Von Gregor Sander
In der "Zeit" darf sich die Schriftstellerin und Philosophen-Gattin Nathalie Weidenfeld mit Alice Schwarzer und Iris Radisch prügeln. Alle Feuilletons trauern um den verstorbenen amerikanischen Maler und Objektkünstler Cy Twombly.
"Hoch die Hochkultur!","
mit diesen Worten wirft sich Jens Jessen in der Wochenzeitung DIE ZEIT, den Verächtern der Hochkultur mutig entgegen.
""Für die einen,"
so Jessen,
"ist Philip Roth zu kompliziert, um unterhaltend zu sein; für die anderen Dan Brown zu simpel. Das ist alles, aber wahrscheinlich auch schon der Kern des Skandals. Der Begriff der Hochkultur sortiert das Publikum."
Ganzseitig rennt Jessen so weiter offene Türen seiner Leser ein, und wir folgen ihm dabei lieber nicht, sondern verweisen auf einen anderen Artikel in der ZEIT, der weiter hinten im Feuilleton zu finden ist.
"Wie Rapunzels Mami möchten auch Alice Schwarzer und Iris Radisch die jungen Frauen von heute vor der bösen patriarchalischen Männerwelt warnen und sie im feministisch gefestigten Turm einsperren. Schließlich wissen sie besser als die Jungen, wie die Welt wirklich funktioniert."
Das schreibt die Schriftstellerin Nathalie Weidenfeld und antwortet damit der ZEIT-Literaturkritikerin Radisch, die sich vor zwei Wochen über halbnackte deutsche Fußballnationalspielerinnen im Playboy erregte. Nathalie Weidenfeld darf nun in der ZEIT zurück hauen:
"Auch ich rate uns jungen Frauen, sich nicht ideologische Scheuklappen eines überholten Altfeminismus anzuziehen, hinter dem sich zuletzt nur eine körperfeindliche und bildungsbürgerliche Ideologie verbirgt, die völlig an der Komplexität der Wirklichkeit vorbeigeht."
Weidenfeld ist im Übrigen bisher als Gattin des ehemaligen Kulturstaatsministers Julian Nieda-Rümelin aufgefallen und mit ihrem Roman, "Die Orangenprinzessin", der nach der Definition von Jens Jessen sicher nicht zur Hochkultur gezählt werden muss. Warum ausgerechnet sie die junge weibliche Generation vertritt, verrät uns leider keiner. Vielleicht hatten die Frauen aus der Hochkultur ja einfach keine Lust.
Oder keine Zeit, weil sie wie Sybille Lewitscharoff die Frankfurter Poetik Vorlesung halten müssen. Von dieser berichtet Judith von Sternburg in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Lewitscharoff vermisse den Armen in der Gegenwartsliteratur, die stattdessen
"auf einen heillos überbewerteten Realismus baue, und auf das Wort 'Scheiße'."
Und dann greift Lewitscharoff auch das deutsche Gegenwartstheater frontal an,
"in dem jeder Klassiker durch den Fleischwolf gedreht werde und jeder Regisseur sich der 'Idiotie' des Schockeffekts verpflichtet fühle. Fremde, erklärte Lewitscharoff, die hundert deutsche Theaterinszenierungen anschauten, müssten uns für ein Volk von Verrückten in dreckigen T-Shirts halten."
Aber an dieser Stelle wird es Judith von Sternburg in der FR dann doch zu bunt und sie hält dagegen:
"Das klingt gewitzt. Aber Einheimische, das muss die herkömmliche Theaterbesucherin entgegenhalten, die hundert deutsche Theaterinszenierungen anschauten, wüssten trotzdem, dass das so einfach nicht stimmt."
Alle Feuilletons trauern um den am Dienstag verstorbenen amerikanischen Künstler Cy Twombly. Hans-Joachim Müller beschreibt dessen unverwechselbare Bilder in der Tageszeitung DIE WELT so:
"Man stand vor ihnen wie vor einer Wand, hinter der nichts mehr sein kann. Und der Blick versank in den milchstraßenartigen Farbwolken und Linienfluchten, die wie Leuchtspuren schlingernder Meteoriten durch den Bildraum stieben, und man kam sich vor wie das Mönchlein am Meer, über das Caspar David Friedrich aus Himmel und Abend eine große Kathedrale getürmt hat."
Jörg Hänzschel versucht den Künstler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG mit den Worten eines anderen zu erklären:
"Seine Gemälde, so schreibt Roland Barthes, verhielten sich zu denen anderer Künstler wie eine abends achtlos vor dem Bett fallen gelassene Hose zu dem sorgsam auf den Bügel gehängten Exemplar."
