Von Jens Brüning

Der "Tagesspiegel" berichtet über Journalisten, die zu Romanautoren werden. Die "Taz" verfolgt den Streit um den Politologen Alfred Grosser. Und die "Süddeutsche" macht sich Gedanken über Sprachförderung.
"Es ist total großartig, etwas zu erfinden", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL. Literaturredakteur Gerrit Bartels macht uns auf der Medienseite mit den vielfältigen Bemühungen vieler seiner journalistischen Kollegen bekannt, auf dem Gebiet der "Primärliteratur" zu reüssieren. Der eingangs zitierte Lustschrei über die Großartigkeit des Erfindens stammt von Sophie Albers, die im Frühjahr 2011 mit dem Roman "Wunderland" debütieren wird. Die Ausgangslage dieses Romans aus dem Milieu von jungen Menschen mit Migrationshintergrund waren Interviews mit "Migrantenkids". Daraus entstanden selbstgefühlte Geschichten, und daraus – mit ein wenig Hilfe von Freunden – der Roman. Am Anfang des Artikels von Gerrit Bartels im TAGESSPIEGEL steht das Stoßgebet von Fritz J. Raddatz, der sich nach seinem Debüt vor 25 Jahren verfluchte, nicht früher nur an sich gedacht zu haben. Und am Ende werden alle Befürchtungen ausgeräumt, es könne den Seitenwechslern aus der Journaille irgendwie zum Nachteil gereichen, nicht bei den Leisten geblieben zu sein:

"Befürchtungen, von Kollegen misstrauisch beäugt, gar überkritisch behandelt zu werden, muss niemand mehr haben."

Äußerst kritisch schien die Lage in Frankfurt am Main, wo es der Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) eingefallen war, den gebürtigen Frankfurter Alfred Grosser zu bitten, am Nachmittag des 9. November eine Rede zum 72. Jahrestag der Novemberpogrome zu halten. Hoch schlugen die Wellen im Zentralrat der Juden in Deutschland zu Berlin-Mitte, weil Alfred Grosser als politologischer Freigeist immer wieder darauf verwies, dass Menschenrechte für alle da sind, zum Beispiel auf dem Territorium des Staates Israel auch für Araber und Palästinenser. In der TAGESZEITUNG, kurz TAZ, schreibt Rudolf Walther vor Beginn der Veranstaltung:

"Der 85-jährige Grosser will sich 'nicht aufregen' und nach der Veranstaltung zusammen mit den Vertretern des Zentralrats eine Synagoge besuchen."

TAZ-Autor Walther fragt sich allerdings:

"Warum der Respekt vor dem französischen Wissenschaftler geschwunden ist, bleibt rätselhaft."

Christiane Peitz referiert im Berliner TAGESSPIEGEL die Entwicklung des Konflikts und zitiert auch Dieter Graumann vom Zentralrat, den es "schmerzt", dass Grosser ausgerechnet am 9. November in der Paulskirche sprechen sollte. Christiane Peitz verfolgte offenbar die Veranstaltung in der Paulskirche vor dem Fernsehapparat. Sie notiert:

"Nach dem Ende der Rede schüttelten Graumann und Grosser einander freundlich die Hand."

In der TAGESZEITUNG jubiliert Kolumnistin Kübra Yücel:

"Eine Morddrohung habe ich erhalten. Meine erste."

Die 22-jährige Hamburger Bloggerin empfindet das als "Ritterschlag":

"Je gefährdeter die Person und Meinung, desto wichtiger wird man. Danke."

Kübra Yücel nutzt nun ihre neue Prominenz, um sich gegen die "Zwangsislamisierung Deutschlands" auszusprechen. Wer nun aber meint, das hätten andere vor ihr schon sehr viel wirksamer getan, missversteht die Kolumnistin gründlich: Sie ist dagegen, dass alle, die ein wenig anders aussehen, plötzlich in die Muslim-Schublade verstaut werden.

"Lustigerweise merken die Pseudokritiker nicht einmal, wie sie die groß machen, die sie eigentlich klein halten wollen."

40.000 Unterschriften wurden gesammelt und dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert am Dienstag übergeben. Ein Plädoyer für die Verankerung der deutschen Sprache im Grundgesetz. Heribert Prantl kommentiert in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Sprache ist aller Integration Anfang. Daher ist Deutsch in den Kindergärten und Schulen viel wichtiger als im Grundgesetz. Ein Satz im Grundgesetz ersetzt keinen Platz im Sprachkurs."