Von Heidi bis Pokémon
Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland hat der Kunstform Animé eine ganze Schau gewidmet. Viele Gechichten verarbeiten historische Ereignisse. Doch trotz der ernsten Anklänge ist die Ausstellung poppig aufgemacht.
So begann es in den 70er Jahren auf unseren Bildschirmen. Nur die wenigsten Zuschauer wussten damals, dass Trickfilmserien wie "Heidi", "Die Biene Maja" oder "Wickie" aus Japan stammten. Später machten die Comicfreunde Bekanntschaft mit den aufregenden Manga-Büchern und rasanten Animé-Serien wie "Pokémon" und "Dragonball":
Mit zorniger Miene kämpfen sie gegen Drachen und andere Monster, wehren sich gegen entfesselte Maschinen und gegen Naturkatastrophen. Mythen und Magie sind dabei oft im Spiel. Diese fernöstlichen Animé sind genau auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten: auf Kinder oder Erwachsene, Mädchen oder Jungen. Und da gibt es offenbar Kontinente übergreifende Werte und elementare Gefühle, die für den internationalen Erfolg mitverantwortlich sind. Susanne Kleine von der Kunst- und Ausstellungshalle:
"Das sind Freude, Wut, Kampfesgeist, Freundschaft und Solidarität - das Spiel mit den Geschlechtern, wie definiert man sich? Das spricht uns in einer bestimmten Zeit unseres Werdens an, stärker vielleicht als in anderen Phasen unseres Lebens. Aber dadurch kann sich jeder hineinleben."
In Bonn finden Fans, was ihr Herz begehrt: Entwürfe und unzählige in der Trickfilmproduktion verwendete bemalte Folien - und selbstverständlich werden Ausschnitte aus den dynamischen Werken geboten.
Grellbunte Merchandisingprodukte und Computerspiele unterstreichen, dass hier eine ganze Industrie mit der Verwertung der fantastischen Abenteuer befasst ist. Deren künstlerische Qualität wird von den Ausstellungsmachern immer wieder betont. Für die fehlende räumliche Tiefe der Bilder führt man sogar die Tradition des Holzschnittes an. Die Ästhetik, vor allem die reduzierte Animation im TV, hat aber vor allem mit der Einsparung von Kosten zu tun. Dann erscheinen Bilder sekundenlang wie eingefroren, und bei Figuren bewegen sich nur die Münder. Welch ein Unterschied zum brillanten Handwerk der frühen Hollywood-Trickfilme!
Doch in Bonn macht man auch auf die Meister ihres Fachs aufmerksam, so auf den Zeichner und Animé-Regisseur Miyazaki Hayao, der das Ghibli-Studio mitgegründet und hintergründige und poetische Werke geschaffen hat. Mitkuratorin Jessica Niebel vom Deutschen Filmmuseum in Frankfurt:
"Es sind immer sehr fantastische Filme. Der berühmteste wäre 'Chihiros Reise ins Zauberland', der auch den Oscar gewonnen hat. Es geht um die Identitätsfindung eines kleinen Mädchens, dessen Eltern sich von ihr abwenden. Die fühlt sich dann alleine und findet sich in einer fantastischen Zauberwelt wieder, in der sie sich zurechtfinden muss, um schlussendlich daraus wieder zu entkommen."
In einer eigenen Abteilung beschäftigen sich die Ausstellungsmacher mit der Rolle, die Kriege und Katastrophen in den Animé spielen - als Verarbeitung von Erfahrungen und als bange Vorausschau:
"In den Geschichten sind sehr viele historische Ereignisse verarbeitet wie zum Beispiel der Abwurf der Atombomben, der japanisch-chinesische Krieg oder die Erfahrung, auf einer Insel zu leben, die von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunami schon immer gebeutelt wird."
Comiclesern und Kinobesuchern wird aus den 90er Jahren noch das Opus "Akira" in Erinnerung sein – Schauplatz ist ein Tokio nach dem Dritten Weltkrieg und einer Atomkatastrophe, die Monstren hervorgebracht hat. Animé als zeitgeschichtliche Seismografen. Dabei spiegelt sich in díesen Filmen aber auch eine Ambivalenz in der Einstellung zur Technik. Susanne Kleine:
"Neben dem Schrecken der Atomenergie ist es noch immer der Versuch, positiven Nutzen daraus zu ziehen. Auf der einen Seite also dieses Abgeschrecktsein, auf der anderen dieses Fasziniertsein von Technik, Gewalt, Größe und auch von der Natur. Das ist in dieser Ausstellung ganz schön ablesbar."
Trotz dieser ernsten Anklänge ist die Ausstellung poppig aufgemacht. In einem plüschig ausstaffierten Kabinett können Erwachsene Kästen öffnen und blicken dann auf erotische Animé-Bilder. Und der Fotograf Oliver Sieber hat überall Fans in den Kostümen ihrer Lieblingshelden abgelichtet.
