Von Jens Brüning
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit einer Rede des Linken-Politikers Gregor Gysi und mit einer Osteuropa-Ausstellung des "Zentrums gegen Vertreibungen".
"Ich hatte in den neunziger Jahren immer eine Doppelquote", lesen wir in der Wochenzeitung DIE ZEIT. Dokumentiert ist eine Rede, die Gregor Gysi am vergangenen Sonntag im Rahmen des Antikenprojekts der Volksbühne Berlin gehalten hat. Er hat dabei keine papierene Unterlage benutzt, sondern frei gesprochen, und so liest sich das auch. Es geht in dieser Rede um Rhetorik.
Aber zuerst müssen wir die Sache mit der Doppelquote aufklären: "Eine Doppelquote", lesen wir in der ZEIT, "besteht darin, dass die am Fernseher bleiben, die dich mögen, und die, die dich zutiefst ablehnen, auch nicht ausschalten können." Und das kommt von der Rhetorik, ist Gysis Botschaft. Er hat da seine eigenen Erfahrungen, zum Beispiel als Anwalt, der ein Schöffengericht überzeugen muss, dass sein Mandant im Recht ist. Und dann gab es noch eine wissenschaftliche Arbeit. Wir lesen in der ZEIT: "Es gab mal eine Magisterarbeit über meine Rhetorik, ich habe sieben Seiten davon gelesen und dann aufgehört, weil ich wusste, wenn ich weiterlese, geht es mir wie dem Tausendfüßler, den du fragst, wie er läuft, und dann kann er’s nicht mehr." Die Rede von Gregor Gysi, "ein Plädoyer für die Kunst der Rede in der Politik", das unter dem Titel steht "Ich, der Tausendfüßler", ist sehr lang.
Lang ist es her, dass es im tiefsten Osteuropa Menschen gab, die deutsch sprachen und wohl gelitten waren. "Deutsch", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL, "das habe sie immer mit gut erzogen, ordentlich und sauber verbunden, erzählt Caterina, eine freundliche Russin." Christina Tilmann schreibt über die Ausstellung des "Zentrums gegen Vertreibungen" im Berliner Kronprinzenpalais, die unter dem Titel "Die Gerufenen" ab Donnerstag besichtigt werden kann. Christina Tilmann kommt nach ihrem Rundgang zu dem Schluss: "Eine friedliche, eine freundliche Siedlungsgeschichte ist, so reduziert, eben eine falsche Geschichte." Dem stimmt Harry Nutt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU weitgehend zu, indem er den Katalog "unterkomplex" findet und allenthalben "Integrationsfolklore" sieht. Nutt gibt aber einen Hinweis der Vorsitzenden der Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen", Erika Steinbach, wieder: "Was Bessarabien ist und wo es liegt, sei im bundesrepublikanischen Bewusstsein ja erst wieder zum Vorschein gekommen, als über die Herkunft von Bundespräsident Horst Köhler geschrieben worden sei."
Zuvor aber hatte sich Harry Nutt in der FR in der Tiefebene weit jenseits der Oder ausführlich umgesehen und angesichts der entdeckten Fülle resigniert geschrieben: "Mittel- und Osteuropa – ein weites Feld." Constanze von Bouillon fasst in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die Exposition im Kronprinzenpalais zu Berlin-Mitte so zusammen: "Die Schau heißt ‚Die Gerufenen’, und es geht um deutsche Winzer in Bessarabien, deutsche Dudelsackbauer im Böhmerwald und deutsche Zebrazüchter auf der Krim." Sodann führt die Autorin uns mit dem Kurator durch die Ausstellung und schreibt schließlich: "‚Alle tragen gleichermaßen Verantwortung’, steht auf der letzten Tafel der Ausstellung. Ein Satz, den man auch missverstehen kann."
Völlig unmissverständlich stellt Hans Leyendecker ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG fest: "Nachrichtendienste sind keine Betvereine, manche Journalisten lieben das Spiel Räuber und Gendarm." Leyendecker berichtet von den beiden Sicherheitsberatern, die sich kürzlich in Somalia als Journalisten in die Meldeformulare des Hotels eintrugen. Sie wurden bald darauf von Männern, die – wie Leyendecker mokant anmerkt – "milieugerecht Polizeiuniformen getragen haben sollen", entführt. Wir entnehmen dem SZ-Artikel folgenden klugen Rat: "Anders als früher platzieren Kriegsberichterstatter keine Presseschilder mehr im Auto, weil das tödlich sein kann."
