Von Hans von Trotha
Die FAZ-Feuilletonisten gedenken ihres verstorbenen Kollegen Henning Ritter. Ansonsten ist das große Thema in allen Zeitungen der Whistleblower Edward Snowden und der Abhörskandal.
"Aufklärung als Rettungsversprechen" ist Jürgen Kaubes Nachruf auf seinen Redaktionskollegen Henning Ritter überschrieben, den langjährigen Kopf der FAZ-Beilage "Geisteswissenschaften". Kaube über Ritter:
"Es war vor allem die Welt der alten Geisteswissenschaften, die von den Purzelbäumen von 1968 und den anschließenden 'turns' zurückgelassen wurde, die er für überliefernswürdig hielt."
Ein schönes Kompliment hat Thomas Steinfeld in der SÜDDEUTSCHEN dafür parat. Er nennt Ritter einen großzügigen "Ideenverschenker" und schreibt:
"Er war, obwohl er nicht sehr berühmt wurde, einer der gebildetsten Menschen und schärfsten Köpfe der Republik. Und wenn es um das intellektuelle Leben in Deutschland geht, war er sicherlich auch einer seiner folgenreichsten Gestalter."
So viel kann Feuilleton bewirken? Im Fall von Henning Ritter war das vielleicht wirklich so.
Zu den originellsten Kommentaren zum Obama-Besuch in Berlin gehörte der Slogan: "Yes we scan." Wir sind ja alle kollektiv im Aufruhr, weil wir ausgespäht werden. Geahnt haben wir es immer schon. Jetzt wissen wir es. Und was ändert das? Immerhin ist die Sache auf dem Tisch und damit in den Feuilletons.
Marc Reichwein fragt in der WELT:
"Sind Daten flüssig? Staubig? Hölzern? Vielleicht von allem etwas, denn sonst könnten sie wohl kaum allüberall angezapft, abgesaugt und durchforstet werden. Wir erleben in diesen nachrichtlichen Tagen, zumindest mit den Worten von Whistleblower Edward Snowden, 'das größte verdachtsunabhängige Spionageprogramm in der Geschichte der Menschheit'."
Wie, um Gottes Willen – zu Gott übrigens später mehr – soll man denn damit als Einzelner umgehen?
Julia Seeliger stellt in der TAZ lauter Fragen:
"Müssen wir nach dem NSA-Skandal alle Antiimperialisten werden? Wie viele Whistleblower im ecuadorianischen Asyl braucht es, damit Ecuador von den USA bombardiert wird? Wird Edward Snowden Julian Assange Postkarten in die ecuadorianische Botschaft in London schicken?"
Aber Julia Seeliger behauptet, ihre Kolumne würde abgeschaltet und verweigert jede Antwort.
Dafür antwortet Markus Morgenroth auf Fragen der FAZ. Morgenroth beobachtet für eine amerikanische Organisation das individuelle Verhalten von Mitarbeitern in Organisationen – ein Berufsbild, an das man sich auch erst einmal gewöhnen muss. Und Morgenroth sagt kurz und knapp:
"Wer meint, die gigantische Datensammlung der Geheimdienste hätte nichts mit ihm zu tun, der irrt sich. Wir alle sind von der Überwachung betroffen."
Auch die FAZ beschäftigt sich mit Snowden und seinem Exil. Michael Hanfeld meint:
"Es schien nur konsequent, dass sich Edward Snowden nicht Wikileaks und Assange, sondern dem 'Guardian' und der 'Washington Post' anvertraute. Wenn man sieht, wie es dem Whistleblower Bradley Manning ergeht, kann man das gut verstehen. Nur für die Fluchtmöglichkeiten sind die Zeitungen wohl nicht zuständig. In diese Lücke stößt nun sogleich Julian Assange und sagt: 'Edward Snowden ist einer von uns. Bradley Manning ist einer von uns.' Für diese Vereinnahmung dürfte sich Edward Snowden noch bedanken."
Und Josef Oehrlein weist, ebenfalls in der FAZ, auf einen fundamentalen Widerspruch hin, mit dem wir uns jetzt auch noch herumschlagen müssen:
"Assange und Snowden flüchten sich zu jemandem, der dabei ist, die freie Meinungsbildung in seinem Land vollständig zu unterbinden."
Laut Diego Cornejo, Direktor der ecuadorianischen Vereinigung von Zeitungsverlegern, droht in Ecuador unter Präsident Correa "eine Art Totalitarismus der Information".
Ingo Arzt weist in der TAZ darauf hin, was Snowden wirklich ans Licht gebracht hat:
"Eines der größten Missverständnisse des IT-Zeitalters sind Hacker. ... Die Macht von Hackern wird notorisch überschätzt. Gott ist kein Hacker."
Aber was ist Gott dann? Im Gegensatz zur Kollegin Seelig, die nur Fragen stellt, gibt Ingo Arzt sogar auf diese Frage noch eine Antwort. Und die lautet:
"Gott ist ein Administrator."
Da meldet die SÜDDEUTSCHE unter der Überschrift: "Es gilt das gedruckte Wort":
"Entscheider lesen immer mehr Printmedien."
