Von Hans von Trotha
Der Wikileaks-Film beschäftigt die Feuilletons - doch er kommt weder in der "FAZ" noch in der "taz" gut weg. Auch die NSA bleibt Thema. Spott erntet auch die Personalie Matussek.
Früher hat es gedauert, bis historische Ereignisse ins Kino kamen. "Spartakus" 2000 Jahre, "Barry Lyndon" 250 Jahre, "JFK" und "Nixon" immerhin noch um die 30 Jahre. Aber heute: Julien Assange sitzt noch in der Botschaft fest und Edward Snowden hat längst nicht fertig gepfiffen – wer weiß, ob Merkels Handy schon der Höhepunkt war – da läuft das alles irgendwie auch schon im Kino, aktuell als "Inside Wikileaks - Die fünfte Gewalt" mit Benedict Cumberbatch als Julien Assenge. Richtig. Der war gerade noch der Bösewicht in "Star Trek – Into Darkness". Swantje Karich seufzt in der FAZ: "Wie konnte ein so guter Schauspielers hier scheitern?" Für sie ist das
"ein Film für Leute, die sich nicht auskennen, die vielleicht erst durch die jüngsten NSA-Enthüllungen und ihre eigene Betroffenheit Interesse am Thema entwickeln – und nun erzählt bekommen wollen, was geschah."
Kino als Info zum Leben. "Das Drama", findet Karich dem entsprechend, "wird serviert wie ein Wikipedia-Eintrag."
Lukas Foerster wirft dem Hauptdarsteller in der TAZ etwas ganz anderes vor:
"Das ist am Ende sein schlimmstes Vergehen, wenn man Inside Wikileaks beim Wort nimmt: dass es ihm um ein Haar gelungen wäre, Alicia Vikander aus Daniel Brühls Bett … zu vertreiben."
Da scheint der Rezensent auch nicht mehr zu überreißen, wer wen spielt und wer wer ist. Und Anke Domscheit-Berg, die Alicia Vikander im Film spielt, während Daniel Brühl Daniel Domscheit-Berg sein soll, hat laut Tagesspiegel in ihrem Blog gepostet:
"Immerhin wurde eine frühere Drehbuchfassung noch einmal geändert, denn da hätte ich in Frauenzeitschriften blätternd … stundenlang auf Daniel gewartet."
Wie jetzt? Auf welchen Daniel?
Der Film endet mit einem Interview, in dem sich Julien Assange über den Film auslässt, zu dem das Interview gehört. Der Assange-Vertraute Andy Müller-Maguhn, den die Berliner Zeitung dazu interviewt, sieht darin
"eine extrem geschickte Art und Weise, Assange die Möglichkeit zu nehmen, sich selbst zu äußern. Denn wenn der reale Julian Assange nun den Film kritisiert, verstärkt er zugleich den Eindruck, der Film sei authentisch."
Die Spirale dreht sich unaufhaltsam weiter.
Die WELT misst die Politik gleich ganz an der Wirklichkeit einer fiktiven dänischen Serie. "Was Merkel von 'Borgen' lernen kann", titelt das Blatt. Antwort:
"Was sich im Erfolg von Borgen vor allem zeigt, ist die Sehnsucht nach einer Politik, … die eine Gesellschaft führt wie einen modernen Bio-Supermarkt."
Ist das noch Fiktion oder schon die neue Wirklichkeit? Andreas Rosenfelder weist im gleichen "Welt"-Feuilleton - das übrigens tatsächlich ausschließlich mit fiktiven Szenen von Neo Rauch illustriert ist - auf eine Textsorte hin, die in den letzten Tagen neu entstanden ist:
"Selbstversuche, bei denen Journalisten eigens dafür sorgen, dass ihre Telefone abgehört, ihre Emails mitgelesen oder ihre Facebook-Seiten geknackt werden."
Rosenfelder mokiert sich, dass der Prominenteste von ihnen, Ranga Yogeshwar, Titel: "Mein digitaler Verrat", in der FAZ darauf hinwies, dass seine Privatsphäre dabei aber auf keinen Fall verletzt werden sollte. Wie soll das denn gehen? "Was", lästert Rosenfelder, "hätte Robert Koch dazu gesagt, der sich und seiner Geliebten Tuberkulin spritzte?" Und zwar echt.
Echt bleibt übrigens offenbar die Meldung, dass Matthias Matussek vom SPIEGEL zur WELT wechselt. - Vielleicht sammelt Matussek ja Neo Rauch? - In Burmeseters TAZ-Kolumne lesen wir:
"Matussek geht zur Welt, womit - Henryk M. Broder ist schon da - eine weitere Fliese gelegt wurde, das Blatt als Abkühlbecken für verstrahlte Spiegel-Redakteure auszubauen. Und während die Korken knallen, frage ich mich, ob Wolfgang Büchner, der schon vor seinem Amtsantritt geschmähte neue Chefredakteur, ein gerissener Fuchs ist? Ob er einen Deal mit Springer eingefädelt hat: Wir nehmen Blohme, ihr bekommt Matussek."
