Von Hirschhausen gedenkt seines Gitarrenlehrers Coco Schumann

"Er hat mir sehr früh die Liebe zum Jazz beigebracht"

Eckart von Hirschhausen im Gespräch mit Gabi Wuttke · 29.01.2018
Im Alter von 93 Jahren ist der Jazz-Gitarrist Coco Schumann in Berlin verstorben. Trotz seiner Berühmtheit gab der Künstler auch Musikschulunterricht. Sein ehemaliger Schüler, Eckart von Hirschhausen, erinnert sich an die Zeit in der Musikschule.
Als Eckart von Hirschhausen mit dem Gitarrenunterricht Anfang der 80er Jahre in der Musikschule in Berlin-Zehlendorf begann, hatte er keine Ahnung – weder von der Berühmtheit, noch von der Vergangenheit seines Lehrers Coco Schumann. Dieser entpuppte sich als humorvoller Lehrer, der allerdings nicht das lehrte, was Eckhart Hirschhausen erwartet hatte:
"Er war nicht der beste Gitarrenlehrer für klassische Gitarre, was er eigentlich hätte sein sollen, sondern er hat mir sehr früh eben die Liebe zum Jazz beigebracht. Und dafür bin ich ihm natürlich ewig dankbar."

Zurückgelehnt mit der Gitarre auf dem Bauch

Moderator, Mediziner, Zauberkünstler, Kabarettist, Comedian und Schriftsteller: Eckart von Hirschhausen
Gitarrenschüler von Hirschhausen© picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Der Musikunterricht fand in entspannter Atmosphäre statt. Die Gitarre auf dem Bauch balancierend, brachte Coco Schumann seinem Schüler das bei, was er am besten konnte: Improvisieren.
"Also, die große Kunst im Jazz ist ja, die Tonfolgen zu variieren. Und das widerstrebte ihm natürlich, da irgendwie immer so auf gerade Haltung, auf so klassische Gitarre wertzulegen, sondern er sagte: 'Du musst es erstmal fühlen.' Und ein Satz, den ich auch nicht vergessen werde, ist, er sagte: 'Die Noten, die Du nicht spielst, sind genauso wichtig wie die, die Du spielst."

Seine Vergangenheit erwähnte er nicht

Über seine Gefangenschaft im Konzentrationslager sprach Coco Schumann als Lehrer nicht. Wenn doch, dann waren es nur Andeutungen. Dem Schüler Hirschhausen wurde erst später klar, welch wunden Punkt er mit seinen Nachfragen berührt haben musste.
Was Coco Schumann als Jazz-Gitarrist musikgeschichtlich angestoßen hat, war ihm persönlich mindestens genauso wichtig, wie seine Vergangenheit:
"Er war der erste Deutsche, der eine E-Gitarre in der Hand hatte. Das darf man nicht vergessen. Das war kurz nach dem Krieg, da haben die sich aus den Drähten und Mikrofonen, die sie in irgendwelchen Funkerhelmen von den Amis gefunden und ausgebastelt haben, Tonabnehmer gebastelt. Und das war sozusagen eine Revolution. Das war ein Sound, eine Möglichkeit, die Gitarre zu verstärken, die hat es bis dato noch nie gegeben. Und das muss eine absolute Offenbarungen für seine Ohren gewesen sein."
Eckart Hirschhausen begegnete dem Jazz-Star aber nicht nur als Schüler, sondern später auch in seinem Beruf als Journalist. Nach der Veröffentlichung von Coco Schumanns Buch "Der Ghetto Swinger" traf der 50-Jährige seinen ehemaligen Lehrer zum Interview. Das letzte Interview, das Schumann gab, führte Hirschhausen auch.
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