Von Hans von Trotha
Die Feuilletons stürzen sich auf den neuen Film von Quentin Tarantino: „Django unchained“. Ein weiteres Film-Thema ist das ARD-Projekt „Operation Zucker“ über Kinderhandel in Deutschland. Außerdem lesen wir Nachrufe auf den großen japanischen Regisseur Nagisa Oshima und Debatten zum Militäreinsatz der Franzosen in Mali.
„Blut ist rot.“
Wenn, wie in der taz‘, eine Filmkritik mit diesen Worten beginnt, weiß jeder Cineast, was die Stunde geschlagen hat. Dann gilt, Zitat Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Er hat es wieder getan.“
Ja, dann hat Quentin Tarantino einen neuen Film gedreht, mit Christoph Waltz. An Tarantinos „Django unchained“ kommt kein Feuilleton vorbei. Christina Nord fragt in der taz eher skeptisch:
„Kann der Spagat zwischen Spaghetti-Western, Selbstreflexivität und lüsternem Blick auf die Gewalt glücken?“
Verena Lueken erklärt uns in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Tarantino wolle uns zeigen, dass die Welt zu retten gewesen wäre. –
„Und wenn die Geschichte anders verlief, kann einer wie Tarantino das im Kino wieder rückgängig machen. Er hat das schon einmal getan.“
Tobias Kniebe fasst in der Süddeutschen Zeitung zusammen:
„Trotz seines überbordenden Themenreichtums ist ‚Django Unchained‘ zunächst – und zu allererst – immer noch ein Tarantino-Film.“ –
Eben: „Er hat es wieder getan.“
Gewalt nicht nur im Kino. Auch das Fernsehen zeigt Gewalt, besonders grausame Gewalt, am 16. Januar zur besten Sendezeit – und regt damit eine wichtige Diskussion an. Ein Film von Rainer Kaufmann mit dem Titel „Operation Zucker“, er beruht auf einer wahren Begebenheit, erzählt von Kinderprostitution und Kinderhandel. Er tut dies auf eindringliche Weise, schonungslos und ohne Happy End. Für eine Ausstrahlung um 20 Uhr 15 musste der Schluss, der die Ausweglosigkeit unmissverständlich zeigt, bearbeitet, auf deutsch: gekürzt werden, da der Film von der FSK nur für Zuschauer ab 16 Jahren empfohlen wurde. Die FAZ befragt dazu die verantwortliche Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks, Bettina Reitz. Die verweist auf die Möglichkeit, die ungekürzte Fassung von 22 Uhr an in der ARD-Mediathek und um 0.20 Uhr im ARD-Hauptprogramm zu sehen. Die Süddeutsche Zeitung allerdings fragt:
„Dürfen junge Menschen in Deutschland nur Filme sehen, die gut ausgehen?“
Und Joachim Huber schreibt im Tagesspiegel:
„Das Thema ist monströs. Kunden kaufen Kinder, um ihre Lust zu befriedigen. Menschen mit Geld kaufen Menschen ohne Geld. Und es ist vielleicht zynisch gedacht und aufgeschrieben, wie klug der Film daran tut, dass dieser Kreislauf im Finale von Neuem einsetzt. Kinderhandel endet nicht um 21 Uhr 45.“
Nicht nur Gewalt in Filmen, auch die in der Wirklichkeit treibt die Kulturseiten um. Die Kommentierung der Politik überlassen die Feuilletons oft lieber Gastautoren, möglichst prominenten. In der FAZ darf Bernard-Henry Lévy, eine Art selbst ernannter philosophischer Außenminister der Grande Nation, der sich gern unter dem Label „BHL“ führt, ausrufen:
„Warum wir die Pflicht haben, Mali zu schützen“,
während im Tagesspiegel der Schriftsteller Hans Christoph Buch seine Zweifel an einem
„Pariser Bauchgefühl“
in dieser Sache anmeldet.
Selbst da, wo es scheinbar nur um Schauspielerei und Steuerflucht geht, scheint sie durch, die Gewalt unserer Tage. Im taz-Interview kommentiert Wladimir Kaminer den Fall des frisch russifizierten Ex-Franzosen Gérard Depardieu:
„Putin“,
so Wladimir Kaminer,
„sind seine Freunde wichtig. Er würde auch Assad nehmen. Aber der will ja noch weiterkämpfen.“
Viel Gewalt, viel Politik, viel Angst auch, die sich da oft offenbart. Dazwischen hält sich aber natürlich auch die Kunst, mit ihr die Ehrfurcht vor den Künstlern und ihren Werken. So verneigen sich die Feuilletons vor dem großen japanischen Regisseur Nagisa Oshima. Er ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Die FAZ würdigt ihn als
„Wegbereiter der Modernität im Kino“,
der Tagessspiegel als
„wild, radikal, politisch“.