Daraus könnte doch ein Plan werden: Erst lesen wir wieder Gedrucktes, dann tippen wir es wieder auf Schreibmaschinen, drucken es im Bleisatz, verschicken es per Post. Dann müssen die das alles wirklich erst einmal scannen. Und wir haben wieder unsere Ruhe vor Administratoren.
"Es war vor allem die Welt der alten Geisteswissenschaften, die von den Purzelbäumen von 1968 und den anschließenden 'turns' zurückgelassen wurde, die er für überliefernswürdig hielt."
Ein schönes Kompliment hat Thomas Steinfeld in der SÜDDEUTSCHEN dafür parat. Er nennt Ritter einen großzügigen "Ideenverschenker" und schreibt:
"Er war, obwohl er nicht sehr berühmt wurde, einer der gebildetsten Menschen und schärfsten Köpfe der Republik. Und wenn es um das intellektuelle Leben in Deutschland geht, war er sicherlich auch einer seiner folgenreichsten Gestalter."
So viel kann Feuilleton bewirken? Im Fall von Henning Ritter war das vielleicht wirklich so.
Zu den originellsten Kommentaren zum Obama-Besuch in Berlin gehörte der Slogan: "Yes we scan." Wir sind ja alle kollektiv im Aufruhr, weil wir ausgespäht werden. Geahnt haben wir es immer schon. Jetzt wissen wir es. Und was ändert das? Immerhin ist die Sache auf dem Tisch und damit in den Feuilletons.
Marc Reichwein fragt in der WELT:
"Sind Daten flüssig? Staubig? Hölzern? Vielleicht von allem etwas, denn sonst könnten sie wohl kaum allüberall angezapft, abgesaugt und durchforstet werden. Wir erleben in diesen nachrichtlichen Tagen, zumindest mit den Worten von Whistleblower Edward Snowden, 'das größte verdachtsunabhängige Spionageprogramm in der Geschichte der Menschheit'."
Wie, um Gottes Willen – zu Gott übrigens später mehr – soll man denn damit als Einzelner umgehen?
Julia Seeliger stellt in der TAZ lauter Fragen:
"Müssen wir nach dem NSA-Skandal alle Antiimperialisten werden? Wie viele Whistleblower im ecuadorianischen Asyl braucht es, damit Ecuador von den USA bombardiert wird? Wird Edward Snowden Julian Assange Postkarten in die ecuadorianische Botschaft in London schicken?"
Aber Julia Seeliger behauptet, ihre Kolumne würde abgeschaltet und verweigert jede Antwort.
Dafür antwortet Markus Morgenroth auf Fragen der FAZ. Morgenroth beobachtet für eine amerikanische Organisation das individuelle Verhalten von Mitarbeitern in Organisationen – ein Berufsbild, an das man sich auch erst einmal gewöhnen muss. Und Morgenroth sagt kurz und knapp:
"Wer meint, die gigantische Datensammlung der Geheimdienste hätte nichts mit ihm zu tun, der irrt sich. Wir alle sind von der Überwachung betroffen."
Auch die FAZ beschäftigt sich mit Snowden und seinem Exil. Michael Hanfeld meint:
"Es schien nur konsequent, dass sich Edward Snowden nicht Wikileaks und Assange, sondern dem 'Guardian' und der 'Washington Post' anvertraute. Wenn man sieht, wie es dem Whistleblower Bradley Manning ergeht, kann man das gut verstehen. Nur für die Fluchtmöglichkeiten sind die Zeitungen wohl nicht zuständig. In diese Lücke stößt nun sogleich Julian Assange und sagt: 'Edward Snowden ist einer von uns. Bradley Manning ist einer von uns.' Für diese Vereinnahmung dürfte sich Edward Snowden noch bedanken."
Und Josef Oehrlein weist, ebenfalls in der FAZ, auf einen fundamentalen Widerspruch hin, mit dem wir uns jetzt auch noch herumschlagen müssen:
"Assange und Snowden flüchten sich zu jemandem, der dabei ist, die freie Meinungsbildung in seinem Land vollständig zu unterbinden."
Laut Diego Cornejo, Direktor der ecuadorianischen Vereinigung von Zeitungsverlegern, droht in Ecuador unter Präsident Correa "eine Art Totalitarismus der Information".
Ingo Arzt weist in der TAZ darauf hin, was Snowden wirklich ans Licht gebracht hat:
"Eines der größten Missverständnisse des IT-Zeitalters sind Hacker. ... Die Macht von Hackern wird notorisch überschätzt. Gott ist kein Hacker."
Aber was ist Gott dann? Im Gegensatz zur Kollegin Seelig, die nur Fragen stellt, gibt Ingo Arzt sogar auf diese Frage noch eine Antwort. Und die lautet:
"Gott ist ein Administrator."
Da meldet die SÜDDEUTSCHE unter der Überschrift: "Es gilt das gedruckte Wort":
"Entscheider lesen immer mehr Printmedien."
Daraus könnte doch ein Plan werden: Erst lesen wir wieder Gedrucktes, dann tippen wir es wieder auf Schreibmaschinen, drucken es im Bleisatz, verschicken es per Post. Dann müssen die das alles wirklich erst einmal scannen. Und wir haben wieder unsere Ruhe vor Administratoren.