminismusdebatten können einem das Feministinsein verleiden."

Sie debattierte dann zwei lange Spalten lang mit, wobei es vor allem um die von den CSU-Männern mehrheitlich gebilligte Frauenquote ging. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU interviewte Joachim Frank die in der Emanzipationsbewegung erfahrene Ingrid Kolb zum Thema.

"Zu neunzig Prozent gehen die Konflikte immer noch zugunsten der Männer aus", gab die zu Protokoll, "und die Probleme fallen immer noch den Frauen auf die Füße." Am Schluss des Gesprächs keimte Hoffnung:

"Auch Girlies werden erwachsen. Man sollte sie nicht unterschätzen."

Am Donnerstag meldete die BERLINER ZEITUNG, Alice Schwarzer werde die Mercator-Professur an der Universität Duisburg-Essen wahrnehmen:

"Zu beiden Veranstaltungen seien die Eintrittskarten bereits vergriffen."

Und der neueste SPIEGEL meldet, dass Frau Schwarzer auch in der nächsten Woche noch im Gespräch sein wird:

"Das Landgericht Köln drohte ihr ein Ordnungsgeld von bis zu 250 000 Euro an, ersatzweise Haft."

Es ging um Äußerungen der Bildzeitungs-Reporterin Alice Schwarzer in Sachen Kachelmann-Prozess. Sie hatte etwas aufgeschrieben, was gar nicht gesagt worden war.

"Das Hauptproblem sind die Tatsachen", "

stand am Freitag in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Berichtet wurde über den neuesten Stand der Enthüllungen im Fall Oskar Pastior. Dieses Thema tauchte in allen Zeitungen auf, und auch der neueste SPIEGEL kommt nicht daran vorbei. In einem Interview mit dem rumäniendeutschen Schriftsteller Richard Wagner lesen wir:

" "Als Schriftsteller hätte er in seinen Büchern verhandeln müssen, was er angerichtet hat."

Seine literarischen Sprachspiele seien Versteckspiele gewesen. Gezeigt wird dazu ein Foto aus Pastiors letztem Lebensjahr 2006.

"Er sitzt auf dem Boden", "

schrieb Thomas Schmid zu diesem Foto am Sonnabend in der Tageszeitung DIE WELT,

" "und blickt halb behaglich, halb versonnen drein. Sie steckt ihm, ein unmerkliches Lächeln im Gesicht, eine Blume ins Haar."

Er, das ist Oskar Pastior. Sie heißt Herta Müller.

"Es ist ein Bild seltener Innigkeit, wortloser Übereinkunft", "

schrieb Schmid. Die Idylle ist hin, seit Pastiors Spitzeltätigkeit für den rumänischen Staatssicherheitsdienst bekannt wurde.

" "Wir haben viel über seine Kindheit vor dem Lager gesprochen, aber kein Wort über die Zeit danach", "

wurde Herta Müller am Donnerstag im Berliner TAGESSPIEGEL zitiert. Am Dienstag hatte der rumäniendeutsche Schriftsteller Dieter Schlesak in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG mit garstigen Details von seiner Securitate-Akte berichtet. Am Donnerstag antwortete der Leiter des Berliner Literaturhauses und stellvertretende Vorsitzende der Oskar-Pastior-Stiftung, Ernest Wichner, im selben Blatt:

" "Man zeigt ein angeblich authentisches Dokument vor oder streut ein Gerücht, um jemanden zu belasten, der mit der Sache nicht das Geringste zu tun hat, aber der Verdacht zerstört eine vielleicht lebenswichtige Beziehung."

Am Donnerstag erschien in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG ein langer Artikel von Richard Wagner zum Thema. Wagner vermutet über Pastiors Beweggründe:

"Sein Ziel war offenkundig seine Selbstrettung."

Bereits am Mittwoch zog Hans-Jürgen Linke in der FRANKFURTER RUNDSCHAU das Fazit:

"Es ist alles andere als überflüssig, die Akten zu sichten."