Von Hans von Trotha
Die „taz“ stellt fest, dass es hierzulande mehrere Magazine über Schusswaffen sowie diverse Zeitschriften über verschiedene Formen des Angelns gebe, aber kein Philosophiemagazin. Im „Tagesspiegel“ würdigt Rüdiger Schaper den Schauspieler Heinz Werner Krahkamp, der verstorben ist und auch der Tod des Schauspielers Larry Hagman bewegt die Zeitungen.
„Ab wann bin ich eigentlich wahnsinnig?“ Das ist so eine Frage, wie sie das
Philosophie-Magazin ‚Hohe Luft‘ stellt.
Herausgeber Thomas Vašek erzählt der „taz“, wie er zur eigenen Überraschung festgestellt hat, dass es hierzulande zwar mehrere Magazine über Schusswaffen sowie diverse Zeitschriften über verschiedene Formen des Angelns gebe, aber kein Philosophiemagazin. „Hohe Luft“ ist so erfolgreich, dass es künftig nicht mehr in vier sondern in sechs Ausgaben jährlich erscheint. Aber wie ist das nun – ab wann bin ich wahnsinnig?
„Wie entspannt und spannend“, "
so die „taz“ über die „Hohe Luft“,
„"kommt da die Philosophie daher, die alle Fragen stellt – ohne endgültige Antworten zu liefern.“
Man wird sich die Sache mit dem Zeitungssterben noch einmal genau ansehen müssen. Vielleicht gibt das Feuilleton einfach zu viele Antworten? Hier stellen sich die großen Fragen ja meist nicht um ihrer selbst willen, sondern aus Anlass von Todesfällen und von Preisverleihungen. Gestorben sind zwei Schauspieler, die unterschiedlicher kaum hätten sein können.
Rüdiger Schaper würdigt im „Tagesspiegel“ das „Theatertier“ Heinz Werner Krahkamp mit dem schönen Kompliment, er und sein Bühnenpartner Michael Altmann „hätten auf der Titanic noch unter Wasser weiter gespielt.“
Der Tod von Larry Hagman dagegen regt weniger zum Exkurs über das Wesen der Schauspielerei an als über die Bildwerdung komplexer historischer Phänomene.
„Am 30. Juni 1981",“ schreibt Matthias Heine in der Welt, „"wurde das Ende der Nachkriegszeit eingeleitet.“
Das war der Tag, an dem die erste Dallas-Folge in Deutschland lief. Heine meint, mit dem Auftauchen von J.R. Ewing hätten sich Weltbilder „verflüssigt“. – „Man konnte“, so Heine,
„gleichzeitig Ronald Reagan und Margret Thatcher hassen und zu We Don't Need This Fascist Groove Thang von Heaven 17 oder Ghost Town von den Specials tanzen und trotzdem J.R. Ewing dafür bewundern, dass er auf alles, woran wir im Grund immer noch glaubten – Moral, Regeln, Sozialpartnerschaft, SPD, Grüne – spuckte.“
Apropos Sozialpartnerschaft. Der zweite Teil der Zusammenfassung eines langen Gesprächs, das Gabriele Goettle mit der Publizistin Renate Hartwig für die „taz“ geführt hat, stellt die Frage nach dem Wesen unseres Gesundheitssystems, dem früher ja auch einmal so etwas wie ein Solidaritätsgedanke zugrunde gelegen haben soll, und gibt – ganz und gar unphilosophisch – reihenweise harte, empörende, erschütternde, gruselige Antworten.
Bleiben die Preise. Unter der Überschrift „Debüt mit 73 Jahren“ feiert die „Frankfurter Rundschau“ Volker Schlöndorff als großen Gewinner bei der Verleihung des Fernsehfilmpreises der Akademie für Darstellende Künste. Schlöndorffs erster Fernsehfilm „Das Meer am Morgen“ handelt von der Hinrichtung eines 17-jährighen Widerstandskämpfers 1941 in Frankreich.
Preise sind ja immer Signale. Manchmal auch die Falschen.
„Eine Ohrfeige für alle, die für Demokratie und Menschenrechte arbeiten“, "
nennt laut „taz“ Herta Müller im Interview mit der Stockholmer Zeitung „Dagens Nyheter“ die Verleihung des Literaturnobelpreises an den Chinesen Mo Yan.
Den Geschwister-Scholl-Preis erhält Andreas Huckele, der unter Pseudonym ein Buch mit dem Titel: „Wie laut soll ich denn noch schreien? Die Odenwaldschule und der sexuelle Missbrauch“ geschrieben hat. Die „FAZ“ würdigt Huckele, die „Frankfurter Rundschau“ lässt ihn ausführlich selbst zu Wort kommen. In beiden Beiträgen herrscht Einigkeit: Die Odenwaldschule müsse geschlossen werden.
Und noch einen Preis meldet die „FR“:
„"Als ‚Jugendwort des Jahres‘ hat sich, knapp vor ‚FU!‘ ( = „Fuck You!") ‚YOLO‘ durchgesetzt. Das steht für ‚You only live once‘.“
In der „FAZ“ erklärt der israelische Schriftsteller Etgar Keret, wie der Humor sein Leben und seine Literatur prägt, auch und gerade in Zeiten wie diesen:
„Für mich ist Humor wie ein Airbag, der von selbst aufgeht, wenn Gefahr droht. Im Humor steckt eine Form des Protestes gegen Dinge, die man nicht ändern kann.“
Hat er Hoffnung angesichts der verfahrenen Situation in seiner Heimat? Immerhin hat er eine philosophische Alternative zum YOLO:
„Wenn man ein Kind hier aufzieht, bedeutet das, dass man Hoffnung haben muss, auch wenn sie unbegründet ist.“
Philosophie-Magazin ‚Hohe Luft‘ stellt.
