Von Jens Brüning
Der "Tagesspiegel" veröffentlicht ein Gespräch mit den Berliner Opernchefs Kirsten Harms (Deutsche Oper) und Jürgen Flimm (Staatsoper). Die "SZ" konstatiert eine "Krise des Nachdenkens über Politik". In der "NZZ" beklagt die Publizistin Alena Wagnerová die Allmacht des Tourismus in Prag.
"Du bist wirklich ein warmherziger Mensch", "
lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL. Frederick Hanssen hat sich mit Kirsten Harms (Deutsche Oper) und Jürgen Flimm (Staatsoper) getroffen, die nun an der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg dienstlich Nachbarn geworden sind, weil Flimms Staatsoper umgebaut wird. Der alte Zausel hat die junge Blondine bei der Begrüßung vor der Interimsspielstätte Schillertheater in den Arm genommen, warmherzig, wie wir nun wissen. Flimm setzt dem Kompliment eine Weisheit entgegen:
" "Im Entwurf der Menschheitsgeschichte ist auch die Möglichkeit angelegt, dass Leute sich vertragen."
Es folgen in diesem wirklich ausführlichen Gespräch mit den beiden Opernchefs längere Passagen über Auslastungszahlen und andere Grausamkeiten. Das alles läuft auf Flimms Erkenntnis hinaus:
"Die einzige wirklich messbare Größe ist die Summe der Einnahmen."
Und Frau Harms gesteht dem Berliner TAGESSPIEGEL:
"Meine Ideen für unbekannte Stücke würden noch zwanzig Jahre reichen."
Sie muss die Deutsche Oper in der Bismarckstraße aber schon im nächsten Jahr verlassen, weil ihr Vertrag nicht verlängert wurde. Kirsten Harms fügt hinzu:
"Aber erstens bekomme ich sofort Druck wegen der Einnahmen und zweitens ist so etwas extrem schwer bei den Kritikern durchzusetzen, weil die oft keine Zeit haben, sich mit den Werken zu beschäftigen."
Schwer haben es auch die Akteure auf der Bühne des Welttheaters. Jens Christian Rabe schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Die Staatsmacht hat es nicht leicht in diesen Tagen."
Er hörte Frau Merkel über Herrn Sarrazin schimpfen, las eine dicke Kulturzeitschrift und besuchte eine Philosophentagung am Lech. In seiner Überschrift fasst er zusammen:
"Warum die Krise des Nachdenkens über Politik mindestens so ernst ist wie die Krise des Wohlfahrtstaates."
Rabe geht es vor allem um das Vordringen des "Vulgärliberalismus" in die Denkerstuben der Zeit.
"Man wurde den Eindruck nicht los", "
schreibt er in der SZ,
" "dass die Krise des allgemeinen liberalen Nachdenkens über Politik mindestens so groß ist wie die zukünftigen Finanzierungsprobleme des Wohlfahrtstaates."
Von der Philosophentagung am Lech berichtet Rabe ausführlich, und er teilt auch ordentlich aus. Die Heidelberger Politikwissenschaftlerin Ulrike Ackermann bekommt das meiste ab:
"In einem so grotesken wie durchsichtigen Manöver geriet ihr der deutsche Staat zum 'Tugendterroristen' par excellence, der sich um nichts mehr sorgt als um die ständige Charakterbildung seiner Bürger."
Eine neue Erkenntnis war aus den Vorträgen auch zu ziehen:
"Macht bedeute heute nicht die Macht über das Gaspedal, sondern die Macht über die Bremse."
Das hat man in Prag noch nicht erkannt. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG klagt Alena Wagnerová über die Allmacht des Tourismus in der einst von Karl IV. sogenannten "goldenen Stadt".
"Keine alte Frau führt hier ihren Hund aus, und keine Nachbarn halten ein Schwätzchen von Tür zu Tür. Die Touristen sind unter sich."
Immer mehr von den Devisen bringenden Fremden sollen in die Stadt kommen und zum Wohlstand beitragen, die berühmte Prager Altstadt ist fest in den Händen von Investoren. Wagnerová glaubt und schreibt in der NZZ,
"dass Anziehungskraft nur eine Stadt hat, in der die Bürger gut und zufrieden leben. Sie sind das wertvollste Kapital der Stadt. Denn ohne die Menschen sind auch die Denkmäler tot."
