Von Jens Brüning

Die Feuilletons thematisieren die bevorstehenden Wahlen in Nordrhein-Westfalen und die Eröffnung der "Topographie des Terrors" in Berlin. In der "FAZ" äußert sich der Blogger Don Alphonso über Google-Street-View.
"In den letzten Jahren ist das Spiel vergnüglicher geworden", lesen wir in der "BERLINER ZEITUNG", "weil die Zahl der möglichen Paarungen deutlich erhöht wurde." Arno Widmanns Betrachtung können wir auch in der "FRANKFURTER RUNDSCHAU" lesen, da er zu den Redakteuren gehört, die im innovativen Pool für alle Blätter des Mutterhauses schreiben.

Es geht allerdings nicht um menschliche Promiskuität, sondern um die Wahlen in Nordrhein-Westfalen am kommenden Sonntag. Bei aller Libertinage gibt es dort ein Problem: "Die FDP ist stur und mag niemand anderen als Jürgen Rüttgers." Nach allerlei Überlegungen, wer denn mit wem am besten könnte, kommt Widmann zum Ergebnis: "Wo jeder mit jedem kann und es zunehmend gleichgültig ist, wer regiert, da braucht man auch keine Wähler mehr." Das schreibt er natürlich nur, damit alle am Sonntag zur Wahl gehen.

"Man kann nur auf die kommenden Ausstellungen hoffen", lesen wir nun in der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG". In Berlin wurde am Donnerstag nach vielen Irrungen und Wirrungen die Ausstellung "Topographie des Terrors" eröffnet. Jens Bisky kritisiert in der "SZ", dass die Ausstellung auf dem Gelände des ehemaligen Reichssicherheitshauptamtes "keine Frage, nur eine pädagogische Absicht" habe. Und er zitiert den Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors", Andreas Nachama: "Es würde ihn freuen, wenn die Besucher mit mehr Fragen fort gingen als sie gekommen sind."

Sven Felix Kellerhoff kommt in der Tageszeitung "DIE WELT" zu dem Ergebnis:

"Eine klare, also einfache Antwort, wie der Absturz Deutschlands in die völlige moralische Katastrophe der NS-Verbrechen möglich war, kann auch die Stiftung Topographie des Terrors nicht geben."

Gewisse Indizien aber sind deutlich: Zum Beispiel die Selbstverständlichkeit, mit der im Dritten Reich Terror vor aller Augen ausgeübt wurde. In der "FRANKFURTER RUNDSCHAU" schreibt Bert Hoppe: "Taten, die in solcher demonstrativer Öffentlichkeit begangen wurden, konnten nach Ansicht vieler Beteiligter nicht unrechtmäßig sein." Dieses Phänomen hebt auch Kellerhoff in der "WELT" hervor: Nicht mehr vor allem Terror habe nach der "Machteroberung" der Nationalsozialisten das Reich zusammengehalten, sondern

"Hitlers Popularität und das neue Gemeinschaftsgefühl – allerdings auf Kosten der vermeintlichen 'Volksfeinde' wie Juden, Marxisten und anderen Hitler-Gegnern, die brutal ausgegrenzt wurden."

Andreas Kilb schreibt in der "FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG" anlässlich der Eröffnung des Neubaus in der Mitte Berlins:

"Die 'Topographie des Terrors' ist das zentrale Museum des Nationalsozialismus in Deutschland, seiner Organisationsformen, seiner Methoden, seiner Eliten und seiner Opfer, ein Museum des Schreckens und der Vernichtung, aber auch der 'Volksgemeinschaft', die diesen Schrecken ausübte oder doch duldete, die ihn bejubelte oder willig ertrug."

Kilb hebt in der "FAZ" hervor: "Auf Fundstücke aus den Folterkellern hat man wohlweislich verzichtet."

Eine völlig andere Art der Öffentlichkeit prangert der Blogger Don Alphonso in der "FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG" an. Er möchte nicht, dass das Haus, in dem er wohnt, im "Street View"-Programm von Google zu sehen ist. Gleichwohl hat er nichts gegen Touristen, die sich offenbar täglich in großen Mengen vor dem Haus versammeln, um dessen Schönheit oder seine Geschichte zu bestaunen. Denn 1652 muss dort etwas Bedeutendes geschehen sein, ob Konferenz oder Mord, wird nicht näher erwähnt.

Seine eigentlichen Feinde hat Don Alphonso in Berlin ausgemacht. Dort kämpfen Internet-Enthusiasten für die "Freiheit des Internets". Don Alphonso fertigt sie in der "FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG" ab: "Wer etwas verbergen will, macht sich bei der Netz-Tscheka erst recht verdächtig und wird gezielt ausgestellt."