Von Jens Brüning
"Erneut gingen alle Preise an die 'Piefkes'", kritisiert der "Tagesspiegel" den Ausgang der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Die "SZ" fasst den Stand der Debatte um "Homosexualität im Männersport" zusammen. Die Feuilletons kommentieren außerdem die Bundespräsidentenwahl.
"Völlig überraschend", "
lasen wir am Montag im Berliner TAGESSPIEGEL,
" "fiel die österreichische Favoritin Verena Roßbacher, die als erotische Sprachfurie auftrat, aus dem Rennen."
Der sportliche Wettbewerb fand in Klagenfurt statt. Es ist ein alljährlich zum Sommeranfang ausgetragener Bewerb, wie es auf österreichisch heißt, der nach der vor 84 Jahren in Klagenfurt geborenen Dichterin Ingeborg Bachmann benannt ist. Der Wettstreit um die Wörter ist ein großes Medienereignis. Fernsehen, Funk und Presse berichten breit und tief. Darum hier nur das Ergebnis des Wörtermessens, aufgeschrieben von Katrin Hillgruber im TAGESSPIEGEL:
"Erneut gingen alle Preise an die 'Piefkes'."
Am anderen Ende dieser Woche, nämlich am Sonnabend, lasen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Sex mit Tieren war ab sofort erlaubt."
Helmut Mauró fasste den Stand der Debatte um "Homosexualität im Männersport" zusammen. In den Wochen von Blutgrätschen und Bauchmuskelzerrungen, die auf der südlichen Halbkugel und vor den Großleinwänden des Public Viewing zu lang anhaltenden Überlegungen um den Einsatz frischer Kräfte in den Arenen der Fußballweltmeisterschaft führten, war das kein Thema, das zwingend gewesen wäre, aber Mauró meinte:
"Für einen Fußballer, der aus der Fankurve auch ohne Outing schon mal als Schwuchtel beschimpft wird, war und ist daran gar nicht zu denken."
Nämlich an ein Outing. Und das trotz der bereits 1989 veröffentlichten Erkenntnis des Göttinger Biologen und Theologen Volker Sommer:
"Homosexualität, so weist er wissenschaftlich präzise nach", "
schrieb Mauró,
" "ist eine natürliche Form der Sexualität, kein abweichendes Verhalten."
Und – was vielleicht in Zeiten der Wiederbelebung religiöser Bekenntnisse ein noch besseres Argument wäre:
"In keiner Bibel, in keinem Koran, nirgends steht, dass Homosexualität verwerflich oder krank sei."
Was nun den Sport, insbesondere das Fußballspielen angeht, stellte Mauró am Sonnabend in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG fest:
"Sportliche Leistung hat ausschließlich mit Talent, Disziplin und Training zu tun."
In der FRANKFURTER RUNDSCHAU vom Mittwoch begab sich die Kulturwissenschaftlerin Claudia Schmölders auf das "Mienenfeld" und beschrieb das, was man bei den Übertragungen aus Südafrika auf den Großbildschirmen und -leinwänden sehen kann:
"Gesichter von Riesen, Gesichter von Übermenschen schauen uns an."
Schmölders brachte das Wort "Leibescluster" ins Spiel und fragte:
"Wie soll man sie nennen, diese Siegesknäuel aus Männerkörpern, die ihren Torschützen unter sich begraben – nein, falsches Wort: die ihn anspringen wie ein Totemtier?"
Da am Mittwoch auch ein anderes Ereignis abseits der Fußballarenen von Bedeutung war, kam die FR-Autorin über "männliche Muskelhöchstleistung", "überschäumende Freude" und "hitzige Gruppierung" auch hierauf zu sprechen:
"So ein Bild liefern uns gerade auch SPD und Grüne. Sie haben ein Tor namens Gauck geschossen, 35 000 junge Facebook-User sitzen auf den weltfernen Rängen, applaudieren begeistert und warten auf das nächste Tor."
Damit sind wir beim Thema der Woche gelandet: Der Wahl des Bundespräsidenten am Mittwoch. Schon am Montag gab es in der TAGESZEITUNG, kurz TAZ, einen Bericht aus Berlin, wo sich der Kandidat Joachim Gauck zeigte, und zwar einer bunten "Truppe aus Facebookern, Parteisoldaten und Künstlern", die sich
"versammelte, um ihrem Helden Joachim Gauck spontan ein Kulturkränzchen zu winden."
