Von Jens Brüning
Die deutschen Feuilletons widmen sich in zahlreichen Nachrufen dem Soziologen und Politiker Lord Ralf Dahrendorf. In der "Welt" gibt Jürgen Habermas eine Liebeserklärung an die Stadt Frankfurt am Main ab. Mehrere Tageszeitungen würdigen Claudio Magris als Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.
"Im Ganzen gilt: schöne Schrift, großes Lob", lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Joachim Güntner preist die "Dahrendorf", eine Schrifttype, die eigens zum 80. Geburtstag Lord Ralf Dahrendorfs entwickelt wurde. Wir lesen in der NZZ: "Die ‚Dahrendorf’ ist eine neue, vom Zürcher Gestalter Stefan Huber geschaffene Schrift, die das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung künftig für den Hausgebrauch verwendet. Mit der Namensgebung, teilt das Institut mit, verneige es sich vor dem berühmten Soziologen, der in Berlin von 2005 an mit einer Forschungsprofessur präsent war. Der Beschenkte, erfahren wir, hat die nach ihm benannte Schrift noch sehen können. Nun ist aus der schönen Gabe eine postume Würdigung geworden. Martin Meyer hebt in seinem NZZ-Nachruf hervor:
"Er übte klare Kritik am Verhalten der Finanzjongleure, weil er rechtens bemerkte, dass die Folgen nun wieder die Freiheit in der liberalen Staats- und Rechtsordnung zu gefährden drohen."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG erinnert Tanjev Schulz an Dahrendorfs Diskussion mit Rudi Dutschke. Ein Foto davon aus dem Jahr 1968 ziert das Titelblatt. In seinem Nachruf zitiert Johan Schloeman den jungen Ralf Dahrendorf:
"Ja, ich bin ein Weltbürger. Mit Immanuel Kant glaube ich, dass die Freiheit erst dann erreicht ist, wenn sie für alle Menschen gilt. Darum ist die aktive Verteidigung der Menschenrechte so wichtig."
Christian Geyer stellt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG fest: "Ein Tausendsassa, ein Getriebener war Dahrendorf jedenfalls nicht, eher ein Grenzgänger aus Einsicht." Im selben Blatt wird Jürgen Habermas zitiert:
"So sollten wir ihn in Erinnerung behalten: als den beherrschten, den mutigen, den klaren Kopf, als den politisch denkenden Gelehrten, als den entschiedensten und weitsichtigsten Geist unserer Generation."
Jürgen Habermas, der am Donnerstag seinen 80. Geburtstag feierte, ist nur wenig jünger als Lord Ralf Dahrendorf, der am Mittwoch im 81. Lebensjahr starb.
Über Jürgen Habermas ist in den letzten Tagen bereits viel geschrieben worden. In der Tageszeitung DIE WELT kommt er nun in einem Artikel von Uwe Wittstock selbst zu Wort mit einer Liebeserklärung an die Stadt, in der er seine wissenschaftliche Karriere begann: Frankfurt am Main. Wir lesen:
"Auf den kurzen Strecken einer urban verdichteten, aber vergleichsweise kleinen Stadt konnten sich die Verkehrskreise der überregionalen Zeitungen, der Theater und der Museen, der großen Verlage und der universitären Zirkel überlappen. Man ging zu Fuß und traf sich. Andererseits durchkreuzte der nicht abreißende Transitverkehr einer Messestadt jede Tendenz zur Selbstgenügsamkeit eines lokal in sich kreisenden intellektuellen Lebens."
Dieses Lebensgefühl haben die Frankfurter Bankmenschen, die habituell auf den Höhen des Taunus siedeln, nie gehabt.
