Von Gregor Sander
Zentrales Thema in den Feuilletons: Zwei chinesische Dissidenten dürfen nach massivem Druck aus Peking nicht an einem Symposium zur Vorbereitung der Frankfurter Buchmesse teilnehmen.
Der Wahlkampf ist so langweilig, stöhnen wir schon seit Wochen. Nichts passiert. Alle reden nur dasselbe. Politik ist langweilig, die Regierung ist langweilig, irgendwie wird uns die ganze Demokratie langsam langweilig. Vielleicht um das zu überprüfen, schickte die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Patrick Bahners auf den Marktplatz zu Kronberg im Taunus, damit er den Auftritt des Wirtschaftsministers Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, CSU, beobachtet. Dabei ist ihm aufgefallen: Die Wähler gleichen dem Politiker.
"Auf dem Berliner Platz vor der Markthalle in Kronberg tragen etliche Herren Janker. Daneben sind Blazer sehr stark vertreten, ebenso die um den Hals geschlungenen Pullover über dem hochgekrempelten blauen Hemd mit offenem Kragen."
Guttenbergs Umfragewerte sind erstaunlich gut nach nur einem halben Jahr in der Regierung, wohl auch deshalb, weil er reden kann, wie Bahners betont.
"Leichthändig gebraucht er die klassischen rhetorischen Mittel. Die Dreigliedrigkeit gerät ihm poetisch: Milliarden wurden 'verjauchzt, verjuxt, verzockt'; seine plötzliche Prominenz ist kein Grund "abzuschwirren, abzuschweben, abzuheben" – mit den Händen deutet er Flugbewegungen an."
Fliegen würde Dai Qing liebend gern, von Peking nach Frankfurt am Main, und vermutlich wäre sie sehr einverstanden mit unserer Form der Demokratie und wüsste sie auch zu nutzen. Die chinesische Umweltjournalistin war zu einem Symposium zur Vorbereitung der Frankfurter Buchmesse eingeladen. Das Messegastland ist in diesem Jahr: China. Was die Volksrepublik von Demokratie hält beschreibt Bernhard Bartsch in der BERLINER ZEITUNG.
"Dabei hatte sich die Buchmesse Anfang der Woche auf Druck des chinesischen Gastlandkomitees entschieden, die Einladung der Investigativ- und Umweltjournalistin, die in der Volksrepublik Veröffentlichungsverbot hat, nicht weiter zu verfolgen. Von der Rednerliste für das Symposium am kommenden Wochenende ist sie bereits gestrichen worden. Sollte Dai dennoch dort auftauchen, droht das Gastlandkomitee, das neben der Buchmesse und dem deutschen PEN-Zentrum als Veranstalter auftritt, seine zwölfköpfige Delegation zurückzuziehen."
Das Thema des Symposiums heißt ausgerechnet "China und die Welt – Wahrnehmung und Wirklichkeit". Ebenfalls ausgeladen wurde der im amerikanischen Exil lebenden chinesischen Schriftsteller Bei Ling. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG traut sich immerhin die Rede, die Bei Ling auf dem Frankfurter Symposium halten wollte, abzudrucken. Und so erfahren wir:
"Ich wurde festgenommen und in eine Arrestzelle gesteckt, ohne dass irgendjemand darüber informiert wurde. Ich wurde eines Verbrechens beschuldigt, das in keinem zivilisierten Land als Verbrechen gelten würde: Der 'illegalen Veröffentlichung einer literarischen Publikation'. Susan Sontag schrieb damals, ich hätte das Verbrechen begangen, 'Ideen nach China zu tragen'."
Auch Ina Hartwig ist in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu keinem Kompromiss bereit.
"Dennoch bleibt ein insouveräner Eindruck zurück, wenn sich die Deutschen tatsächlich der Willkür der chinesischen Zensurbehörde beugen. Und sei es nur dieses eine Mal."
Und Uwe Wittstock fragt sich in der Tageszeitung DIE WELT:
"Da sich die Anzeichen verdichten, dass sich Dai Qing unterstützt vom deutschen PEN trotz allem auf den Weg nach Frankfurt macht, wird es interessant sein zu beobachten, ob die Buchmesse so weit geht, der Regimekritikerin den Zugang zum Symposion zu verwehren, um die chinesische Delegation vom angekündigten Boykott abzuhalten."
Bleibt zu fragen was der Wirtschaftsminister unserer frei gewählten Regierung, was Theodor Freiherr von und zu Guttenberg in Sachen Demokratie in Kronberg auf dem Marktplatz empfiehlt. In der FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG lesen wir dazu.
"Ein Zwischenrufer fragt nach Migrantenkindern mit deutschem Pass und gibt Guttenberg willkommene Gelegenheit, sich zur Akzeptanz unterschiedlicher Kulturen zu bekennen. Aber da haben seine Kronberger Anhänger schon ihrem Wunsch Luft gemacht, dass sie lieber unter sich bleiben wollen.
