Von Jens Brüning
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit dem Minarettverbot in der Schweiz, mit einem Essay von Altkanzler Schröder zu diesem Thema und mit der Entscheidung für einen neuen ZDF-Chefredakteur.
"Früher hätte man es auch Aufklärung genannt", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani erläutert, "warum bei der Volksabstimmung zum Minarettverbot Grundrechte und Grundwerte zur Disposition gestellt wurden." Diese Volksabstimmung fand in der Schweiz statt, wurde aber auch hierzulande breit diskutiert.
Navid Kermani weist in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG auf einen blinden Fleck in dieser Debatte hin, wenn er schreibt: "Dass Grundrechte, noch dazu die Grundrechte einer Minderheit, in einer demokratischen Abstimmung zur Diskussion gestellt werden und damit keine Grundrechte mehr sind." Aber noch ist das Kind nicht völlig in den Brunnen gefallen, denn Navid Kermani weiß auch: "Es ist offensichtlich und durchaus an Wahlurnen vermittelbar, dass soziale und kulturelle Konflikte nicht durch Verbote und Diskriminierungen gelöst werden können, die eben jene Parallelgesellschaften schaffen, an denen Anstoß genommen wird."
In der Wochenzeitung DIE ZEIT schrieb im Politikteil Altkanzler Gerhard Schröder im Zusammenhang mit dem Schweizer Volksvotum: "Europas Blick auf den Islam ist immer noch geprägt von Angst und Unwissen." Der groß aufgemachte Essay endet mit dem programmatischen Satz: "Es geht nicht um einen Kampf der Kulturen, sondern um einen Kampf um die Kultur." Navid Kermani kommt in diesem ZEIT-Beitrag des Pipeline-Lobbyisten Schröder auch vor, und zwar mit seinem Bekenntnis, er sei ein "deutscher Schriftsteller".
Er ist als Sohn iranischer Eltern in Siegen geboren und hat einen deutschen und einen iranischen Pass. Gerhard Schröder schrieb – bezogen auf Kermanis Bekenntnis - in der ZEIT: "Wir bezeichnen Günter Grass ja auch nicht als ‚christlichen Nobelpreisträger’." Das wäre wohl auch das Letzte, was man Herrn Grass vorwerfen könnte. Wir zitieren Gerhard Schröder hier nur, weil in der Freitagsausgabe der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG eine Erwiderung von Necla Kelek zu lesen ist. Die in Hamburg lehrende Soziologin und Frauenrechtlerin bringt den Altkanzler in Verbindung mit dem "bekanntesten weisen Narren der islamischen Welt", der vor siebenhundert Jahren in Anatolien gelebt haben soll und der Ansicht war, der Mond sei nützlicher als die Sonne, da man nachts das Licht nötiger brauche als am Tage. Auf den Hinweis, die Kriege des 20. Jahrhunderts seien nicht vom Islam angezettelt worden, repliziert Kelak, der islamische heilige Krieg, habe die Hälfte der damals bekannten Welt für 1000 Jahre "unter sein Schwert" gebracht und sei erst 1683 "von den Polen vor Wien gestoppt" worden. Necla Kelek schreibt in der FAZ: "Der Islam ist Hingabe an den einen Gott. Er ist Glaube, Kultur, Weltanschauung und Politik. Seine Lehre kennt keine Trennung von Staat und Religion." Das eigentliche Problem sei die Abgrenzung der Moscheevereine "gegenüber der offenen Zivilgesellschaft."
Abgrenzung ist auch ein Wesensmerkmal, das im Verhältnis zwischen Politik und Medien eine Rolle spielt. Die dann doch geglückte Wahl eines neuen Chefredakteurs beim Zweiten Deutschen Fernsehen wird in den Vorausexemplaren der überregionalen Tageszeitungen nicht ausführlich dargestellt. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU ist Peter Frey noch der "voraussichtliche Nachfolger" des unsanft entfernten Vorgängers Nikolaus Brender. Und in der Tageszeitung DIE WELT stellt Michael Hanfeld Überlegungen an, welche Folgen dieses unwürdige Tauziehen um Posten im ZDF wohl haben könnte. Nach der politischen Farbenlehre in den ZDF-Gremien wäre ein Stühlerücken von erheblichem Ausmaß die Folge und die initiativ gewordene CDU letztlich die Gelackmeierte. Wir lesen in der WELT: "So wird der Rattenschwanz parteipolitisch bestimmter Berufungen im ZDF immer länger."