Wir aber kehren noch einmal zum Zausel Flimm zurück, der dem Berliner TAGESSPIEGEL eine Altersweisheit verriet:
"Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die niemand kann."
lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL. Frederick Hanssen hat sich mit Kirsten Harms (Deutsche Oper) und Jürgen Flimm (Staatsoper) getroffen, die nun an der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg dienstlich Nachbarn geworden sind, weil Flimms Staatsoper umgebaut wird. Der alte Zausel hat die junge Blondine bei der Begrüßung vor der Interimsspielstätte Schillertheater in den Arm genommen, warmherzig, wie wir nun wissen. Flimm setzt dem Kompliment eine Weisheit entgegen:
" "Im Entwurf der Menschheitsgeschichte ist auch die Möglichkeit angelegt, dass Leute sich vertragen."
Es folgen in diesem wirklich ausführlichen Gespräch mit den beiden Opernchefs längere Passagen über Auslastungszahlen und andere Grausamkeiten. Das alles läuft auf Flimms Erkenntnis hinaus:
"Die einzige wirklich messbare Größe ist die Summe der Einnahmen."
Und Frau Harms gesteht dem Berliner TAGESSPIEGEL:
"Meine Ideen für unbekannte Stücke würden noch zwanzig Jahre reichen."
Sie muss die Deutsche Oper in der Bismarckstraße aber schon im nächsten Jahr verlassen, weil ihr Vertrag nicht verlängert wurde. Kirsten Harms fügt hinzu:
"Aber erstens bekomme ich sofort Druck wegen der Einnahmen und zweitens ist so etwas extrem schwer bei den Kritikern durchzusetzen, weil die oft keine Zeit haben, sich mit den Werken zu beschäftigen."
Schwer haben es auch die Akteure auf der Bühne des Welttheaters. Jens Christian Rabe schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Die Staatsmacht hat es nicht leicht in diesen Tagen."
Er hörte Frau Merkel über Herrn Sarrazin schimpfen, las eine dicke Kulturzeitschrift und besuchte eine Philosophentagung am Lech. In seiner Überschrift fasst er zusammen:
"Warum die Krise des Nachdenkens über Politik mindestens so ernst ist wie die Krise des Wohlfahrtstaates."
Rabe geht es vor allem um das Vordringen des "Vulgärliberalismus" in die Denkerstuben der Zeit.
"Man wurde den Eindruck nicht los", "
schreibt er in der SZ,
" "dass die Krise des allgemeinen liberalen Nachdenkens über Politik mindestens so groß ist wie die zukünftigen Finanzierungsprobleme des Wohlfahrtstaates."
Von der Philosophentagung am Lech berichtet Rabe ausführlich, und er teilt auch ordentlich aus. Die Heidelberger Politikwissenschaftlerin Ulrike Ackermann bekommt das meiste ab:
"In einem so grotesken wie durchsichtigen Manöver geriet ihr der deutsche Staat zum 'Tugendterroristen' par excellence, der sich um nichts mehr sorgt als um die ständige Charakterbildung seiner Bürger."
Eine neue Erkenntnis war aus den Vorträgen auch zu ziehen:
"Macht bedeute heute nicht die Macht über das Gaspedal, sondern die Macht über die Bremse."
Das hat man in Prag noch nicht erkannt. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG klagt Alena Wagnerová über die Allmacht des Tourismus in der einst von Karl IV. sogenannten "goldenen Stadt".
"Keine alte Frau führt hier ihren Hund aus, und keine Nachbarn halten ein Schwätzchen von Tür zu Tür. Die Touristen sind unter sich."
Immer mehr von den Devisen bringenden Fremden sollen in die Stadt kommen und zum Wohlstand beitragen, die berühmte Prager Altstadt ist fest in den Händen von Investoren. Wagnerová glaubt und schreibt in der NZZ,
"dass Anziehungskraft nur eine Stadt hat, in der die Bürger gut und zufrieden leben. Sie sind das wertvollste Kapital der Stadt. Denn ohne die Menschen sind auch die Denkmäler tot."
Wir aber kehren noch einmal zum Zausel Flimm zurück, der dem Berliner TAGESSPIEGEL eine Altersweisheit verriet:
"Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die niemand kann."