Von Gregor Sander
Die "Zeit" lässt Frank-Walter Steinmeier zu 50 Jahren Rolling Stones zu Wort kommen. Die Tour von Herbert Grönemeyer zu seinem 30. Bühnenjubiläum wird in der "FAZ" besprochen. Noch neu im Geschäft ist das Elektrotrio Brockdorff Klang Labor, die in der "FR" vorgestellt wird.
Was passiert einer Rockband wenn sie 50 Jahre alt wird? Sie wird vom SPD-Fraktionschef gewürdigt. Und so enträtselt Frank-Walter Steinmeier die Rolling Stones in der Wochenzeitung DIE ZEIT folgendermaßen:
"Ich glaube: Das Geheimnis liegt in der plausiblen Rollenverteilung. Mick Jagger steht an der Rampe und bedient alle Klischees des lebenshungrigen Frontmanns. Keith Richards ist der exzessive und anarchistische Kreative. Charlie Watts hält, spätestens seit dem Ausstieg von Bill Wyman, von hinten alles zusammen. Natürlich sind eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen lebenden Troikas rein zufälliger Art","
so Steinmeier. Bleibt uns die Frage, ob nun Sigmar Gabriel oder Peer Steinbrück der exessive, anarchistische Kreative ist?
Was macht ein deutscher Rockstar, wenn er über 50 Jahre alt ist und jedes Stadion der Republik bereits gefüllt hat? Er bringt eine Platte auf Englisch heraus.
""Wie Grönemeyers 'I walk' in amerikanischen Ohren klingt","
titelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und lässt den amerikanischen Journalisten Pat Blashill Herbert Grönemeyers englische CD besprechen.
""Nach dem ersten Eindruck erscheint 'I Walk' also erst mal viel zu brav und ernsthaft, um in einer Poplandschaft zu überleben, die mit Lady Gaga und dem Electric-Hop-Duo LMFAO zugekleistert ist. Grönemeyer funkelt und strahlt nicht, er liefert keine Gimmicks. Er will einem wirklich auf den Pelz rücken."
Grönemeyer hat auf "I walk" hauptsächlich ältere Stücke ins Englische übersetzt, was dem amerikanischen Rezensenten durchaus gefällt.
"Genauso wie Julia-Roberts-Filme werden einen Grönemeyer-Songs wie 'Mensch' und 'Der Weg' zu Tränen rühren, egal ob man will oder nicht."
Aber reicht das um in Amerika zu bestehen? Da gibt sich Pat Blashill in der SZ höflich zurückhaltend:
"Dieser Sprung über den Atlantik gelingt nur, wenn ein Künstler etwas mehr bringt als Sprache und Standardakkorde. So gesehen ist Grönemeyer vielleicht etwas zu subtil für ein amerikanisches Publikum."
In Deutschland tourt Grönemeyer gerade zum 30-jährigen Bühnenjubiläum durch kleinere Hallen. Eric Pfeil war für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG im Kölner E-Werk dabei:
"Selbst wenn man, anders als die textkundigen Fans, mit reichlich Skepsis angereist ist, verfällt man ihm bald. Der Grund liegt in der Ungebremstheit, mit der er sein Bühnenwirken versieht: Grönemeyer watschelt, bellt, blökt und blafft, er gibt die aktuellen Fußballergebnisse durch, wirft sein Handtuch über die Bühne, brüllt nach jedem Stück unhörbar 'Jawoll', röhrt bis zur Aderschwellung, gewinnt sämtliche Gestikulierwettbewerbe, tanzt wie der betrunkene Brautvater um kurz vor halb vier und schmeißt bei 'Kinder an die Macht' Gummibärchen in die Luft, die er natürlich mit dem Mund wieder auffängt."
Und was hören wir in 20 Jahren? Feiern wir da 70 Jahre Rolling Stones und 50 Jahre Herbert Grönemeyer? Nicht unbedingt, meint Steven Geier in der FRANKFURTER RUNDSCHAU und stellt fest:
"Melancholie ist die neue Wut: Das Elektrotrio Brockdorff Klang Labor ist die Hoffnung des deutschen Polit-Pop."
Aber mit der politischen Popmusik ist das gar nicht mehr so einfach:
"Dabei ist das Brockdorff Klang Labor von textzentrierten Liedermachern ebenso weit entfernt wie von der Wut des Punks. Aber die Zeiten, in denen diese Protestkulturen für Aufruhr sorgten sind eben vorbei, jedenfalls westlich von Moskau und nördlich von Ägypten."