Im Berliner TAGESSPIEGEL lesen wir: "Früh berühmt wurde Claudio Magris schon in jungen Jahren." Und nun hat der gelehrte Germanist – inzwischen im 71. Lebensjahr – den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zugesprochen bekommen. "Glück" empfindet der WELT-Autor Ulrich Weinzierl bei der Lektüre seiner Bücher. Während Felizitas von Lovenberg in der FAZ meckert: "Diese Entscheidung ist bereits seit Jahrzehnten so naheliegend, dass sie jetzt in ihrer Einfallslosigkeit schon wieder kühn anmutet." Und sie stichelt: "Gerade die Werke von Magris dürften in vielen gebildeten Haushalten wenig beachtete Regalhocker sein." Der SZ-Autor Lothar Müller lobt den Preisträger Magris auch als politischen Kopf: "Vor der jüngsten Europawahl hat er den Kandidaten der Bürgerpartei ‚Italia dei valori’ unterstützt." Und Arno Widmann lobt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU:
"Claudio Magris ist der ideale Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Er hat in seinen Büchern beim Blick auf das Große und Ganze nie vergessen, wie zerstörerisch das oft für das Kleine ist."
"Er übte klare Kritik am Verhalten der Finanzjongleure, weil er rechtens bemerkte, dass die Folgen nun wieder die Freiheit in der liberalen Staats- und Rechtsordnung zu gefährden drohen."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG erinnert Tanjev Schulz an Dahrendorfs Diskussion mit Rudi Dutschke. Ein Foto davon aus dem Jahr 1968 ziert das Titelblatt. In seinem Nachruf zitiert Johan Schloeman den jungen Ralf Dahrendorf:
"Ja, ich bin ein Weltbürger. Mit Immanuel Kant glaube ich, dass die Freiheit erst dann erreicht ist, wenn sie für alle Menschen gilt. Darum ist die aktive Verteidigung der Menschenrechte so wichtig."
Christian Geyer stellt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG fest: "Ein Tausendsassa, ein Getriebener war Dahrendorf jedenfalls nicht, eher ein Grenzgänger aus Einsicht." Im selben Blatt wird Jürgen Habermas zitiert:
"So sollten wir ihn in Erinnerung behalten: als den beherrschten, den mutigen, den klaren Kopf, als den politisch denkenden Gelehrten, als den entschiedensten und weitsichtigsten Geist unserer Generation."
Jürgen Habermas, der am Donnerstag seinen 80. Geburtstag feierte, ist nur wenig jünger als Lord Ralf Dahrendorf, der am Mittwoch im 81. Lebensjahr starb.
Über Jürgen Habermas ist in den letzten Tagen bereits viel geschrieben worden. In der Tageszeitung DIE WELT kommt er nun in einem Artikel von Uwe Wittstock selbst zu Wort mit einer Liebeserklärung an die Stadt, in der er seine wissenschaftliche Karriere begann: Frankfurt am Main. Wir lesen:
"Auf den kurzen Strecken einer urban verdichteten, aber vergleichsweise kleinen Stadt konnten sich die Verkehrskreise der überregionalen Zeitungen, der Theater und der Museen, der großen Verlage und der universitären Zirkel überlappen. Man ging zu Fuß und traf sich. Andererseits durchkreuzte der nicht abreißende Transitverkehr einer Messestadt jede Tendenz zur Selbstgenügsamkeit eines lokal in sich kreisenden intellektuellen Lebens."
Dieses Lebensgefühl haben die Frankfurter Bankmenschen, die habituell auf den Höhen des Taunus siedeln, nie gehabt.
Im Berliner TAGESSPIEGEL lesen wir: "Früh berühmt wurde Claudio Magris schon in jungen Jahren." Und nun hat der gelehrte Germanist – inzwischen im 71. Lebensjahr – den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zugesprochen bekommen. "Glück" empfindet der WELT-Autor Ulrich Weinzierl bei der Lektüre seiner Bücher. Während Felizitas von Lovenberg in der FAZ meckert: "Diese Entscheidung ist bereits seit Jahrzehnten so naheliegend, dass sie jetzt in ihrer Einfallslosigkeit schon wieder kühn anmutet." Und sie stichelt: "Gerade die Werke von Magris dürften in vielen gebildeten Haushalten wenig beachtete Regalhocker sein." Der SZ-Autor Lothar Müller lobt den Preisträger Magris auch als politischen Kopf: "Vor der jüngsten Europawahl hat er den Kandidaten der Bürgerpartei ‚Italia dei valori’ unterstützt." Und Arno Widmann lobt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU:
"Claudio Magris ist der ideale Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Er hat in seinen Büchern beim Blick auf das Große und Ganze nie vergessen, wie zerstörerisch das oft für das Kleine ist."