Von Jens Brüning
Impressionen aus dem Stuttgarter Schlosspark, ein Gespräch über das KZ Buchenwald in Frankreich und Nachrufe auf Oswalt Kolle füllen so manche Kulturseite.
"Ist hier wirklich Krieg?" Lesen wir in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Der Kritiker Peter Michalzik wollte in Stuttgart ins Theater gehen. Dabei kam er durch den Schlosspark, in dem von alters her das Stuttgarter Theater steht. Man spielt nun aber im Norden der Stadt, weil das alte Haus renoviert wird. Im Schlosspark beobachtete FR-Kritiker Michalzik einen älteren Herrn: "Der Mann ist Rentner, er war in der Stadtverwaltung angestellt. Er ist enttäuscht von seiner Stadt, seiner Regierung, seiner Welt." Angesichts von Wasserwerfern und vermummten Polizisten, die das lärmende Volk aus den Bäumen holten, meinte der Rentner: "Das ist eine Machtdemonstration und sonst nichts." Das Theaterstück, das Peter Michalzik an dem Abend sah, war nicht so erschütternd wie die Szenen im Schlosspark.
Ein paar Tage zuvor ging Ulrike Kahle-Steinweh für den Berliner TAGESSPIEGEL zur Eröffnung der Ausweichspielstätte ins Stuttgarter Staatstheater. "Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, der sich in seiner Stadt nur noch mit Personenschützern zeigen kann, eröffnet in freundlich diplomatischer Rede die neuen Theaterräume", lesen wir im TAGESSPIEGEL. Gegeben wurde an dem Abend "Der Bau", Heiner Müllers Dramatisierung des Romans "Spur der Steine" von Erik Neutsch, in der das Scheitern des Einzelnen an Planwirtschaft und Kollektiv gezeigt wird. Die Stuttgarter zeigen, "wie die Fehler, die Unmenschlichkeit des Kapitalismus sich spiegeln in den Fehlern, der Unmenschlichkeit der Planwirtschaft. Das System scheitert am System." Das kann man auch am alten Theaterstandort im Schlosspark beobachten. Wir lesen im Berliner TAGESSPIEGEL: "Jetzt sind die ersten Bäume gefällt, die ersten Demonstranten verletzt. Das Fundament ist zertrümmert: das Vertrauen der Bürger."
Recht bürgerlich geht es zu in der französischen Ferienhaussiedlung, über die der Präsident des Deutschen Museumsbundes Siegfried Rietschel in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG berichtet: "Irgendwann kommt bei Räucherfisch, Mandeln und interessanten Mischgetränken das Gespräch auf Buchenwald. "Rietschel war zu Gast bei Monsieur Brau. Der ist ein Enkel des französischen Widerstandskämpfers Joseph Brau, der das Konzentrationslager Buchenwald als Röntgenarzt überlebte. Der Enkel hatte vor geraumer Zeit der im Auftrag der Gedenkstätte Buchenwald recherchierenden Enkelin eines Lagerinsassen etliche Erinnerungsstücke für die Ausstellung mitgegeben. Seither wartet er auf Post aus Buchenwald. Wir lesen in der FAZ: "Mir gegenüber sitzt ein Enkel, der nichts weiter will als einen Leihvertrag über einige Hinterlassenschaften des Buchenwald-Häftlings Nr. 31299 F, seines Großvaters." Er war in der Ausstellung und hat dort die ausgeliehenen Objekte gesehen. Sie trugen keinen Herkunftsnachweis. Der Präsident des Deutschen Museumsbundes weist darauf hin: "Vor ein paar Tagen hielt ICOM-Deutschland, der Internationale Museumsrat, seine Jahrestagung in Leipzig ab, zum Thema "Die Ethik des Sammelns". Ob jemand von der Gedenkstätte Buchenwald dort war?"