Was für eine Story! Wir sehen es vor uns – mit Bendedict Cumberbatch als Matussek, Anke Dombscheit-Berg als Angela Merkel ohne Handy, Neo Rauch als Daniel Brühl und Julian Assange als Blohme. Oder umgekehrt.
"ein Film für Leute, die sich nicht auskennen, die vielleicht erst durch die jüngsten NSA-Enthüllungen und ihre eigene Betroffenheit Interesse am Thema entwickeln – und nun erzählt bekommen wollen, was geschah."
Kino als Info zum Leben. "Das Drama", findet Karich dem entsprechend, "wird serviert wie ein Wikipedia-Eintrag."
Lukas Foerster wirft dem Hauptdarsteller in der TAZ etwas ganz anderes vor:
"Das ist am Ende sein schlimmstes Vergehen, wenn man Inside Wikileaks beim Wort nimmt: dass es ihm um ein Haar gelungen wäre, Alicia Vikander aus Daniel Brühls Bett … zu vertreiben."
Da scheint der Rezensent auch nicht mehr zu überreißen, wer wen spielt und wer wer ist. Und Anke Domscheit-Berg, die Alicia Vikander im Film spielt, während Daniel Brühl Daniel Domscheit-Berg sein soll, hat laut Tagesspiegel in ihrem Blog gepostet:
"Immerhin wurde eine frühere Drehbuchfassung noch einmal geändert, denn da hätte ich in Frauenzeitschriften blätternd … stundenlang auf Daniel gewartet."
Wie jetzt? Auf welchen Daniel?
Der Film endet mit einem Interview, in dem sich Julien Assange über den Film auslässt, zu dem das Interview gehört. Der Assange-Vertraute Andy Müller-Maguhn, den die Berliner Zeitung dazu interviewt, sieht darin
"eine extrem geschickte Art und Weise, Assange die Möglichkeit zu nehmen, sich selbst zu äußern. Denn wenn der reale Julian Assange nun den Film kritisiert, verstärkt er zugleich den Eindruck, der Film sei authentisch."
Die Spirale dreht sich unaufhaltsam weiter.
Die WELT misst die Politik gleich ganz an der Wirklichkeit einer fiktiven dänischen Serie. "Was Merkel von 'Borgen' lernen kann", titelt das Blatt. Antwort:
"Was sich im Erfolg von Borgen vor allem zeigt, ist die Sehnsucht nach einer Politik, … die eine Gesellschaft führt wie einen modernen Bio-Supermarkt."
Ist das noch Fiktion oder schon die neue Wirklichkeit? Andreas Rosenfelder weist im gleichen "Welt"-Feuilleton - das übrigens tatsächlich ausschließlich mit fiktiven Szenen von Neo Rauch illustriert ist - auf eine Textsorte hin, die in den letzten Tagen neu entstanden ist:
"Selbstversuche, bei denen Journalisten eigens dafür sorgen, dass ihre Telefone abgehört, ihre Emails mitgelesen oder ihre Facebook-Seiten geknackt werden."
Rosenfelder mokiert sich, dass der Prominenteste von ihnen, Ranga Yogeshwar, Titel: "Mein digitaler Verrat", in der FAZ darauf hinwies, dass seine Privatsphäre dabei aber auf keinen Fall verletzt werden sollte. Wie soll das denn gehen? "Was", lästert Rosenfelder, "hätte Robert Koch dazu gesagt, der sich und seiner Geliebten Tuberkulin spritzte?" Und zwar echt.
Echt bleibt übrigens offenbar die Meldung, dass Matthias Matussek vom SPIEGEL zur WELT wechselt. - Vielleicht sammelt Matussek ja Neo Rauch? - In Burmeseters TAZ-Kolumne lesen wir:
"Matussek geht zur Welt, womit - Henryk M. Broder ist schon da - eine weitere Fliese gelegt wurde, das Blatt als Abkühlbecken für verstrahlte Spiegel-Redakteure auszubauen. Und während die Korken knallen, frage ich mich, ob Wolfgang Büchner, der schon vor seinem Amtsantritt geschmähte neue Chefredakteur, ein gerissener Fuchs ist? Ob er einen Deal mit Springer eingefädelt hat: Wir nehmen Blohme, ihr bekommt Matussek."
Was für eine Story! Wir sehen es vor uns – mit Bendedict Cumberbatch als Matussek, Anke Dombscheit-Berg als Angela Merkel ohne Handy, Neo Rauch als Daniel Brühl und Julian Assange als Blohme. Oder umgekehrt.