Ingo Arend beobachtete die "Bewegungsgroßmutter Eva Quistorp", wie sie
"in dem bestuhlten Saal demonstrativ entrückt zu tanzen"
begann, und fand
"die versammelte Rot-Grün-Prominenz von Sigmar Gabriel bis Renate Künast ausgesprochen seniorig."
Am selben Montag feierte Hans Leyendecker in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG "Deutschland, einig Zeitungsland". Er stellte fest:
"Besonders die konservative Welt trommelt wie eine Sambatruppe für Gauck."
Währenddessen bemäkelte Edo Reents in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG die Bewerbungsrede Gaucks im Berliner "Radialsystem":
"In zweieinhalb Stunden ist nicht ein einziges Mal die Rede von ökonomischen Fragen."
Am Dienstag dann fragte Patrick Bahners in der FAZ:
"Wozu braucht die Bundesrepublik einen Bundespräsidenten?"
Die Antwort war auf Christian Wulff gemünzt, der sich als "Nachfolger Friedrichs des Großen" geoutet hatte. Etwas süffisant meinte Bahners:
"Ist man erst einmal Schlossherr im Bellevue, dann sucht man den Voltaire unseres Zeitalters und findet Richard David Precht."
Am selben Tag freute sich Necla Kelek in derselben FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Mit Joachim Gauck kehrt der Citoyen, der freie Bürger, eine verschollen geglaubte Spezies, auf die politische Bühne zurück."
Am Wahltag selbst enthüllte Hubert Spiegel in der FAZ die Titel der Lieblingsbücher der beiden Kandidaten. Christian Wulff nannte den Weltbestseller "Der kleine Prinz", und Spiegel kommentierte:
"Das Buch, bei dem einem schon nach den ersten Seiten gemütlich-puschelige Wollsocken an den Füßen wachsen."
Gaucks Buch der Wahl sei "Wem die Stunde schlägt" von Hemingway, und Spiegel empfahl es als "das perfekte Zweitbuch für Wulff".
Das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl ist bekannt. Über die Begleiterscheinungen wurde viel geschrieben und spekuliert. Am Sonnabend lasen wir in der TAZ:
"Einigermaßen glücklich wirkt in diesen Tagen nur einer, trotz etwas unschöner Wahl: der neue Bundespräsident Christian Wulff. Kein Wunder, er muss im neuen Amt ja auch keine kontroversen Entscheidungen mehr treffen."
lasen wir am Montag im Berliner TAGESSPIEGEL,
" "fiel die österreichische Favoritin Verena Roßbacher, die als erotische Sprachfurie auftrat, aus dem Rennen."
Der sportliche Wettbewerb fand in Klagenfurt statt. Es ist ein alljährlich zum Sommeranfang ausgetragener Bewerb, wie es auf österreichisch heißt, der nach der vor 84 Jahren in Klagenfurt geborenen Dichterin Ingeborg Bachmann benannt ist. Der Wettstreit um die Wörter ist ein großes Medienereignis. Fernsehen, Funk und Presse berichten breit und tief. Darum hier nur das Ergebnis des Wörtermessens, aufgeschrieben von Katrin Hillgruber im TAGESSPIEGEL:
"Erneut gingen alle Preise an die 'Piefkes'."
Am anderen Ende dieser Woche, nämlich am Sonnabend, lasen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Sex mit Tieren war ab sofort erlaubt."
Helmut Mauró fasste den Stand der Debatte um "Homosexualität im Männersport" zusammen. In den Wochen von Blutgrätschen und Bauchmuskelzerrungen, die auf der südlichen Halbkugel und vor den Großleinwänden des Public Viewing zu lang anhaltenden Überlegungen um den Einsatz frischer Kräfte in den Arenen der Fußballweltmeisterschaft führten, war das kein Thema, das zwingend gewesen wäre, aber Mauró meinte:
"Für einen Fußballer, der aus der Fankurve auch ohne Outing schon mal als Schwuchtel beschimpft wird, war und ist daran gar nicht zu denken."
Nämlich an ein Outing. Und das trotz der bereits 1989 veröffentlichten Erkenntnis des Göttinger Biologen und Theologen Volker Sommer:
"Homosexualität, so weist er wissenschaftlich präzise nach", "
schrieb Mauró,
" "ist eine natürliche Form der Sexualität, kein abweichendes Verhalten."
