Von Hans von Trotha
Der 85. Geburtstag des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Günter Grass beschäftigt verschiedene Feuilletons. Die "SZ" freut sich, dass die ARD mit dem Spielfilm 'Auslandseinsatz' den Krieg in Afghanistan zur besten Sendezeit zum Thema macht.
Während der Tagesspiegel Regina Schmekens wirklich tolle Schwarz-weiß-Fotografien von unserer Fußballnationalmannschaft würdigt, die unter dem Titel "Unter Spielern" im Berliner Martin-Gropius-Bau gezeigt werden, führt Die Welt in einer praktischen Übung vor, wie man eine Steilvorlage verwandelt. Sie schreibt einen der berühmten Sätze der Philosophie des 20. Jahrhunderts dem Tag eins nach Felix Baumgartens Sprung aus dem Weltall zu, indem sie titelt: "Die Welt ist alles, was der Fall ist".
Nur wenige wissen, was Ludwig Wittgenstein wirklich mit diesem Satz hat sagen wollen. Nun hat Andreas Rosenfelder Welt und Fall neu zusammengebracht. Während die taz angesichts des Themas zaghaft fragt:
"Ist das die Mondlandung dieser Generation?",
erklärt uns Rosenfelder unter dem Motto
"Absturz als Metapher"
in der Welt - Zitat:
"Wie Felix Baumgartner die Mondlandung rückgängig machte."
Bleiben wird auf jeden Fall der Satz vor dem Sprung: "Ganz schön hoch hier".
Sprünge ganz anderer Art treiben Eva Menasse anlässlich einer Feierstunde für den Jubilar des Tages um. Also, ein richtiges Jubiläum ist ein 85. Geburtstag ja eigentlich nicht. Aber die Stadt Lübeck, einige Feuilletons und Günter Grass finden das dann doch. Eva Menasse hat nun, wie die taz berichtet, bei einem Auftritt in Lübeck Günter Grass und Deutschland miteinander verglichen. Beide seien sie
"Riesen mit Sprüngen".
Interessant, dass oft gerade Äußerungen von Schriftstellern über andere Schriftsteller das Publikum eher sprachlos zurücklassen. Interessant auch, wie vielfältig eine Feier auch ohne wirkliches Jubliäum ausfallen kann. Geschenke gibt es en masse: In Lübeck wurde das Günter Grass gewidmete Museum neu eingerichtet, und der Tagesspiegel findet:
"Zum 85. Geburtstag schenkt Günter Grass sich und seinen Lesern den Gedichtband 'Eintagsfliegen'."
Na dann - artigen Dank.
Der Band enthält auch das Gedicht "Was gesagt werden muss", in dem Grass "mit letzter Tinte" seine Version vom "brüchigen Weltfrieden" in ausgewählte Feuilletons posaunt hat.
Der Krieg findet als Thema immer häufiger den Weg in den oft so friedlichen Kulturteil, keineswegs nur in Form von Büchern wie dem offenbar ausgezeichnet recherchierten Action Thriller Error von Neal Stephenson, den die taz rühmt.
Dieselbe Zeitung wartet mit einem Bericht zur neuen Ausgabe von Medal of Honour auf, einer der weltweit erfolgreichsten Computerspiel-Reihen. Bei deren Entwicklung arbeiten Militär und Spieleindustrie eng zusammen, wie Michael Schulze erläutert. Elitesoldaten haben an der Geschichte mitgeschrieben. Und die Rüstungsindustrie spielt auch mit. Wer das Videospiel vorbestellt, bekommt für seine virtuellen Waffen besondere Zielvisiere geschenkt, während der Hieb- und Stichwaffen-Hersteller SOG extra für diese Neuerscheinung eine besondere Streitaxt entwickelt hat. Der US-Autor Roger Stahl spricht angesichts der perfektionierten Illusion derartiger Spiele von einer "Derealisierung von Krieg" und davon, dass dessen grausame Realität für Menschen, die selbst keinen Krieg erlebt haben, kaum mehr zu fassen sei.
Dagegen begrüßt Joachim Käppner in der Süddeutschen Zeitung, dass die ARD mit dem Spielfilm Auslandseinsatz den Krieg in Afghanistan zur besten Sendezeit zum Thema macht. Es ist der erste deutsche Spielfilm, der sich diesem Thema konsequent widmet. Und hier schlägt der Krieg ganz anders zu:
"Am Ende wird alles zerstört: Ideale, Hoffnungen, Menschen."
Deutschlands derzeit wahrscheinlich meistzitierter Philosoph Peter Sloterdijk, den das öffentlich-rechtliche Fernsehen bekanntlich nicht mehr haben wollte, hat sich mit der Beobachtung zu Wort gemeldet:
"Die meisten Opern sind vertonter Tatort."