Dass einige dieser Zeichner auch noch als Bildende Künstler auftreten und Ausstellungssäle mit ihren Gemälden bestücken, verschweigt die facettenreiche, informative Ausstellung ebenso wenig. Diese Bilder scheinen jedoch verzichtbar. Aber in die zeitgenössische Kunst haben die fernen Figuren und bizarren Formen ohnehin schon Einzug gehalten (Niebel):
"Weil die Animé-Ästhetik alle unseren visuellen Bereiche im Alltag bereits durchdrungen hat, ist es eine Frage der Zeit, bis sie auch hierzulande eine anerkannte Kunstform ist."
Mit zorniger Miene kämpfen sie gegen Drachen und andere Monster, wehren sich gegen entfesselte Maschinen und gegen Naturkatastrophen. Mythen und Magie sind dabei oft im Spiel. Diese fernöstlichen Animé sind genau auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten: auf Kinder oder Erwachsene, Mädchen oder Jungen. Und da gibt es offenbar Kontinente übergreifende Werte und elementare Gefühle, die für den internationalen Erfolg mitverantwortlich sind. Susanne Kleine von der Kunst- und Ausstellungshalle:
"Das sind Freude, Wut, Kampfesgeist, Freundschaft und Solidarität - das Spiel mit den Geschlechtern, wie definiert man sich? Das spricht uns in einer bestimmten Zeit unseres Werdens an, stärker vielleicht als in anderen Phasen unseres Lebens. Aber dadurch kann sich jeder hineinleben."
In Bonn finden Fans, was ihr Herz begehrt: Entwürfe und unzählige in der Trickfilmproduktion verwendete bemalte Folien - und selbstverständlich werden Ausschnitte aus den dynamischen Werken geboten.
Grellbunte Merchandisingprodukte und Computerspiele unterstreichen, dass hier eine ganze Industrie mit der Verwertung der fantastischen Abenteuer befasst ist. Deren künstlerische Qualität wird von den Ausstellungsmachern immer wieder betont. Für die fehlende räumliche Tiefe der Bilder führt man sogar die Tradition des Holzschnittes an. Die Ästhetik, vor allem die reduzierte Animation im TV, hat aber vor allem mit der Einsparung von Kosten zu tun. Dann erscheinen Bilder sekundenlang wie eingefroren, und bei Figuren bewegen sich nur die Münder. Welch ein Unterschied zum brillanten Handwerk der frühen Hollywood-Trickfilme!
Doch in Bonn macht man auch auf die Meister ihres Fachs aufmerksam, so auf den Zeichner und Animé-Regisseur Miyazaki Hayao, der das Ghibli-Studio mitgegründet und hintergründige und poetische Werke geschaffen hat. Mitkuratorin Jessica Niebel vom Deutschen Filmmuseum in Frankfurt:
"Es sind immer sehr fantastische Filme. Der berühmteste wäre 'Chihiros Reise ins Zauberland', der auch den Oscar gewonnen hat. Es geht um die Identitätsfindung eines kleinen Mädchens, dessen Eltern sich von ihr abwenden. Die fühlt sich dann alleine und findet sich in einer fantastischen Zauberwelt wieder, in der sie sich zurechtfinden muss, um schlussendlich daraus wieder zu entkommen."
In einer eigenen Abteilung beschäftigen sich die Ausstellungsmacher mit der Rolle, die Kriege und Katastrophen in den Animé spielen - als Verarbeitung von Erfahrungen und als bange Vorausschau:
"In den Geschichten sind sehr viele historische Ereignisse verarbeitet wie zum Beispiel der Abwurf der Atombomben, der japanisch-chinesische Krieg oder die Erfahrung, auf einer Insel zu leben, die von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunami schon immer gebeutelt wird."
Comiclesern und Kinobesuchern wird aus den 90er Jahren noch das Opus "Akira" in Erinnerung sein – Schauplatz ist ein Tokio nach dem Dritten Weltkrieg und einer Atomkatastrophe, die Monstren hervorgebracht hat. Animé als zeitgeschichtliche Seismografen. Dabei spiegelt sich in díesen Filmen aber auch eine Ambivalenz in der Einstellung zur Technik. Susanne Kleine:
"Neben dem Schrecken der Atomenergie ist es noch immer der Versuch, positiven Nutzen daraus zu ziehen. Auf der einen Seite also dieses Abgeschrecktsein, auf der anderen dieses Fasziniertsein von Technik, Gewalt, Größe und auch von der Natur. Das ist in dieser Ausstellung ganz schön ablesbar."
Trotz dieser ernsten Anklänge ist die Ausstellung poppig aufgemacht. In einem plüschig ausstaffierten Kabinett können Erwachsene Kästen öffnen und blicken dann auf erotische Animé-Bilder. Und der Fotograf Oliver Sieber hat überall Fans in den Kostümen ihrer Lieblingshelden abgelichtet.
Dass einige dieser Zeichner auch noch als Bildende Künstler auftreten und Ausstellungssäle mit ihren Gemälden bestücken, verschweigt die facettenreiche, informative Ausstellung ebenso wenig. Diese Bilder scheinen jedoch verzichtbar. Aber in die zeitgenössische Kunst haben die fernen Figuren und bizarren Formen ohnehin schon Einzug gehalten (Niebel):
"Weil die Animé-Ästhetik alle unseren visuellen Bereiche im Alltag bereits durchdrungen hat, ist es eine Frage der Zeit, bis sie auch hierzulande eine anerkannte Kunstform ist."