Von Jens Brüning

Die "FAZ" druckt Passagen aus einer neuen Biografie über den Dichter Peter Handke ab und in der "TAZ" spricht Egon Bahr über die nun offenbar gewordenen Personalien im Auswärtigen Amt.
"Das würde ich jederzeit wieder machen", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Die bringt einen "exklusiven Vorabdruck" aus einer neuen Biografie über den Dichter Peter Handke. Der Journalist und Schriftsteller Malte Herwig hat sie geschrieben. Handke traf im Dezember 1996 in einer windschiefen, zugigen Baracke den bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic. Herwig berichtet von dem Treffen: "Karadzic erhebt sich von seinem Stuhl, begrüßt seine Gäste und lässt Sliwowitz einschenken." Handke habe vermutet, dass der Gastgeber "am Tag drei, vier andere Delegationen" empfangen habe. Der Alkoholpegel wird nicht genannt. Aber: "Die beiden überreichen sich gegenseitig Bücher", berichtet Herwig in der FAZ. "Handke hat eine Übersetzung der 'Winterlichen Reise' im Gepäck, Karadzic schenkt ihm eine signierte Auswahl seiner Gedichte. Handke kann die Widmung nicht entziffern: 'Der schreibt ja wirklich wie ein Mediziner.'"

Die beiden Männer unterhielten sich dann intensiv. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher war beeindruckt, wie genau der angereiste Dichter alles wissen wollte. Und dann übergab der Dichter noch eine Liste mit Namen von verschwundenen Verwandten von Freunden, über deren Verbleib der Serbenführer Auskunft geben sollte. Wenig später tauchte Karadzic ab. Herwig schreibt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG: "Was mit den vermissten Verwandten seiner Salzburger Freunde geschehen ist, hat Handke niemals erfahren."

"Wir waren doch keine Toren", lesen wir nun in der TAGESZEITUNG, kurz TAZ. Klaus Hillenbrand und Christian Semler haben Egon Bahr zu den nun offenbar gewordenen Personalien im Auswärtigen Amt befragt. Bahr war seit Juni 1960 Planungschef im Auswärtigen Amt. Nun erinnert er sich: "1966 sollte eine Regierung zur Versöhnung des Landes gebildet werden. Das heißt, ein altes Mitglied der NSDAP aus dem Auswärtigen Amt, Kurt Georg Kiesinger, wurde Bundeskanzler, und der Emigrant Willy Brandt wurde Außenminister und Vizekanzler. Und der ehemalige Kommunist Herbert Wehner wurde Mitglied der Bundesregierung. Die SPD hatte die Kröte Strauß zu schlucken." So stellt man sich Versöhnung immer vor. Aber es war dann doch nicht alles eitel Sonnenschein: "Zwischen Brandt und Kiesinger hat die Chemie nie gestimmt", enthüllt Egon Bahr gegenüber der TAZ.

In der BERLINER ZEITUNG erklärt der italienische Historiker Ernesto Galli della Loggia die derzeitige Lage Italiens: "Ich gehe davon aus, dass es im Frühjahr Neuwahlen geben wird." Das nun ist aber nicht besonders beruhigend, denn das Gespräch endet mit der Feststellung: "Vom Ende des Berlusconismo kann gar keine Rede sein." Der in Florenz lehrende konservative Historiker hat eine ganz andere Gefahr für sein Heimatland entdeckt: "Ich glaube manchmal, dass die Gefahr, die die Richter in Italien für die Demokratie darstellen, größer ist als die, die von Berlusconi ausgeht." Die Richter nämlich seien korrupt, zutiefst politisiert und hätten zu viel Macht. Rätselhaftes Italien.

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG erklären uns Tobias Moorstedt und Jan Füchtjohann, "wie der amerikanische Late-Night-Moderator Jon Stewart die politische Satire neu erfunden hat." Der ist nämlich im Moment ein Medienstar und führt am kommenden Sonnabend einen Marsch auf Washington an. Stewart schrieb den bemerkenswerten Satz: "Im 21. Jahrhundert wurde es durch neue Technologien möglich, rund um die Uhr umfassend, neutral und journalistisch kompetent über wichtige Ereignisse aus aller Welt zu berichten. Getan hat das niemand. Aber es war möglich."