Er empfiehlt 'etwas mehr breite Brust, etwas mehr Kulturbewusstsein, etwas mehr Traditionsbewusstsein'. Welche Tradition ist gemeint? Die wahrscheinlich, deren Weitergabe angeblich die Erbschaftssteuer verhindert,"
vermutet Patrick Bahners in der FAZ. Ich möchte betonen, dass wir seit nun mehr fast 20 Jahren eine gemeinsame demokratische Tradition in Ost- und Westdeutschland besitzen. Wir sollten sie verteidigen, statt mit ihr zu brechen.
"Auf dem Berliner Platz vor der Markthalle in Kronberg tragen etliche Herren Janker. Daneben sind Blazer sehr stark vertreten, ebenso die um den Hals geschlungenen Pullover über dem hochgekrempelten blauen Hemd mit offenem Kragen."
Guttenbergs Umfragewerte sind erstaunlich gut nach nur einem halben Jahr in der Regierung, wohl auch deshalb, weil er reden kann, wie Bahners betont.
"Leichthändig gebraucht er die klassischen rhetorischen Mittel. Die Dreigliedrigkeit gerät ihm poetisch: Milliarden wurden 'verjauchzt, verjuxt, verzockt'; seine plötzliche Prominenz ist kein Grund "abzuschwirren, abzuschweben, abzuheben" – mit den Händen deutet er Flugbewegungen an."
Fliegen würde Dai Qing liebend gern, von Peking nach Frankfurt am Main, und vermutlich wäre sie sehr einverstanden mit unserer Form der Demokratie und wüsste sie auch zu nutzen. Die chinesische Umweltjournalistin war zu einem Symposium zur Vorbereitung der Frankfurter Buchmesse eingeladen. Das Messegastland ist in diesem Jahr: China. Was die Volksrepublik von Demokratie hält beschreibt Bernhard Bartsch in der BERLINER ZEITUNG.
"Dabei hatte sich die Buchmesse Anfang der Woche auf Druck des chinesischen Gastlandkomitees entschieden, die Einladung der Investigativ- und Umweltjournalistin, die in der Volksrepublik Veröffentlichungsverbot hat, nicht weiter zu verfolgen. Von der Rednerliste für das Symposium am kommenden Wochenende ist sie bereits gestrichen worden. Sollte Dai dennoch dort auftauchen, droht das Gastlandkomitee, das neben der Buchmesse und dem deutschen PEN-Zentrum als Veranstalter auftritt, seine zwölfköpfige Delegation zurückzuziehen."
Das Thema des Symposiums heißt ausgerechnet "China und die Welt – Wahrnehmung und Wirklichkeit". Ebenfalls ausgeladen wurde der im amerikanischen Exil lebenden chinesischen Schriftsteller Bei Ling. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG traut sich immerhin die Rede, die Bei Ling auf dem Frankfurter Symposium halten wollte, abzudrucken. Und so erfahren wir:
"Ich wurde festgenommen und in eine Arrestzelle gesteckt, ohne dass irgendjemand darüber informiert wurde. Ich wurde eines Verbrechens beschuldigt, das in keinem zivilisierten Land als Verbrechen gelten würde: Der 'illegalen Veröffentlichung einer literarischen Publikation'. Susan Sontag schrieb damals, ich hätte das Verbrechen begangen, 'Ideen nach China zu tragen'."
Auch Ina Hartwig ist in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu keinem Kompromiss bereit.
"Dennoch bleibt ein insouveräner Eindruck zurück, wenn sich die Deutschen tatsächlich der Willkür der chinesischen Zensurbehörde beugen. Und sei es nur dieses eine Mal."
Und Uwe Wittstock fragt sich in der Tageszeitung DIE WELT:
"Da sich die Anzeichen verdichten, dass sich Dai Qing unterstützt vom deutschen PEN trotz allem auf den Weg nach Frankfurt macht, wird es interessant sein zu beobachten, ob die Buchmesse so weit geht, der Regimekritikerin den Zugang zum Symposion zu verwehren, um die chinesische Delegation vom angekündigten Boykott abzuhalten."
Bleibt zu fragen was der Wirtschaftsminister unserer frei gewählten Regierung, was Theodor Freiherr von und zu Guttenberg in Sachen Demokratie in Kronberg auf dem Marktplatz empfiehlt. In der FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG lesen wir dazu.
"Ein Zwischenrufer fragt nach Migrantenkindern mit deutschem Pass und gibt Guttenberg willkommene Gelegenheit, sich zur Akzeptanz unterschiedlicher Kulturen zu bekennen. Aber da haben seine Kronberger Anhänger schon ihrem Wunsch Luft gemacht, dass sie lieber unter sich bleiben wollen.
Er empfiehlt 'etwas mehr breite Brust, etwas mehr Kulturbewusstsein, etwas mehr Traditionsbewusstsein'. Welche Tradition ist gemeint? Die wahrscheinlich, deren Weitergabe angeblich die Erbschaftssteuer verhindert,"
vermutet Patrick Bahners in der FAZ. Ich möchte betonen, dass wir seit nun mehr fast 20 Jahren eine gemeinsame demokratische Tradition in Ost- und Westdeutschland besitzen. Wir sollten sie verteidigen, statt mit ihr zu brechen.