Von Gregor Sander
Die "Zeit" veröffentlicht einen Aufruf prominenter Künstler für den Schutz ihres Urheberrechtes, die "Süddeutsche Zeitung" hat einen Abgesang auf die zeitgenössische Literatur verfasst und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" verreißt das neue Album der Toten Hosen.
"Wir sind die Urheber!"
So steht es groß auf der ersten Seite des ZEIT-Feuilletons. Dabei handelt es sich um einen Aufruf prominenter Künstler wie Sven Regener, Julia Frank, Daniel Kehlmann und Sibylle Lewitscharoff.
"Das Urheberrecht ermöglicht, dass wir Künstler und Autoren von unserer Arbeit leben können, und schützt uns alle, auch vor global agierenden Internetkonzernen, deren Geschäftsmodell die Entrechtung von Künstlern und Autoren in Kauf nimmt. Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Internets in unserem Leben können keinen Diebstahl rechtfertigen und sind keine Entschuldigung für Gier oder Geiz,"
meinen die Künstler und Adam Soboszinsky von der ZEIT fügt erklärend hinzu:
"Der Protest der Künstler greift vor allem ein Hauptargument zahlreicher Piraten auf: Urheber seien nicht mehr auf sogenannte Verwerter, also Labels oder Verlage, angewiesen. Das Netz schaffe eine direkte Verbindung zwischen den Kunstschaffenden und ihrem Publikum, wozu noch all die parasitären Zwischenorganisationen und -händler, die es doch nur darauf abgesehen hätten, den Urheber zu schröpfen? Dem kann im Sinne dieses Aufrufs entgegengehalten werden, dass Künstler nicht etwa gezwungen werden, ihre Verwertungsrechte abzutreten, sondern dies aufgrund von kaufmännischen Interessen freiwillig tun. "
Die meisten der einhundert Erstunterzeichner dieses Aufrufes sind Schriftsteller. Doch um die Literatur steht es, glaubt man der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, nicht gut:
"Man sollte sich nichts vormachen: Die große Literatur gehört nicht mehr zur Gegenwart",
schreibt Hannelore Schlaffer und fährt fort:
"In der bewegungs- und reiselustigen Gesellschaft von heute bleibt wenig Muße zum Umgang mit diesem altmodischen und zeitraubenden Objekt."
Gemeint ist das Buch.
"Zudem schleusen Eltern ihre Kinder, in der Angst, eine geniale Anlage unentdeckt zu lassen, durch ein Erziehungsprogramm, das sie mit allen Sparten von Sport und Kunst in Berührung bringt, dies überförderte Wesen aber am wenigsten ans Lesen erinnert."
Und mit einer schonungslosen Rückwärtsgewandtheit klagt die ehemalige Literaturprofessorin Schlaffer in der SZ weiter:
"Romane und Erzählungen prägten sich früher dem Gedächtnis ein, denn immer gab es dort markante Figuren, die im Gespräch wie Zitate aufgerufen werden konnten, Don Quijote, Mignon, Anna Karenina und, vielleicht als letzte Figur, Günter Grass’ Oskar. Heute beschäftigen Neuerscheinungen die Aufmerksamkeit des Literaturbetriebs; der einzige Gesprächsbeitrag dazu bleibt die schnell publizierte Rezension, wobei das nächste erfolgreiche Buch die Erinnerung ans vorausgehende schon wieder auslöscht."
Früher war also alles besser? So leicht ist es nun auch wieder nicht. Jan Wiele bespricht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG das neue Album der Toten Hosen und lässt keinen Zweifel daran, dass er die nun 30-jährige Punkrockband noch nie gut fand.
"Schade, dass auch auf dem nunmehr fünfzehnten Studioalbum die Nervtöter überwiegen: Betroffenheitslyrik über Bootsflüchtlinge im Mittelmeer ("Europa"), sogenannte persönliche Stücke über Campinos Vater ("Draußen vor der Tür") und Sohn ("Das ist der Moment") und der beständige Versuch, die Berufsjugendlichkeit, die man heute fast zwangsläufig mit den Toten Hosen verbindet, noch weiter zu konservieren."
Immerhin haben die Altrocker aus Düsseldorf ein Gedicht von Hermann Hesse vertont. Und damit könnten sie doch alle glücklich machen. Autoren und Piraten, denn das Gedicht dürfte inzwischen rechtefrei sein. Literaturprofessorinnen und FAZ-Kritiker, denn Hesse ist zweifelsfrei in jedem Literaturkanon enthalten. Wie lautet das Urteil von Jan Wiele in der FAZ?