Aber zuerst müssen wir die Sache mit der Doppelquote aufklären: "Eine Doppelquote", lesen wir in der ZEIT, "besteht darin, dass die am Fernseher bleiben, die dich mögen, und die, die dich zutiefst ablehnen, auch nicht ausschalten können." Und das kommt von der Rhetorik, ist Gysis Botschaft. Er hat da seine eigenen Erfahrungen, zum Beispiel als Anwalt, der ein Schöffengericht überzeugen muss, dass sein Mandant im Recht ist. Und dann gab es noch eine wissenschaftliche Arbeit. Wir lesen in der ZEIT: "Es gab mal eine Magisterarbeit über meine Rhetorik, ich habe sieben Seiten davon gelesen und dann aufgehört, weil ich wusste, wenn ich weiterlese, geht es mir wie dem Tausendfüßler, den du fragst, wie er läuft, und dann kann er’s nicht mehr." Die Rede von Gregor Gysi, "ein Plädoyer für die Kunst der Rede in der Politik", das unter dem Titel steht "Ich, der Tausendfüßler", ist sehr lang.
Lang ist es her, dass es im tiefsten Osteuropa Menschen gab, die deutsch sprachen und wohl gelitten waren. "Deutsch", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL, "das habe sie immer mit gut erzogen, ordentlich und sauber verbunden, erzählt Caterina, eine freundliche Russin." Christina Tilmann schreibt über die Ausstellung des "Zentrums gegen Vertreibungen" im Berliner Kronprinzenpalais, die unter dem Titel "Die Gerufenen" ab Donnerstag besichtigt werden kann. Christina Tilmann kommt nach ihrem Rundgang zu dem Schluss: "Eine friedliche, eine freundliche Siedlungsgeschichte ist, so reduziert, eben eine falsche Geschichte." Dem stimmt Harry Nutt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU weitgehend zu, indem er den Katalog "unterkomplex" findet und allenthalben "Integrationsfolklore" sieht. Nutt gibt aber einen Hinweis der Vorsitzenden der Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen", Erika Steinbach, wieder: "Was Bessarabien ist und wo es liegt, sei im bundesrepublikanischen Bewusstsein ja erst wieder zum Vorschein gekommen, als über die Herkunft von Bundespräsident Horst Köhler geschrieben worden sei."
Zuvor aber hatte sich Harry Nutt in der FR in der Tiefebene weit jenseits der Oder ausführlich umgesehen und angesichts der entdeckten Fülle resigniert geschrieben: "Mittel- und Osteuropa – ein weites Feld." Constanze von Bouillon fasst in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die Exposition im Kronprinzenpalais zu Berlin-Mitte so zusammen: "Die Schau heißt ‚Die Gerufenen’, und es geht um deutsche Winzer in Bessarabien, deutsche Dudelsackbauer im Böhmerwald und deutsche Zebrazüchter auf der Krim." Sodann führt die Autorin uns mit dem Kurator durch die Ausstellung und schreibt schließlich: "‚Alle tragen gleichermaßen Verantwortung’, steht auf der letzten Tafel der Ausstellung. Ein Satz, den man auch missverstehen kann."
Völlig unmissverständlich stellt Hans Leyendecker ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG fest: "Nachrichtendienste sind keine Betvereine, manche Journalisten lieben das Spiel Räuber und Gendarm." Leyendecker berichtet von den beiden Sicherheitsberatern, die sich kürzlich in Somalia als Journalisten in die Meldeformulare des Hotels eintrugen. Sie wurden bald darauf von Männern, die – wie Leyendecker mokant anmerkt – "milieugerecht Polizeiuniformen getragen haben sollen", entführt. Wir entnehmen dem SZ-Artikel folgenden klugen Rat: "Anders als früher platzieren Kriegsberichterstatter keine Presseschilder mehr im Auto, weil das tödlich sein kann."