Von Jens Brüning

Die Feuilletons beschäftigen sich mit der umstrittenen Vergabe eines Recherche-Auftrags an die Agentur CMK durch die Zeitschrift "Bunte" und der neuen ARD-TV-Serie "Der Krieg". Die "SZ" berichtet über das Videospiel "Heavy Rain".
"Die Berufsbezeichnung Journalist ist nicht gesetzlich geschützt", lesen wir in der "FRANKFURTER RUNDSCHAU". Man weiß das und hat dennoch nichts dagegen unternommen. Und so sind allenthalben Menschen unterwegs, die behaupten, sie seien Journalisten, während sie doch nur Witwen schütteln oder Mülleimer durchschnüffeln. Autor des "FR"-Artikels ist Ernst Elitz. Er lehrt an der Freien Universität Kultur- und Medienmanagement und war Gründungsintendant des Deutschlandradios.

Er erörtert in seinem Artikel die Frage, "warum Redaktionen Rechercheaufträge nicht an externe Dienstleister vergeben dürfen." Und kommt zu dem Fazit:

"Medien sind keine Autofabrik, wo dem Vorstand schnurzpiepe ist, unter welchen Bedingungen und Sicherheitsstandards bei den Zulieferern gearbeitet wird."

Das Problem unseriöser Berichterstattung beschäftigt auch Hans Leyendecker in der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG". Im Mittelpunkt seines Artikels steht der 65-jährige Fotograf Jürgen Christ, der als "Abschuß"-Experte bezeichnet werden darf. Er war es, der das erste Foto des größten Altbauspekulanten der Bundesrepublik Deutschland schoss. Leyendecker schreibt über den Fotografen:

"Auf Stasi-Offiziere, Wirtschaftskriminelle und normale Nachrichtendienstler hat er mit langen Linsen gezielt und immer auf den goldenen Schuss gewartet."

Der war für niemanden tödlich, allerdings für manchen gesellschaftlich entlarvend. Leyendeckers Artikel ist eine Reaktion auf die Enthüllungen der Wochenzeitschrift "Stern", nach denen für die Wochenzeitschrift "Bunte" Leute das Recherchieren übernahmen, die keine Journalistenschule besuchten. Die "Bunte"-Chefin verteidigte sich mit dem Schlagwort "investigativer Journalismus", und "SZ"-Autor Leyendecker kontert cool:

"Ist die Ewigkeitsfrage – 'wer auf wem?' – wirklich von Bedeutung für die Gesellschaft?""

Davor steht ein Lehrsatz:

"Themen, die beim investigativen Recherchieren aufgegriffen werden, müssen sich durch politische und gesellschaftliche Relevanz auszeichnen."

In der Tageszeitung "DIE WELT" und in der "FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG" wird auf eine am kommenden Montag beginnende Fernsehserie hingewiesen: "Der Krieg läuft am 1., 8. und 15. März jeweils um 21 Uhr im Ersten." Es ist aber der Zweite Weltkrieg gemeint, und das Bemerkenswerte an dieser Serie ist, dass fast alles in Farbe zu sehen sein wird. "Alles, alles ist farbig geworden", freut sich Jochen Hieber in der "FAZ". Sven Felix Kellerhoff nennt das in der "WELT" "fragwürdig".

Und so könnten wir nun eine Weile zwischen diesen Polen hin- und herspringen, wenn sich uns der Sinn einer Nachkolorierung von Propagandamaterial der Kriegsparteien erschlösse. Hieber nennt die Serie einen "Meilenstein des dokumentarisch Möglichen und Legitimen", Kellerhoff rügt den "verfehlten Anspruch" und meldet "das Scheitern des nur gut gemeinten ARD-Dreiteilers." Als Postscriptum sei hinzugefügt: Nur die Kampfhandlungen sind bunt. Die Bilder der Opfer in Bergen-Belsen und Auschwitz bleiben schwarz-weiß.

Auf der Seite 13 der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG" – und hier wollen wir von einem Zufall ausgehen – schreibt Tobias Moorstedt über das neue Videospiel "Heavy Rain". Soweit wir das verstanden haben, ist das eine Novität, bei der nicht bloß gekillt, sondern auch gedacht werden muss. Der Inhalt ist kompliziert, hat aber folgende Startsituation: "Der Killer entführt immer wieder kleine Kinder, die einige Tage später ermordet aufgefunden werden." Wenn man alles hinter sich hat, lesen wir in der "SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG", stellt sich die Frage: "Was habe ich getan? Und: Was passiert jetzt?"

Im eingangs zitierten Aufsatz von Ernst Elitz in der "FRANKFURTER RUNDSCHAU" lesen wir: "Für das journalistische Produkt gibt es keine Rückrufaktion."