Von Jens Brüning

Die "Welt" befragt Außenminister Frank-Walter Steinmeier zur Auswärtigen Kulturpolitik. Die Feuilletons kommentieren den Wechsel des Fernsehmoderators Johannes B. Kerner vom ZDF zum Privatsender SAT.1. "Für Kerner heißt es also: zurück zu den Wurzeln", schreibt zum Beispiel der "Tagesspiegel".
"Mein Verständnis ist das von Kultur als Freiheit", "

lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT. Feuilletonchef Eckhard Fuhr bat Frank-Walter Steinmeier zum Gespräch über die Auswärtige Kulturpolitik, und dieser Satz kam dabei unter anderem heraus. Dabei hat Steinmeier wirklich recht mit der These:

" "Kultur per se ist kein Friedensvertrag."

Aber man möchte vom Führungspersonal einer europäischen Kulturnation eleganter Formuliertes lesen. Andererseits muss man nehmen, was da ist. Der Vizekanzler und Auswärts-Kulturpolitiker Steinmeier sagt der WELT:

"Ich nutze den inklusiven Kulturbegriff, indem ich mit unseren Mitteln im Ausland zeige, was klassische deutsche Kulturtradition ist, aber eben auch, was in den sechzig Jahren Bundesrepublik dazu gekommen ist."

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zieht Jens Bisky eine Bilanz der Ära Steinmeier in kultureller Hinsicht:

"Mit ihm begannen die Etats wieder zu wachsen, sie wurden um etwa 35 Prozent erhöht."

Von solchen Renditen können Wirtschaftsunternehmen nur träumen, aber es ist natürlich immer zu berücksichtigen, von wo aus die Steigerung stattfindet. In diesem Zusammenhang wollen wir lieber nicht von Niveau sprechen. Jens Bisky kommt in der SZ sodann auf die kulturellen Vorlieben des politischen Personals zu sprechen:

"Zu Gerhard Schröder gehörten die Maler und Sammler, Angela Merkel hat Bayreuth, Klaus Wowereit Désirée Nick, und Frank-Walter Steinmeier hält es in bester sozialdemokratischer Tradition mit der Literatur."

Auf der Homepage des designierten Kanzlerkandidaten ist auf den ersten Blick kein einziges Buch zu sehen. Nun ja.

"Man darf die Trennung als Ermüdungsbruch deuten", "

lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Wir sind nun im Showbusiness und da bei der Personalie des Tages: Johannes Baptist Kerner. Ein Ermüdungsbruch entsteht laut Auskunft des medizinischen Internet-Lexikons "Onmeda" "unter bestimmten Bedingungen infolge einer lang andauernden sich ständig wiederholenden Belastung des Knochens." "

Das Zweite Deutsche Fernsehen und Johannes Baptist Kerner haben es zwölf Jahre miteinander ausgehalten. Nun – zum 1. Januar 2010 – kehrt der allgegenwärtige Allzweckmoderator zu SAT.1 zurück. Michael Hanfeld kommentiert in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:

"Um das Programm war es still geworden – bis die Fußballrechte kamen, bis Pocher aufsprang und nun Kerner."

Christopher Keil weiß und schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Der mittlerweile von den Finanzinvestoren KKR und Permira gesteuerte Kanal SAT.1 hat die Rechte an der Champions-League und am Uefa Cup für geschätzte 75 Millionen Euro jährlich erworben."

Diese Sportereignisse wird Johannes Baptist Kerner unter anderem präsentieren. Und möglicherweise auch tiefer ins Werbegeschäft einsteigen, denn beim Zweiten Deutschen Fernsehen gibt es noch einen Chefredakteur, welcher der Ansicht ist:

"Ein Journalist wirbt nicht."

Auch darauf weist die SZ hin, und im Berliner TAGESSPIEGEL rufen Markus Ehrenberg und Joachim Huber:

"Für Kerner heißt es also: zurück zu den Wurzeln."

Sie nennen die Personalie den "Überraschungscoup des Medienjahres" und erwähnen die "Quotenlücke", die Kerners Weggang beim ZDF schlagen könnte. Im ZDF hatte man einen ernsthaften Hinweis gegeben, den wir nun im TAGESSPIEGEL lesen können:

"Dem Moderator wurde bedeutet, er müsse seinem Talk mehr Substanz injizieren."

Die BERLINER ZEITUNG schreibt:

"Kerners Domäne ist die Unterhaltung oder doch jedenfalls das Infotainment. Und Kerner ist ein Arbeitstier."

Das hatte, wie Ralf Mielke sich erinnert, Folgen:

"Wann immer der Zuschauer das ZDF einschaltete, Kerner war schon da, lächelnd, lärmend, kumpelig oder, wenn es sein musste, angemessen betroffen."

Zum guten Schluss lesen wir in der BERLINER ZEITUNG:

"Gestern wurde bekannt, dass er zum vierten Mal Vater wird."