Von Jens Brüning
Dass Truman Capotes federleichtes "Frühstück bei Tiffany" und Melvilles gewaltiger "Moby Dick" auf Apples iPad bald die selben 730 Gramm wiegen, verzückt die Kulturjournalisten der deutschsprachigen Zeitungen, während der Umgang mit Nachkriegsarchitektur Sorge bereitet.
"Wir hatten ein Abitur bestellt, keine mittlere Reife", lasen wir in der Sonnabendausgabe der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG". Alex Rühle machte aus seinem Herzen keine Mördergrube und beschimpfte die Menschen, die gegenwärtig unter anderem als Eltern zu bezeichnen sind. Was haben die doch für Ansprüche gegenüber dem Dienstleistungsbetrieb Schule! Vegane Schulspeisung wäre noch das Geringste auf dem Forderungskatalog während der Elternabende. Alex Rühle stöhnte in der "SZ": "Es ist schlichtweg nicht zu erklären, wie all diese Menschen ihre Kindheit überlebt haben." Diejenigen nämlich, die zur Zeit als "Erwachsene" bezeichnet werden, die auf Bäume kletterten und Nägel in Bretter schlugen und auf dem Rücksitz des Familienautos keineswegs angeschnallt waren, wenn sie nicht ohnehin vorn saßen. Gut, Rühle ist erregt und hat zudem die Erfahrung von "acht Jahren Elternschaft" hinter sich. Da wird noch allerhand kommen. Das beschrieb er dann auch in der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG": "Wenn es in den Bildungsplänen von rechteckigen Begriffen wie Kompetenzerwerb, Zweisprachigkeit, Komplexitätszuwachs und Lerneffizienz wimmelt, hat man den Eindruck, dass all dies Zeug den Ministerialbeamten von Globalisierungsängsten der Elternverbände eingeflüstert wurde."
Nicht nur an der Erziehung der lieben Kleinen und am Umgang mit ihnen lassen sich Zeichen einer neuen Zeit deuten. Auch die Architektur steckt in einem Umbruch, wie wir unter anderem der "NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG" vom Donnerstag entnehmen konnten. Joachim Güntner berichtete von der "Liquidation von Nachkriegsbauten" in der Bundesrepublik Deutschland und hob insbesondere das einst so gelobte Landesparlament in Hannover hervor, das sich als Neubau neben einer Rekonstruktion des durch Kriegseinwirkung sehr zerstörten Stadtschlosses gut machte. Wir lasen: "Mitte März hat Niedersachsens Landtag mit deutlicher Mehrheit entschieden, dem Bedürfnis der Abgeordneten nach mehr Tageslicht mit einem Neubau zu entsprechen." Es sei nicht der einzige Bau der Nachkriegszeit, der dem Abriss anheim gegeben werden soll, schrieb Güntner und mahnte eine Wende in Sachen Bewahrung architektonischer Kunststücke an.
In der vergangenen Woche wurde die "IBA Sachsen-Anhalt" eröffnet und fand angemessenen Raum in allen Gazetten. "Weniger ist Zukunft" ist dort die Parole, und Jens Bisky kommentierte in der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG": "Das Schrumpfungsthema bietet sich als Kern der noch immer notwendigen Debatte um einen neuen Gesellschaftsvertrag an." In der Sonnabendausgabe legte Bisky noch ein wenig nach. Da hatte er nämlich die Orte des Geschehens besucht. "Gut, dass wir darüber gesprochen haben und ein paar Initiativen gegründet haben", lasen wir und Biskys Einschätzung dazu: "Das ist für eine IBA ein bisschen wenig, zu wenig für eine Zukunft des Weniger." In der "BERLINER ZEITUNG" entdeckte Nikolaus Bernau die positiven Aspekte der Bauausstellung: "Wieder Lust an der eigenen Stadt, an den eigenen Lebensumständen zu kriegen." Bernau sah verheißungsvolle Ansätze, etwa im Umbau des Industriestandortes Bitterfeld zu einem "netten Ort". Aber die Skepsis überwog dann doch: "Eine Generation wird es schon dauern, bis sich die Grünzonen durch das Stadtinnere flechten, ohne von bebauten Grundstücken unterbrochen zu werden." Lasen wir in der "BERLINER ZEITUNG". Christiane Peitz monierte am Sonnabend im Berliner "TAGESSPIEGEL": "Wer mit dem Auto nach Dessau kommt, der merkt kaum etwas von der IBA. Kein Hinweisschild, nichts. Manchmal ist weniger doch nicht Zukunft."