Pünktlich zum 3. Oktober, dem "Tag der Deutschen Einheit", befragt die TAGESZEITUNG, kurz TAZ, den "Sex-Papst des Ostens", Kurt Starke. Wir lernen sehr viel aus diesem langen Interview. Zum Beispiel dieses: "Wenn jemand sagt, nichts aus der DDR war zukunftsfähig, frage ich: Wie sieht es mit der reproduktiven Autonomie aus?" Starkes jüngst verstorbener West-Kollege Oswalt Kolle wird in allen Blättern mit Nachrufen gewürdigt. Der in der Tageszeitung DIE WELT endet: "Der große Menschenfreund wünschte sich eine Zivilisation der Zärtlichkeit, die vermutlich noch lange ein utopisches Projekt bleibt."
Ein paar Tage zuvor ging Ulrike Kahle-Steinweh für den Berliner TAGESSPIEGEL zur Eröffnung der Ausweichspielstätte ins Stuttgarter Staatstheater. "Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, der sich in seiner Stadt nur noch mit Personenschützern zeigen kann, eröffnet in freundlich diplomatischer Rede die neuen Theaterräume", lesen wir im TAGESSPIEGEL. Gegeben wurde an dem Abend "Der Bau", Heiner Müllers Dramatisierung des Romans "Spur der Steine" von Erik Neutsch, in der das Scheitern des Einzelnen an Planwirtschaft und Kollektiv gezeigt wird. Die Stuttgarter zeigen, "wie die Fehler, die Unmenschlichkeit des Kapitalismus sich spiegeln in den Fehlern, der Unmenschlichkeit der Planwirtschaft. Das System scheitert am System." Das kann man auch am alten Theaterstandort im Schlosspark beobachten. Wir lesen im Berliner TAGESSPIEGEL: "Jetzt sind die ersten Bäume gefällt, die ersten Demonstranten verletzt. Das Fundament ist zertrümmert: das Vertrauen der Bürger."
Recht bürgerlich geht es zu in der französischen Ferienhaussiedlung, über die der Präsident des Deutschen Museumsbundes Siegfried Rietschel in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG berichtet: "Irgendwann kommt bei Räucherfisch, Mandeln und interessanten Mischgetränken das Gespräch auf Buchenwald. "Rietschel war zu Gast bei Monsieur Brau. Der ist ein Enkel des französischen Widerstandskämpfers Joseph Brau, der das Konzentrationslager Buchenwald als Röntgenarzt überlebte. Der Enkel hatte vor geraumer Zeit der im Auftrag der Gedenkstätte Buchenwald recherchierenden Enkelin eines Lagerinsassen etliche Erinnerungsstücke für die Ausstellung mitgegeben. Seither wartet er auf Post aus Buchenwald. Wir lesen in der FAZ: "Mir gegenüber sitzt ein Enkel, der nichts weiter will als einen Leihvertrag über einige Hinterlassenschaften des Buchenwald-Häftlings Nr. 31299 F, seines Großvaters." Er war in der Ausstellung und hat dort die ausgeliehenen Objekte gesehen. Sie trugen keinen Herkunftsnachweis. Der Präsident des Deutschen Museumsbundes weist darauf hin: "Vor ein paar Tagen hielt ICOM-Deutschland, der Internationale Museumsrat, seine Jahrestagung in Leipzig ab, zum Thema "Die Ethik des Sammelns". Ob jemand von der Gedenkstätte Buchenwald dort war?"
Pünktlich zum 3. Oktober, dem "Tag der Deutschen Einheit", befragt die TAGESZEITUNG, kurz TAZ, den "Sex-Papst des Ostens", Kurt Starke. Wir lernen sehr viel aus diesem langen Interview. Zum Beispiel dieses: "Wenn jemand sagt, nichts aus der DDR war zukunftsfähig, frage ich: Wie sieht es mit der reproduktiven Autonomie aus?" Starkes jüngst verstorbener West-Kollege Oswalt Kolle wird in allen Blättern mit Nachrufen gewürdigt. Der in der Tageszeitung DIE WELT endet: "Der große Menschenfreund wünschte sich eine Zivilisation der Zärtlichkeit, die vermutlich noch lange ein utopisches Projekt bleibt."