Und – was vielleicht in Zeiten der Wiederbelebung religiöser Bekenntnisse ein noch besseres Argument wäre:
"In keiner Bibel, in keinem Koran, nirgends steht, dass Homosexualität verwerflich oder krank sei."
Was nun den Sport, insbesondere das Fußballspielen angeht, stellte Mauró am Sonnabend in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG fest:
"Sportliche Leistung hat ausschließlich mit Talent, Disziplin und Training zu tun."
In der FRANKFURTER RUNDSCHAU vom Mittwoch begab sich die Kulturwissenschaftlerin Claudia Schmölders auf das "Mienenfeld" und beschrieb das, was man bei den Übertragungen aus Südafrika auf den Großbildschirmen und -leinwänden sehen kann:
"Gesichter von Riesen, Gesichter von Übermenschen schauen uns an."
Schmölders brachte das Wort "Leibescluster" ins Spiel und fragte:
"Wie soll man sie nennen, diese Siegesknäuel aus Männerkörpern, die ihren Torschützen unter sich begraben – nein, falsches Wort: die ihn anspringen wie ein Totemtier?"
Da am Mittwoch auch ein anderes Ereignis abseits der Fußballarenen von Bedeutung war, kam die FR-Autorin über "männliche Muskelhöchstleistung", "überschäumende Freude" und "hitzige Gruppierung" auch hierauf zu sprechen:
"So ein Bild liefern uns gerade auch SPD und Grüne. Sie haben ein Tor namens Gauck geschossen, 35 000 junge Facebook-User sitzen auf den weltfernen Rängen, applaudieren begeistert und warten auf das nächste Tor."
Damit sind wir beim Thema der Woche gelandet: Der Wahl des Bundespräsidenten am Mittwoch. Schon am Montag gab es in der TAGESZEITUNG, kurz TAZ, einen Bericht aus Berlin, wo sich der Kandidat Joachim Gauck zeigte, und zwar einer bunten "Truppe aus Facebookern, Parteisoldaten und Künstlern", die sich
"versammelte, um ihrem Helden Joachim Gauck spontan ein Kulturkränzchen zu winden."
Ingo Arend beobachtete die "Bewegungsgroßmutter Eva Quistorp", wie sie
"in dem bestuhlten Saal demonstrativ entrückt zu tanzen"
begann, und fand
"die versammelte Rot-Grün-Prominenz von Sigmar Gabriel bis Renate Künast ausgesprochen seniorig."
Am selben Montag feierte Hans Leyendecker in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG "Deutschland, einig Zeitungsland". Er stellte fest:
"Besonders die konservative Welt trommelt wie eine Sambatruppe für Gauck."
Währenddessen bemäkelte Edo Reents in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG die Bewerbungsrede Gaucks im Berliner "Radialsystem":
"In zweieinhalb Stunden ist nicht ein einziges Mal die Rede von ökonomischen Fragen."
Am Dienstag dann fragte Patrick Bahners in der FAZ:
"Wozu braucht die Bundesrepublik einen Bundespräsidenten?"
Die Antwort war auf Christian Wulff gemünzt, der sich als "Nachfolger Friedrichs des Großen" geoutet hatte. Etwas süffisant meinte Bahners:
"Ist man erst einmal Schlossherr im Bellevue, dann sucht man den Voltaire unseres Zeitalters und findet Richard David Precht."
Am selben Tag freute sich Necla Kelek in derselben FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Mit Joachim Gauck kehrt der Citoyen, der freie Bürger, eine verschollen geglaubte Spezies, auf die politische Bühne zurück."
Am Wahltag selbst enthüllte Hubert Spiegel in der FAZ die Titel der Lieblingsbücher der beiden Kandidaten. Christian Wulff nannte den Weltbestseller "Der kleine Prinz", und Spiegel kommentierte:
"Das Buch, bei dem einem schon nach den ersten Seiten gemütlich-puschelige Wollsocken an den Füßen wachsen."
Gaucks Buch der Wahl sei "Wem die Stunde schlägt" von Hemingway, und Spiegel empfahl es als "das perfekte Zweitbuch für Wulff".
Das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl ist bekannt. Über die Begleiterscheinungen wurde viel geschrieben und spekuliert. Am Sonnabend lasen wir in der TAZ:
"Einigermaßen glücklich wirkt in diesen Tagen nur einer, trotz etwas unschöner Wahl: der neue Bundespräsident Christian Wulff. Kein Wunder, er muss im neuen Amt ja auch keine kontroversen Entscheidungen mehr treffen."