Von Gregor Sander

Yoko Ono erklärt in der "Berliner Zeitung", warum sie acht Jahre gebraucht hat, um eine neue Platte aufzunehmen. Außerdem in den Feuilletons: Eva Menasse über Literatur und Alter und Ilija Trojanow über die neue UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokowa.
"Ich wollte daran erinnern, dass wir Frauen sehr wichtig sind. Auch für Sie! Sie würden nicht existieren ohne uns. Das sollten Sie nicht vergessen"," sagt Yoko Ono im Interview mit der BERLINER ZEITUNG.

Offenbar muss die Welt daran erinnert werden, und so wollen wir hier und heute symbolisch die weiblichen Seiten des Feuilletons aufschlagen. Frau Ono hat nach acht Jahren wieder eine Platte aufgenommen die "Between My Head and the Sky" heißt. Warum das denn so lange gedauert hätte, fragt Markus Schneider ein bisschen uncharmant, und die Japanerin erklärt, dass die bildende Kunst sie aufgehalten habe. Bis sie schließlich familiär ermahnt wurde.

""Irgendwann meinte mein Sohn Sean streng: Du solltest jetzt mal langsam dein Album angehen, und zwar mit neuer Musik. Da musste ich dann ins Studio"," sagt Yoko Ono in der BERLINER ZEITUNG.

Die moderne Frau folgt also durchaus den Ermahnungen des eigenen Sohnes, schließen wir daraus, und wenn sie etwas jünger ist, so lernen wir bei David Steinitz in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG dann begeistert sie sich für Horrorfilme.

""Das Klischee des verängstigten Mädchens, das sich vor Zombies, Vampiren und Messermördern fürchtet, wird gerade – wenn es denn je gestimmt hat – durch die steigende Anzahl weiblicher Horrorfilmfans widerlegt. Jüngstes Beispiel ist der Schocker 'Final Destination 4', der, wie das Fachblatt Variety berichtete, in der Zielgruppe der jungen Kinobesucher unter Fünfundzwanzig deutlich mehr Frauen als Männer in die Kinos lockt."

Wir freuen uns über so viel Gleichberechtigung - machen uns aber trotzdem auf die Suche nach dem kleinen Unterschied, und siehe da: In der Tageszeitung DIE WELT werden wir fündig. "Gibt es einen Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Altern in der Literatur?", fragt Elmar Krekeler die Schriftstellerin Eva Menasse. Die ist um die Antwort nicht verlegen:

"Junge Männer sind entspannt, witzig, boshaft und ironisch, während junge Frauen zum Jammern und zum Selbsthass neigen. Das dreht sich mit den Jahren um. Alte Frauen haben oft den besten, abgeklärtesten Humor, während wir bei den alten Schriftstellern immer tiefer in den Abgrund von Darm, Prostata, Potenzschwäche, also Selbstmitleid blicken müssen," so Menasse in der WELT.

Generell sind ältere Frauen allerdings älteren Männern nicht vorzuziehen, meint Menasses Schriftstellerkollege Ilija Trojanow in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Der gebürtige Bulgare kann sich über die Wahl von "Irina Bokowa zur UNESCO-Generaldirektorin" so gar nicht freuen. Durch die Wahl der ehemaligen bulgarischen Außenministerin wurde Faruk Hosni, der umstrittene ägyptische Kulturminister, an der Spitze der UNESCO verhindert. Was allgemein begrüßt wurde. Allerdings nicht von Trojanow. Schon ihr Vater sei Politbüromitglied gewesen und:

"Seine Tochter durchlief alle Kaderschmieden bis hin zum Institut für internationale Beziehungen in Moskau, das unter der Kontrolle des KGB junge Apparatschiks aus dem gesamten Ostblock auf zukünftige Aufgaben als Diplomaten und Agenten vorbereitete."

Auch nach der Wende habe sich Bokowa nie von den Verbrechen der totalitären Zeit distanziert und so bilanziert Trojanow diese Wahl einer Frau folgendermaßen:

"Der Auschwitz-Überlebende Elie Wiesel hatte erklärt, Hosnis Wahl wäre eine 'Schande' für die internationale Gemeinschaft. Gestern erklärten zwei GULag-Überlebende aus Bulgarien, die Wahl Bokowas sei beschämend für uns alle."

Die Wahl der dänischen Künstlerin Kirstine Roepstorff als Kuratorin für die temporäre Kunsthalle in Berlin hält Nicola Kuhn im Berliner TAGESSPIEGEL hingegen für einen Glücksfall.

"Das Verdienst Kirstine Roepstorff besteht darin, als erste dem bereits totgesagten Bau neues Leben einzuhauchen."

Für ihre Ausstellung hat die Dänin 21 Berliner Künstler eingeladen und warum es in der Haupstadt manchmal ein bisschen kompliziert ist, dafür hat sie eine sehr weibliche Erklärung – nämlich das Horoskop:

"Die Stadt ist im Sternzeichen des Skorpions zwar nicht geboren, doch fällt das Datum der ersten urkundlichen Erwähnung, der 28.Oktober 1237, in genau diese Phase. Auch der Tag des Mauerfalls steht unter dem Signum des gefährlichen Spinnentiers, das Zerstörung und Auflösung, aber auch Erneuerung symbolisiert."