"Nach dem ganzen Rilke-Projekt-Entstellungskitsch diverser deutscher Musiker in den vergangenen Jahren nun auch noch eine Vertonung von Hermann Hesses Gedicht "Im Nebel" als Tote-Hosen-Version: Das musste wirklich nicht sein."
So steht es groß auf der ersten Seite des ZEIT-Feuilletons. Dabei handelt es sich um einen Aufruf prominenter Künstler wie Sven Regener, Julia Frank, Daniel Kehlmann und Sibylle Lewitscharoff.
"Das Urheberrecht ermöglicht, dass wir Künstler und Autoren von unserer Arbeit leben können, und schützt uns alle, auch vor global agierenden Internetkonzernen, deren Geschäftsmodell die Entrechtung von Künstlern und Autoren in Kauf nimmt. Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Internets in unserem Leben können keinen Diebstahl rechtfertigen und sind keine Entschuldigung für Gier oder Geiz,"
meinen die Künstler und Adam Soboszinsky von der ZEIT fügt erklärend hinzu:
"Der Protest der Künstler greift vor allem ein Hauptargument zahlreicher Piraten auf: Urheber seien nicht mehr auf sogenannte Verwerter, also Labels oder Verlage, angewiesen. Das Netz schaffe eine direkte Verbindung zwischen den Kunstschaffenden und ihrem Publikum, wozu noch all die parasitären Zwischenorganisationen und -händler, die es doch nur darauf abgesehen hätten, den Urheber zu schröpfen? Dem kann im Sinne dieses Aufrufs entgegengehalten werden, dass Künstler nicht etwa gezwungen werden, ihre Verwertungsrechte abzutreten, sondern dies aufgrund von kaufmännischen Interessen freiwillig tun. "
Die meisten der einhundert Erstunterzeichner dieses Aufrufes sind Schriftsteller. Doch um die Literatur steht es, glaubt man der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, nicht gut:
"Man sollte sich nichts vormachen: Die große Literatur gehört nicht mehr zur Gegenwart",
schreibt Hannelore Schlaffer und fährt fort:
"In der bewegungs- und reiselustigen Gesellschaft von heute bleibt wenig Muße zum Umgang mit diesem altmodischen und zeitraubenden Objekt."
Gemeint ist das Buch.
"Zudem schleusen Eltern ihre Kinder, in der Angst, eine geniale Anlage unentdeckt zu lassen, durch ein Erziehungsprogramm, das sie mit allen Sparten von Sport und Kunst in Berührung bringt, dies überförderte Wesen aber am wenigsten ans Lesen erinnert."
Und mit einer schonungslosen Rückwärtsgewandtheit klagt die ehemalige Literaturprofessorin Schlaffer in der SZ weiter:
"Romane und Erzählungen prägten sich früher dem Gedächtnis ein, denn immer gab es dort markante Figuren, die im Gespräch wie Zitate aufgerufen werden konnten, Don Quijote, Mignon, Anna Karenina und, vielleicht als letzte Figur, Günter Grass’ Oskar. Heute beschäftigen Neuerscheinungen die Aufmerksamkeit des Literaturbetriebs; der einzige Gesprächsbeitrag dazu bleibt die schnell publizierte Rezension, wobei das nächste erfolgreiche Buch die Erinnerung ans vorausgehende schon wieder auslöscht."
Früher war also alles besser? So leicht ist es nun auch wieder nicht. Jan Wiele bespricht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG das neue Album der Toten Hosen und lässt keinen Zweifel daran, dass er die nun 30-jährige Punkrockband noch nie gut fand.
"Schade, dass auch auf dem nunmehr fünfzehnten Studioalbum die Nervtöter überwiegen: Betroffenheitslyrik über Bootsflüchtlinge im Mittelmeer ("Europa"), sogenannte persönliche Stücke über Campinos Vater ("Draußen vor der Tür") und Sohn ("Das ist der Moment") und der beständige Versuch, die Berufsjugendlichkeit, die man heute fast zwangsläufig mit den Toten Hosen verbindet, noch weiter zu konservieren."
Immerhin haben die Altrocker aus Düsseldorf ein Gedicht von Hermann Hesse vertont. Und damit könnten sie doch alle glücklich machen. Autoren und Piraten, denn das Gedicht dürfte inzwischen rechtefrei sein. Literaturprofessorinnen und FAZ-Kritiker, denn Hesse ist zweifelsfrei in jedem Literaturkanon enthalten. Wie lautet das Urteil von Jan Wiele in der FAZ?
"Nach dem ganzen Rilke-Projekt-Entstellungskitsch diverser deutscher Musiker in den vergangenen Jahren nun auch noch eine Vertonung von Hermann Hesses Gedicht "Im Nebel" als Tote-Hosen-Version: Das musste wirklich nicht sein."