Es war außerdem noch Ostern und also eine gute Gelegenheit, ein kleines Gerät unter die Kundschaft zu bringen, den "iPad". Jordan Mejias verkündete anlässlich des Verkaufsstarts in den USA in der "FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG" vom Dienstag die frohe Botschaft: "Einmal berührt, ist ihm in seiner bedienungsfreundlichen Mitteilsamkeit kaum zu widerstehen." Und der "FAZ"-Redakteur las ein schönes Buch auf dem neuen Gerät: "Pu der Bär." Es ist gratis und erfreut den Anwender: "Ein zarter Wisch mit dem Finger, und schon kräuselt sich elegant die Seite." Wieland Freund befasste sich in der Tageszeitung "DIE WELT" mit den messbaren Dingen in der neuen Welt des Lesens: "Seltsam ist die Vorstellung", lasen wir am Dienstag, "dass Truman Capotes federleichtes 'Frühstück bei Tiffany' und Melvilles gewaltiger 'Moby Dick' bald die selben 730 Gramm iPad-Gewicht tragen." Und Freund fragte in der "WELT": "Ob man 'dicke Schinken' bald in Megabyte misst?" Bernd Graf konstatierte nüchtern in der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG" vom Mittwoch: "Das iPad ist konzipiert als das perfekte Couchwerkzeug der Rezeption und als Fenster ins Internet." Und während Thomas Assheuer vor Karfreitag in der Wochenzeitung "DIE ZEIT" unkte: "Apples iPad garantiert Zugehörigkeit und Ordnung urbi et orbi. Kinder, fürchtet euch nicht, es besteht Anschluss", weiß Ferdinand von Schirach im neuen "SPIEGEL": "Es ist die Zukunft. Punkt. Es gibt darüber gar keine Diskussion."
Nicht nur an der Erziehung der lieben Kleinen und am Umgang mit ihnen lassen sich Zeichen einer neuen Zeit deuten. Auch die Architektur steckt in einem Umbruch, wie wir unter anderem der "NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG" vom Donnerstag entnehmen konnten. Joachim Güntner berichtete von der "Liquidation von Nachkriegsbauten" in der Bundesrepublik Deutschland und hob insbesondere das einst so gelobte Landesparlament in Hannover hervor, das sich als Neubau neben einer Rekonstruktion des durch Kriegseinwirkung sehr zerstörten Stadtschlosses gut machte. Wir lasen: "Mitte März hat Niedersachsens Landtag mit deutlicher Mehrheit entschieden, dem Bedürfnis der Abgeordneten nach mehr Tageslicht mit einem Neubau zu entsprechen." Es sei nicht der einzige Bau der Nachkriegszeit, der dem Abriss anheim gegeben werden soll, schrieb Güntner und mahnte eine Wende in Sachen Bewahrung architektonischer Kunststücke an.
In der vergangenen Woche wurde die "IBA Sachsen-Anhalt" eröffnet und fand angemessenen Raum in allen Gazetten. "Weniger ist Zukunft" ist dort die Parole, und Jens Bisky kommentierte in der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG": "Das Schrumpfungsthema bietet sich als Kern der noch immer notwendigen Debatte um einen neuen Gesellschaftsvertrag an." In der Sonnabendausgabe legte Bisky noch ein wenig nach. Da hatte er nämlich die Orte des Geschehens besucht. "Gut, dass wir darüber gesprochen haben und ein paar Initiativen gegründet haben", lasen wir und Biskys Einschätzung dazu: "Das ist für eine IBA ein bisschen wenig, zu wenig für eine Zukunft des Weniger." In der "BERLINER ZEITUNG" entdeckte Nikolaus Bernau die positiven Aspekte der Bauausstellung: "Wieder Lust an der eigenen Stadt, an den eigenen Lebensumständen zu kriegen." Bernau sah verheißungsvolle Ansätze, etwa im Umbau des Industriestandortes Bitterfeld zu einem "netten Ort". Aber die Skepsis überwog dann doch: "Eine Generation wird es schon dauern, bis sich die Grünzonen durch das Stadtinnere flechten, ohne von bebauten Grundstücken unterbrochen zu werden." Lasen wir in der "BERLINER ZEITUNG". Christiane Peitz monierte am Sonnabend im Berliner "TAGESSPIEGEL": "Wer mit dem Auto nach Dessau kommt, der merkt kaum etwas von der IBA. Kein Hinweisschild, nichts. Manchmal ist weniger doch nicht Zukunft."
Es war außerdem noch Ostern und also eine gute Gelegenheit, ein kleines Gerät unter die Kundschaft zu bringen, den "iPad". Jordan Mejias verkündete anlässlich des Verkaufsstarts in den USA in der "FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG" vom Dienstag die frohe Botschaft: "Einmal berührt, ist ihm in seiner bedienungsfreundlichen Mitteilsamkeit kaum zu widerstehen." Und der "FAZ"-Redakteur las ein schönes Buch auf dem neuen Gerät: "Pu der Bär." Es ist gratis und erfreut den Anwender: "Ein zarter Wisch mit dem Finger, und schon kräuselt sich elegant die Seite." Wieland Freund befasste sich in der Tageszeitung "DIE WELT" mit den messbaren Dingen in der neuen Welt des Lesens: "Seltsam ist die Vorstellung", lasen wir am Dienstag, "dass Truman Capotes federleichtes 'Frühstück bei Tiffany' und Melvilles gewaltiger 'Moby Dick' bald die selben 730 Gramm iPad-Gewicht tragen." Und Freund fragte in der "WELT": "Ob man 'dicke Schinken' bald in Megabyte misst?" Bernd Graf konstatierte nüchtern in der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG" vom Mittwoch: "Das iPad ist konzipiert als das perfekte Couchwerkzeug der Rezeption und als Fenster ins Internet." Und während Thomas Assheuer vor Karfreitag in der Wochenzeitung "DIE ZEIT" unkte: "Apples iPad garantiert Zugehörigkeit und Ordnung urbi et orbi. Kinder, fürchtet euch nicht, es besteht Anschluss", weiß Ferdinand von Schirach im neuen "SPIEGEL": "Es ist die Zukunft. Punkt. Es gibt darüber gar keine Diskussion."