Darüber kann man sicher lange nachdenken, wenn man das möchte. Gleich aufklären lässt sich dagegen die Frage, warum der Mann die Opern so schlecht macht. Sloterdijk hat selbst ein Opernlibretto geschrieben. Urauafführung nächste Woche in München. Das ist dann aber mal wieder wirklich etwas für die Feuilletons.
Nur wenige wissen, was Ludwig Wittgenstein wirklich mit diesem Satz hat sagen wollen. Nun hat Andreas Rosenfelder Welt und Fall neu zusammengebracht. Während die taz angesichts des Themas zaghaft fragt:
"Ist das die Mondlandung dieser Generation?",
erklärt uns Rosenfelder unter dem Motto
"Absturz als Metapher"
in der Welt - Zitat:
"Wie Felix Baumgartner die Mondlandung rückgängig machte."
Bleiben wird auf jeden Fall der Satz vor dem Sprung: "Ganz schön hoch hier".
Sprünge ganz anderer Art treiben Eva Menasse anlässlich einer Feierstunde für den Jubilar des Tages um. Also, ein richtiges Jubiläum ist ein 85. Geburtstag ja eigentlich nicht. Aber die Stadt Lübeck, einige Feuilletons und Günter Grass finden das dann doch. Eva Menasse hat nun, wie die taz berichtet, bei einem Auftritt in Lübeck Günter Grass und Deutschland miteinander verglichen. Beide seien sie
"Riesen mit Sprüngen".
Interessant, dass oft gerade Äußerungen von Schriftstellern über andere Schriftsteller das Publikum eher sprachlos zurücklassen. Interessant auch, wie vielfältig eine Feier auch ohne wirkliches Jubliäum ausfallen kann. Geschenke gibt es en masse: In Lübeck wurde das Günter Grass gewidmete Museum neu eingerichtet, und der Tagesspiegel findet:
"Zum 85. Geburtstag schenkt Günter Grass sich und seinen Lesern den Gedichtband 'Eintagsfliegen'."
Na dann - artigen Dank.
Der Band enthält auch das Gedicht "Was gesagt werden muss", in dem Grass "mit letzter Tinte" seine Version vom "brüchigen Weltfrieden" in ausgewählte Feuilletons posaunt hat.
Der Krieg findet als Thema immer häufiger den Weg in den oft so friedlichen Kulturteil, keineswegs nur in Form von Büchern wie dem offenbar ausgezeichnet recherchierten Action Thriller Error von Neal Stephenson, den die taz rühmt.
Dieselbe Zeitung wartet mit einem Bericht zur neuen Ausgabe von Medal of Honour auf, einer der weltweit erfolgreichsten Computerspiel-Reihen. Bei deren Entwicklung arbeiten Militär und Spieleindustrie eng zusammen, wie Michael Schulze erläutert. Elitesoldaten haben an der Geschichte mitgeschrieben. Und die Rüstungsindustrie spielt auch mit. Wer das Videospiel vorbestellt, bekommt für seine virtuellen Waffen besondere Zielvisiere geschenkt, während der Hieb- und Stichwaffen-Hersteller SOG extra für diese Neuerscheinung eine besondere Streitaxt entwickelt hat. Der US-Autor Roger Stahl spricht angesichts der perfektionierten Illusion derartiger Spiele von einer "Derealisierung von Krieg" und davon, dass dessen grausame Realität für Menschen, die selbst keinen Krieg erlebt haben, kaum mehr zu fassen sei.
Dagegen begrüßt Joachim Käppner in der Süddeutschen Zeitung, dass die ARD mit dem Spielfilm Auslandseinsatz den Krieg in Afghanistan zur besten Sendezeit zum Thema macht. Es ist der erste deutsche Spielfilm, der sich diesem Thema konsequent widmet. Und hier schlägt der Krieg ganz anders zu:
"Am Ende wird alles zerstört: Ideale, Hoffnungen, Menschen."
Deutschlands derzeit wahrscheinlich meistzitierter Philosoph Peter Sloterdijk, den das öffentlich-rechtliche Fernsehen bekanntlich nicht mehr haben wollte, hat sich mit der Beobachtung zu Wort gemeldet:
"Die meisten Opern sind vertonter Tatort."
Darüber kann man sicher lange nachdenken, wenn man das möchte. Gleich aufklären lässt sich dagegen die Frage, warum der Mann die Opern so schlecht macht. Sloterdijk hat selbst ein Opernlibretto geschrieben. Urauafführung nächste Woche in München. Das ist dann aber mal wieder wirklich etwas für die Feuilletons.