Von Gregor Sander

Am 50. Todestag von Hermann Hesse kommt keiner vorbei. Auch wenn dem Nobelpreisträger mit einer Gesamtauflage von 120 Mio. Exemplaren der Geruch des Heimatkünstlers anhaftet, wird er in den Feuilletons heute eingehend gewürdigt. Genau wie die beiden Fernsehgrößen Markus Lanz und Thomas Gottschalk.
"Ich bin theoretisch ein Heiliger, der alle Menschen liebt, und praktisch ein Egoist, der nie gestört sein mag." Das schrieb Hermann Hesse über sich und Judith von Sternburg zitiert es in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zum fünfzigsten Todestag des Autors. In allen Feuilletons wird Hesses gedacht. Doch das fällt gar nicht leicht. "Hermann Hesse ist vielen Lesern im besten Fall gleichgültig, wenn nicht ein Gegenstand hartnäckiger Verachtung – bis hin zu intellektuellen Mordgelüsten", schreibt Gregor Dotzauer im Berliner TAGESSPIEGEL.

Diese ambivalente Wahrnehmung betont auch Alexandra Stäheli in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG: "Während er für die einen ein von Politik und Weltgeschehen abgekapselter Dichter der Innerlichkeit bleibt, der den romantischen Idealen nicht entwachsen kann und dessen Prosa, wie etwa bereits Erich Mühsam 1910 in einem Tagebucheintrag leicht schaudernd festhielt, das "Erdparfüm der Heimatkünstler" anhaftet, ist er den anderen als Hippiepoet (nicht nur) in bester Erinnerung: als Stimme der Rebellion gegen alles Autoritäre, konventionell Einengende – und als Guru einer ganzheitlichen Weltanschauung."

Matthias Waha wird in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG noch deutlicher: "Hermann Hesse ist eine Zumutung", meint Waha. "Diese sentimentalen, esoterischen, hoffnungslos kitschigen Geschichten über die verschlungenen Pfade zum eigenen Ich. In Hinterindien am Fluss sitzen und Fähre fahren, wie Siddhartha, keiner will das für länger."

Doch nur meckern zum 50. Todestag, dass ist den Feuilletons dann auch zu pietätlos, und so finden alle noch etwas Gutes. Jens Bisky empfiehlt in der SZ Romane wie "Siddartha" oder "Demian" in der Hörbuchfassung denn: "Hermann Hesse profitiert ungemein von der Dramatisierung: Er wirkt frischer, konkreter, die weltanschaulichen Konstrukte überzeugen als Figurenrede, gewinnen Plausibilität, wenn so große Sprecher wie Dieter Mann, Burghart Klaußner oder Ulrich Matthes ihnen ihre Stimme leihen."

Der "Diktatur der Einfachheit" widmet sich Hanno Rauterberg in der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Wie das Apple-Design unser Dasein verändert", will er erklären und nennt das eine "Ideologiekritik". Das merkwürdige daran ist, dass alles was Rauterberg gegen Apple verwenden will, eher bewundernd klingt. Beispielsweise wenn er die zukünftige Konzernzentrale beschreibt, die Norman Foster entworfen hat. "Friedlich liegt das Bauwerk, so zeigen es die Entwürfe, eingebettet in die kalifornische Landschaft, als wäre es ein selbstverständlicher Teil der Natur." Dabei beginnt Rauterberg noch mit den wütenden Worten: "Sollen sich die Kritiker doch den Mund fusselig reden. Sollen sie über chinesische Fabrikarbeiter klagen, die Apple angeblich ausbeutet. Sollen sie über miserable Antennen oder mangelnde Cloud-Sicherheit fluchen. Sollen sie vor Apple, dem Datenherrscher, warnen, der all unsere Taten und Schritte säuberlich und ohne unser Wissen protokolliert. Ganz egal, die Kritik will nicht verfangen." Am Ende seiner Kritik wirkt Rauterberg fast hilflos und bekennt: "So perfekt in der Form, so allbefähigt erscheinen diese Geräte, dass sich der Mensch neben ihnen zwangsläufig unvollkommen fühlen muss. Allein wie schlank sie sind! Und sie werden immer schlanker! Wer will da bitte mithalten?"

Ob Markus Lanz mit Thomas Gottschalk mithalten kann wird sich am 6. Oktober zeigen, wenn Lanz erstmalig "Wetten dass…" moderiert. In der HÖRZU hat Lanz sich verwundert gezeigt, dass Gottschalk zu RTL in die Supertalentjury gewechselt ist. "Bis dahin hatte ich das Gefühl, dass es für ihn bestimmte Leitplanken gab, zwischen denen er sich bewegte", zitiert der TAGESSPIEGEL Lanz. Verteidigt wird Gottschalk von der TAZ:

"Noch mal unsympathischer wirkt Lanz' Verhalten, weil man inzwischen geneigt ist, Mitleid mit Gottschalk zu haben, der, sicherlich nicht ohne eigenes Verschulden, in einer schweren Krise steckt. From hero to zero in nicht mal einem Jahr - wetten, dass das Spuren hinterlässt?"