Von Gregor Sander

Til Schweiger hat Bernd Eichinger geliebt, wie er in der "Welt" gesteht. Andere Kommentatoren sind auch posthum etwas strenger mit dem erfolgreichen Filmproduzenten. In der "taz" verrät Marianne Faithfull, was sie glücklich macht.
"Er war die coolste Sau von allen."

Das schreibt Til Schweiger in der Tageszeitung DIE WELT über den verstorbenen Filmproduzenten Bernd Eichinger. Der Schauspieler macht aus seiner tiefen Trauer um den Freund und Förderer keinen Hehl und beendet seinen persönlichen Nachruf mit den Worten:

"In ewiger Liebe, Til."

Es ist wohl diese uneingeschränkte Liebe, die Eichinger gefallen hätte und die er vom Feuilleton nie ganz bekommen hat. Doch die Zeitungen verneigen sich alle.

"Bernd Eichinger war das pochende Herz der deutschen Filmindustrie,"

schreibt beispielsweise Daniel Kothenschulte in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Aber es ist auch überall von den Schwierigkeiten miteinander zu lesen, von der Frage nach Kunst und Kommerz bei Eichingers Produktionen. In der FRANKFURTER ALLGMEINEN ZEITUNG beschreibt Michael Althen diese Schwierigkeiten anhand von Eichingers Ehrung für sein Lebenswerk durch die Deutsche Filmakademie im vergangen Jahr:

"Man muss das noch mal erwähnen, um zu begreifen, was dann geschah. Dass Eichinger, als er auf die Bühne gerufen wurde, nicht wirklich wusste, wie er empfangen würde. Und der Saal auch nicht unbedingt wusste, wie er reagieren würde. Und dann kam alles anders. Denn natürlich war im Moment seines Auftauchens allen wieder schlagartig klar, was der Mann wirklich bedeutet; und wo der deutsche Film wäre ohne ihn. Jedenfalls ganz sicher nicht in diesem Saal. Und so erhoben sich alle und wollten gar nicht mehr aufhören mit den Ovationen."

In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG beschreibt Joachim Günter - Eichinger als einflussreichsten deutschen Produzenten. "Sollte er hingegen bei Gelegenheit den deutschen Film loben," so Günter über Eichinger,

"fielen ihm allenfalls Heinz Rühmann und Romy Schneider ein, nicht aber zum Beispiel Rainer Werner Fassbinder, und dazu kam noch eine Sache, die er explizit hasste: 'dass ständig immer alle Leute beleidigt' seien im deutschen Filmwesen."

Jens Jessen und Katja Nicodemus kommen in der Wochenzeitung DIE ZEIT zu folgendem Fazit:

"Ja, Bernd Eichinger hat Großes angestellt, viel durchgeboxt, manches vermasselt und die deutsche Filmlandschaft als Produzent von Anfang an wie eine kleine Legolandschaft aussehen lassen."

Die TAZ hat Marianne Faithfull zum Interview gebeten. Sehr nüchtern reflektiert die 64-jährige Sängerin und Schauspielerin ihr Leben: "Bei mir", so Faithfull,

"ist einiges schief gelaufen, allerdings kann ich das nicht so genau definieren. Nur eins ist klar: Ich hätte mir kein Heroin spritzen dürfen. Meine Sucht hat mich immer weiter heruntergezogen. Durch die Droge habe ich viele wertvolle Jahre verschenkt, in denen ich besser mal gearbeitet hätte."

Dagmar Leischow fragt dann in der TAZ nach der Todesnähe durch Drogen und Krebserkrankung: "Ich bin," antwortet Faithfull,

"durch diese Erfahrung nicht religiös geworden. Heute ist meine Lebenseinstellung wesentlich positiver als früher. Mir ist klar geworden, dass das konventionelle Glück der anderen, also Ehemann, Familie und so, nicht zwangsläufig mein eigenes ist. Für mich hängt Glücklichsein ganz eng mit meinem künstlerischen Schaffen zusammen. Wenn ich als Schauspielerin oder Sängerin etwas geleistet habe, steigert das mein Selbstbewusstsein enorm. Ich bin dann sehr zufrieden mit mir."

Diese Zufriedenheit scheint auch ihrer Musik gut zu tun. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU bespricht Thomas Winkler ihr aktuelles Album "Horses And High Heels" mit folgenden Worten:

"Irgendwann hört man die Instrumente nicht mehr. Man hört nur noch das bröselnde Herbstlaub. Man hört das Leben und wie es knistert, wenn es vorbeigeht. Man hört, eben, die große Sängerin Marianne Faithfull."

Der Maler Markus Lüpertz hat sich, im Gegensatz zu Faithfull, in Düsseldorf zu Gott bekannt:

"Gott ist die Kraft und Ewigkeit, die wir uns wünschen. Er ist all das Beste, Gute und der Garant für Ethik, Moral und Frieden."

Das lesen wir in der WELT. Seine eigene Profession ordnet Lüpertz nur wenige Etagen tiefer ein: alles, was die Menschen über Gott wüssten,

""haben wir von den Künstlern. Die haben die Welt gemalt, die Gott geschaffen hat"."