Herausgeber Thomas Vašek erzählt der „taz“, wie er zur eigenen Überraschung festgestellt hat, dass es hierzulande zwar mehrere Magazine über Schusswaffen sowie diverse Zeitschriften über verschiedene Formen des Angelns gebe, aber kein Philosophiemagazin. „Hohe Luft“ ist so erfolgreich, dass es künftig nicht mehr in vier sondern in sechs Ausgaben jährlich erscheint. Aber wie ist das nun – ab wann bin ich wahnsinnig?
„Wie entspannt und spannend“, "
so die „taz“ über die „Hohe Luft“,
„"kommt da die Philosophie daher, die alle Fragen stellt – ohne endgültige Antworten zu liefern.“
Man wird sich die Sache mit dem Zeitungssterben noch einmal genau ansehen müssen. Vielleicht gibt das Feuilleton einfach zu viele Antworten? Hier stellen sich die großen Fragen ja meist nicht um ihrer selbst willen, sondern aus Anlass von Todesfällen und von Preisverleihungen. Gestorben sind zwei Schauspieler, die unterschiedlicher kaum hätten sein können.
Rüdiger Schaper würdigt im „Tagesspiegel“ das „Theatertier“ Heinz Werner Krahkamp mit dem schönen Kompliment, er und sein Bühnenpartner Michael Altmann „hätten auf der Titanic noch unter Wasser weiter gespielt.“
Der Tod von Larry Hagman dagegen regt weniger zum Exkurs über das Wesen der Schauspielerei an als über die Bildwerdung komplexer historischer Phänomene.
„Am 30. Juni 1981",“ schreibt Matthias Heine in der Welt, „"wurde das Ende der Nachkriegszeit eingeleitet.“
Das war der Tag, an dem die erste Dallas-Folge in Deutschland lief. Heine meint, mit dem Auftauchen von J.R. Ewing hätten sich Weltbilder „verflüssigt“. – „Man konnte“, so Heine,
„gleichzeitig Ronald Reagan und Margret Thatcher hassen und zu We Don't Need This Fascist Groove Thang von Heaven 17 oder Ghost Town von den Specials tanzen und trotzdem J.R. Ewing dafür bewundern, dass er auf alles, woran wir im Grund immer noch glaubten – Moral, Regeln, Sozialpartnerschaft, SPD, Grüne – spuckte.“
Apropos Sozialpartnerschaft. Der zweite Teil der Zusammenfassung eines langen Gesprächs, das Gabriele Goettle mit der Publizistin Renate Hartwig für die „taz“ geführt hat, stellt die Frage nach dem Wesen unseres Gesundheitssystems, dem früher ja auch einmal so etwas wie ein Solidaritätsgedanke zugrunde gelegen haben soll, und gibt – ganz und gar unphilosophisch – reihenweise harte, empörende, erschütternde, gruselige Antworten.
Bleiben die Preise. Unter der Überschrift „Debüt mit 73 Jahren“ feiert die „Frankfurter Rundschau“ Volker Schlöndorff als großen Gewinner bei der Verleihung des Fernsehfilmpreises der Akademie für Darstellende Künste. Schlöndorffs erster Fernsehfilm „Das Meer am Morgen“ handelt von der Hinrichtung eines 17-jährighen Widerstandskämpfers 1941 in Frankreich.
Preise sind ja immer Signale. Manchmal auch die Falschen.
„Eine Ohrfeige für alle, die für Demokratie und Menschenrechte arbeiten“, "
nennt laut „taz“ Herta Müller im Interview mit der Stockholmer Zeitung „Dagens Nyheter“ die Verleihung des Literaturnobelpreises an den Chinesen Mo Yan.
Den Geschwister-Scholl-Preis erhält Andreas Huckele, der unter Pseudonym ein Buch mit dem Titel: „Wie laut soll ich denn noch schreien? Die Odenwaldschule und der sexuelle Missbrauch“ geschrieben hat. Die „FAZ“ würdigt Huckele, die „Frankfurter Rundschau“ lässt ihn ausführlich selbst zu Wort kommen. In beiden Beiträgen herrscht Einigkeit: Die Odenwaldschule müsse geschlossen werden.
Und noch einen Preis meldet die „FR“:
„"Als ‚Jugendwort des Jahres‘ hat sich, knapp vor ‚FU!‘ ( = „Fuck You!") ‚YOLO‘ durchgesetzt. Das steht für ‚You only live once‘.“
In der „FAZ“ erklärt der israelische Schriftsteller Etgar Keret, wie der Humor sein Leben und seine Literatur prägt, auch und gerade in Zeiten wie diesen:
„Für mich ist Humor wie ein Airbag, der von selbst aufgeht, wenn Gefahr droht. Im Humor steckt eine Form des Protestes gegen Dinge, die man nicht ändern kann.“
Hat er Hoffnung angesichts der verfahrenen Situation in seiner Heimat? Immerhin hat er eine philosophische Alternative zum YOLO:
„Wenn man ein Kind hier aufzieht, bedeutet das, dass man Hoffnung haben muss, auch wenn sie unbegründet ist.“