Samuel Herzog betont in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, dass es mit dem Anschauen allein bei der Kunst von Twombly nicht getan sei, und so wundere ihn die folgende Anekdote gar nicht:
"Im Juli 2007 küsste eine junge Kambodschanerin in Avignon das Zwei-Millionen-Euro-Gemälde 'Phaedrus' und hinterließ einen nicht wieder entfernbaren Lippenstift-Fleck."
mit diesen Worten wirft sich Jens Jessen in der Wochenzeitung DIE ZEIT, den Verächtern der Hochkultur mutig entgegen.
""Für die einen,"
so Jessen,
"ist Philip Roth zu kompliziert, um unterhaltend zu sein; für die anderen Dan Brown zu simpel. Das ist alles, aber wahrscheinlich auch schon der Kern des Skandals. Der Begriff der Hochkultur sortiert das Publikum."
Ganzseitig rennt Jessen so weiter offene Türen seiner Leser ein, und wir folgen ihm dabei lieber nicht, sondern verweisen auf einen anderen Artikel in der ZEIT, der weiter hinten im Feuilleton zu finden ist.
"Wie Rapunzels Mami möchten auch Alice Schwarzer und Iris Radisch die jungen Frauen von heute vor der bösen patriarchalischen Männerwelt warnen und sie im feministisch gefestigten Turm einsperren. Schließlich wissen sie besser als die Jungen, wie die Welt wirklich funktioniert."
Das schreibt die Schriftstellerin Nathalie Weidenfeld und antwortet damit der ZEIT-Literaturkritikerin Radisch, die sich vor zwei Wochen über halbnackte deutsche Fußballnationalspielerinnen im Playboy erregte. Nathalie Weidenfeld darf nun in der ZEIT zurück hauen:
"Auch ich rate uns jungen Frauen, sich nicht ideologische Scheuklappen eines überholten Altfeminismus anzuziehen, hinter dem sich zuletzt nur eine körperfeindliche und bildungsbürgerliche Ideologie verbirgt, die völlig an der Komplexität der Wirklichkeit vorbeigeht."
Weidenfeld ist im Übrigen bisher als Gattin des ehemaligen Kulturstaatsministers Julian Nieda-Rümelin aufgefallen und mit ihrem Roman, "Die Orangenprinzessin", der nach der Definition von Jens Jessen sicher nicht zur Hochkultur gezählt werden muss. Warum ausgerechnet sie die junge weibliche Generation vertritt, verrät uns leider keiner. Vielleicht hatten die Frauen aus der Hochkultur ja einfach keine Lust.
Oder keine Zeit, weil sie wie Sybille Lewitscharoff die Frankfurter Poetik Vorlesung halten müssen. Von dieser berichtet Judith von Sternburg in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Lewitscharoff vermisse den Armen in der Gegenwartsliteratur, die stattdessen
"auf einen heillos überbewerteten Realismus baue, und auf das Wort 'Scheiße'."
Und dann greift Lewitscharoff auch das deutsche Gegenwartstheater frontal an,
"in dem jeder Klassiker durch den Fleischwolf gedreht werde und jeder Regisseur sich der 'Idiotie' des Schockeffekts verpflichtet fühle. Fremde, erklärte Lewitscharoff, die hundert deutsche Theaterinszenierungen anschauten, müssten uns für ein Volk von Verrückten in dreckigen T-Shirts halten."
Aber an dieser Stelle wird es Judith von Sternburg in der FR dann doch zu bunt und sie hält dagegen:
"Das klingt gewitzt. Aber Einheimische, das muss die herkömmliche Theaterbesucherin entgegenhalten, die hundert deutsche Theaterinszenierungen anschauten, wüssten trotzdem, dass das so einfach nicht stimmt."
Alle Feuilletons trauern um den am Dienstag verstorbenen amerikanischen Künstler Cy Twombly. Hans-Joachim Müller beschreibt dessen unverwechselbare Bilder in der Tageszeitung DIE WELT so:
"Man stand vor ihnen wie vor einer Wand, hinter der nichts mehr sein kann. Und der Blick versank in den milchstraßenartigen Farbwolken und Linienfluchten, die wie Leuchtspuren schlingernder Meteoriten durch den Bildraum stieben, und man kam sich vor wie das Mönchlein am Meer, über das Caspar David Friedrich aus Himmel und Abend eine große Kathedrale getürmt hat."
Jörg Hänzschel versucht den Künstler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG mit den Worten eines anderen zu erklären:
"Seine Gemälde, so schreibt Roland Barthes, verhielten sich zu denen anderer Künstler wie eine abends achtlos vor dem Bett fallen gelassene Hose zu dem sorgsam auf den Bügel gehängten Exemplar."
Samuel Herzog betont in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, dass es mit dem Anschauen allein bei der Kunst von Twombly nicht getan sei, und so wundere ihn die folgende Anekdote gar nicht:
"Im Juli 2007 küsste eine junge Kambodschanerin in Avignon das Zwei-Millionen-Euro-Gemälde 'Phaedrus' und hinterließ einen nicht wieder entfernbaren Lippenstift-Fleck."