Das Trio aus Leipzig hingegen zieht auf seinem neuen Album "Die Fälschung der Welt" seine Lehren aus der Geschichte: "Wir sind so frei – so frei, dass wir fallen", haucht Sängerin Nadja von Brockdorff im melancholischen Politsong des Albums: "1989" behandelt die Wende in der DDR und:
"Wären Westbands auf Zeilen gekommen wie 'Das ist kein Befehl: Du bist frei'?"
fragt Steven Geier in der FR. Aber, so fragen wir zurück, wird das reichen um in ein paar Jahrzehnten vom Fraktionschef einer Volkspartei gewürdigt zu werden?
"Ich glaube: Das Geheimnis liegt in der plausiblen Rollenverteilung. Mick Jagger steht an der Rampe und bedient alle Klischees des lebenshungrigen Frontmanns. Keith Richards ist der exzessive und anarchistische Kreative. Charlie Watts hält, spätestens seit dem Ausstieg von Bill Wyman, von hinten alles zusammen. Natürlich sind eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen lebenden Troikas rein zufälliger Art","
so Steinmeier. Bleibt uns die Frage, ob nun Sigmar Gabriel oder Peer Steinbrück der exessive, anarchistische Kreative ist?
Was macht ein deutscher Rockstar, wenn er über 50 Jahre alt ist und jedes Stadion der Republik bereits gefüllt hat? Er bringt eine Platte auf Englisch heraus.
""Wie Grönemeyers 'I walk' in amerikanischen Ohren klingt","
titelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und lässt den amerikanischen Journalisten Pat Blashill Herbert Grönemeyers englische CD besprechen.
""Nach dem ersten Eindruck erscheint 'I Walk' also erst mal viel zu brav und ernsthaft, um in einer Poplandschaft zu überleben, die mit Lady Gaga und dem Electric-Hop-Duo LMFAO zugekleistert ist. Grönemeyer funkelt und strahlt nicht, er liefert keine Gimmicks. Er will einem wirklich auf den Pelz rücken."
Grönemeyer hat auf "I walk" hauptsächlich ältere Stücke ins Englische übersetzt, was dem amerikanischen Rezensenten durchaus gefällt.
"Genauso wie Julia-Roberts-Filme werden einen Grönemeyer-Songs wie 'Mensch' und 'Der Weg' zu Tränen rühren, egal ob man will oder nicht."
Aber reicht das um in Amerika zu bestehen? Da gibt sich Pat Blashill in der SZ höflich zurückhaltend:
"Dieser Sprung über den Atlantik gelingt nur, wenn ein Künstler etwas mehr bringt als Sprache und Standardakkorde. So gesehen ist Grönemeyer vielleicht etwas zu subtil für ein amerikanisches Publikum."
In Deutschland tourt Grönemeyer gerade zum 30-jährigen Bühnenjubiläum durch kleinere Hallen. Eric Pfeil war für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG im Kölner E-Werk dabei:
"Selbst wenn man, anders als die textkundigen Fans, mit reichlich Skepsis angereist ist, verfällt man ihm bald. Der Grund liegt in der Ungebremstheit, mit der er sein Bühnenwirken versieht: Grönemeyer watschelt, bellt, blökt und blafft, er gibt die aktuellen Fußballergebnisse durch, wirft sein Handtuch über die Bühne, brüllt nach jedem Stück unhörbar 'Jawoll', röhrt bis zur Aderschwellung, gewinnt sämtliche Gestikulierwettbewerbe, tanzt wie der betrunkene Brautvater um kurz vor halb vier und schmeißt bei 'Kinder an die Macht' Gummibärchen in die Luft, die er natürlich mit dem Mund wieder auffängt."
Und was hören wir in 20 Jahren? Feiern wir da 70 Jahre Rolling Stones und 50 Jahre Herbert Grönemeyer? Nicht unbedingt, meint Steven Geier in der FRANKFURTER RUNDSCHAU und stellt fest:
"Melancholie ist die neue Wut: Das Elektrotrio Brockdorff Klang Labor ist die Hoffnung des deutschen Polit-Pop."
Aber mit der politischen Popmusik ist das gar nicht mehr so einfach:
"Dabei ist das Brockdorff Klang Labor von textzentrierten Liedermachern ebenso weit entfernt wie von der Wut des Punks. Aber die Zeiten, in denen diese Protestkulturen für Aufruhr sorgten sind eben vorbei, jedenfalls westlich von Moskau und nördlich von Ägypten."
Das Trio aus Leipzig hingegen zieht auf seinem neuen Album "Die Fälschung der Welt" seine Lehren aus der Geschichte: "Wir sind so frei – so frei, dass wir fallen", haucht Sängerin Nadja von Brockdorff im melancholischen Politsong des Albums: "1989" behandelt die Wende in der DDR und:
"Wären Westbands auf Zeilen gekommen wie 'Das ist kein Befehl: Du bist frei'?"
fragt Steven Geier in der FR. Aber, so fragen wir zurück, wird das reichen um in ein paar Jahrzehnten vom Fraktionschef einer Volkspartei gewürdigt zu werden?