Navid Kermani weist in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG auf einen blinden Fleck in dieser Debatte hin, wenn er schreibt: "Dass Grundrechte, noch dazu die Grundrechte einer Minderheit, in einer demokratischen Abstimmung zur Diskussion gestellt werden und damit keine Grundrechte mehr sind." Aber noch ist das Kind nicht völlig in den Brunnen gefallen, denn Navid Kermani weiß auch: "Es ist offensichtlich und durchaus an Wahlurnen vermittelbar, dass soziale und kulturelle Konflikte nicht durch Verbote und Diskriminierungen gelöst werden können, die eben jene Parallelgesellschaften schaffen, an denen Anstoß genommen wird."
In der Wochenzeitung DIE ZEIT schrieb im Politikteil Altkanzler Gerhard Schröder im Zusammenhang mit dem Schweizer Volksvotum: "Europas Blick auf den Islam ist immer noch geprägt von Angst und Unwissen." Der groß aufgemachte Essay endet mit dem programmatischen Satz: "Es geht nicht um einen Kampf der Kulturen, sondern um einen Kampf um die Kultur." Navid Kermani kommt in diesem ZEIT-Beitrag des Pipeline-Lobbyisten Schröder auch vor, und zwar mit seinem Bekenntnis, er sei ein "deutscher Schriftsteller".
Er ist als Sohn iranischer Eltern in Siegen geboren und hat einen deutschen und einen iranischen Pass. Gerhard Schröder schrieb – bezogen auf Kermanis Bekenntnis - in der ZEIT: "Wir bezeichnen Günter Grass ja auch nicht als ‚christlichen Nobelpreisträger’." Das wäre wohl auch das Letzte, was man Herrn Grass vorwerfen könnte. Wir zitieren Gerhard Schröder hier nur, weil in der Freitagsausgabe der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG eine Erwiderung von Necla Kelek zu lesen ist. Die in Hamburg lehrende Soziologin und Frauenrechtlerin bringt den Altkanzler in Verbindung mit dem "bekanntesten weisen Narren der islamischen Welt", der vor siebenhundert Jahren in Anatolien gelebt haben soll und der Ansicht war, der Mond sei nützlicher als die Sonne, da man nachts das Licht nötiger brauche als am Tage. Auf den Hinweis, die Kriege des 20. Jahrhunderts seien nicht vom Islam angezettelt worden, repliziert Kelak, der islamische heilige Krieg, habe die Hälfte der damals bekannten Welt für 1000 Jahre "unter sein Schwert" gebracht und sei erst 1683 "von den Polen vor Wien gestoppt" worden. Necla Kelek schreibt in der FAZ: "Der Islam ist Hingabe an den einen Gott. Er ist Glaube, Kultur, Weltanschauung und Politik. Seine Lehre kennt keine Trennung von Staat und Religion." Das eigentliche Problem sei die Abgrenzung der Moscheevereine "gegenüber der offenen Zivilgesellschaft."
Abgrenzung ist auch ein Wesensmerkmal, das im Verhältnis zwischen Politik und Medien eine Rolle spielt. Die dann doch geglückte Wahl eines neuen Chefredakteurs beim Zweiten Deutschen Fernsehen wird in den Vorausexemplaren der überregionalen Tageszeitungen nicht ausführlich dargestellt. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU ist Peter Frey noch der "voraussichtliche Nachfolger" des unsanft entfernten Vorgängers Nikolaus Brender. Und in der Tageszeitung DIE WELT stellt Michael Hanfeld Überlegungen an, welche Folgen dieses unwürdige Tauziehen um Posten im ZDF wohl haben könnte. Nach der politischen Farbenlehre in den ZDF-Gremien wäre ein Stühlerücken von erheblichem Ausmaß die Folge und die initiativ gewordene CDU letztlich die Gelackmeierte. Wir lesen in der WELT: "So wird der Rattenschwanz parteipolitisch bestimmter Berufungen im ZDF immer länger."