Die Frankfurter Rundschau zitiert ihn, dessen berühmtester Film das Meisterwerk „Im Reich der Sinne“ von 1976 bleibt, mit dem Satz:
„Jeder Regisseur hat den Wunsch, den Tod zu dokumentieren und die sexuelle Vereinigung zu filmen.“
Die ganz große Poesie liegt manchmal darin, dass man die Dinge einfach ausspricht. Oder eben zeigt.
Wenn, wie in der taz‘, eine Filmkritik mit diesen Worten beginnt, weiß jeder Cineast, was die Stunde geschlagen hat. Dann gilt, Zitat Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Er hat es wieder getan.“
Ja, dann hat Quentin Tarantino einen neuen Film gedreht, mit Christoph Waltz. An Tarantinos „Django unchained“ kommt kein Feuilleton vorbei. Christina Nord fragt in der taz eher skeptisch:
„Kann der Spagat zwischen Spaghetti-Western, Selbstreflexivität und lüsternem Blick auf die Gewalt glücken?“
Verena Lueken erklärt uns in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Tarantino wolle uns zeigen, dass die Welt zu retten gewesen wäre. –
„Und wenn die Geschichte anders verlief, kann einer wie Tarantino das im Kino wieder rückgängig machen. Er hat das schon einmal getan.“
Tobias Kniebe fasst in der Süddeutschen Zeitung zusammen:
„Trotz seines überbordenden Themenreichtums ist ‚Django Unchained‘ zunächst – und zu allererst – immer noch ein Tarantino-Film.“ –
Eben: „Er hat es wieder getan.“
Gewalt nicht nur im Kino. Auch das Fernsehen zeigt Gewalt, besonders grausame Gewalt, am 16. Januar zur besten Sendezeit – und regt damit eine wichtige Diskussion an. Ein Film von Rainer Kaufmann mit dem Titel „Operation Zucker“, er beruht auf einer wahren Begebenheit, erzählt von Kinderprostitution und Kinderhandel. Er tut dies auf eindringliche Weise, schonungslos und ohne Happy End. Für eine Ausstrahlung um 20 Uhr 15 musste der Schluss, der die Ausweglosigkeit unmissverständlich zeigt, bearbeitet, auf deutsch: gekürzt werden, da der Film von der FSK nur für Zuschauer ab 16 Jahren empfohlen wurde. Die FAZ befragt dazu die verantwortliche Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks, Bettina Reitz. Die verweist auf die Möglichkeit, die ungekürzte Fassung von 22 Uhr an in der ARD-Mediathek und um 0.20 Uhr im ARD-Hauptprogramm zu sehen. Die Süddeutsche Zeitung allerdings fragt:
„Dürfen junge Menschen in Deutschland nur Filme sehen, die gut ausgehen?“
Und Joachim Huber schreibt im Tagesspiegel:
„Das Thema ist monströs. Kunden kaufen Kinder, um ihre Lust zu befriedigen. Menschen mit Geld kaufen Menschen ohne Geld. Und es ist vielleicht zynisch gedacht und aufgeschrieben, wie klug der Film daran tut, dass dieser Kreislauf im Finale von Neuem einsetzt. Kinderhandel endet nicht um 21 Uhr 45.“
Nicht nur Gewalt in Filmen, auch die in der Wirklichkeit treibt die Kulturseiten um. Die Kommentierung der Politik überlassen die Feuilletons oft lieber Gastautoren, möglichst prominenten. In der FAZ darf Bernard-Henry Lévy, eine Art selbst ernannter philosophischer Außenminister der Grande Nation, der sich gern unter dem Label „BHL“ führt, ausrufen:
„Warum wir die Pflicht haben, Mali zu schützen“,
während im Tagesspiegel der Schriftsteller Hans Christoph Buch seine Zweifel an einem
„Pariser Bauchgefühl“
in dieser Sache anmeldet.
Selbst da, wo es scheinbar nur um Schauspielerei und Steuerflucht geht, scheint sie durch, die Gewalt unserer Tage. Im taz-Interview kommentiert Wladimir Kaminer den Fall des frisch russifizierten Ex-Franzosen Gérard Depardieu:
„Putin“,
so Wladimir Kaminer,
„sind seine Freunde wichtig. Er würde auch Assad nehmen. Aber der will ja noch weiterkämpfen.“
Viel Gewalt, viel Politik, viel Angst auch, die sich da oft offenbart. Dazwischen hält sich aber natürlich auch die Kunst, mit ihr die Ehrfurcht vor den Künstlern und ihren Werken. So verneigen sich die Feuilletons vor dem großen japanischen Regisseur Nagisa Oshima. Er ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Die FAZ würdigt ihn als
„Wegbereiter der Modernität im Kino“,
der Tagessspiegel als
„wild, radikal, politisch“.
Die Frankfurter Rundschau zitiert ihn, dessen berühmtester Film das Meisterwerk „Im Reich der Sinne“ von 1976 bleibt, mit dem Satz:
„Jeder Regisseur hat den Wunsch, den Tod zu dokumentieren und die sexuelle Vereinigung zu filmen.“
Die ganz große Poesie liegt manchmal darin, dass man die Dinge einfach ausspricht. Oder eben zeigt.