Von Gregor Sander
Sarah Kirsch, die unverwechselbare und eigenwillige Dichterin, bekommt ausführliche Nachrufe. Ebenso die bald schließende Bahnhofskneipe von Altenbeken in Ostwestfalen. Liebevoll gewürdigt wird auch der unverwüstliche Neil Young und sein helles "uuuuuh".
Eine "der bedeutendsten Dichterinnen der Gegenwart", nennt Richard Kämmerlings die verstorbene Sarah Kirsch in der WELT und beschreibt ihre Lyrik so: "Die Mehrdeutigkeit, zwangläufig eingeübt unter den Bedingungen der Zensur, blieben Markenzeichen dieser Gedichte, ein unverwechselbarer Sound, in dem Naturzyklen, Seelen- und Weltzustand eine untrennbare Verbindung eingehen." Geboren wurde Sarah Kirsch 1935 im Harz als Ingrid Bernstein. Einem Biologiestudium folgte die Ausbildung am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig. Die Zäsur im Leben der Lyrikerin beschreibt Roman Bucheli in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG: "Sarah Kirsch zählte 1976 zu den zwölf Erstunterzeichnern des Protestes gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns – und wurde umgehend aus der SED und dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen. Im Jahr darauf folgten ihre Übersiedlung nach Westberlin und die Ausbürgerung. Seit den frühen achtziger Jahren lebte sie in einem kleinen Bauerndorf in Schleswig-Holstein, nicht weit vom Meer, mit Katzen, Schafen und Hunden, und setzte hier ihr eigenwilliges poetisches Werk fort."
Wulf Segebrecht betont in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, wie schwer es fällt, die Büchnerpreisträgerin einzuordnen: "Wer Sarah Kirsch als Naturlyrikerin bezeichnet, kann zwar darauf hinweisen, dass die Tier- und Pflanzenwelt, die geologischen Gegebenheiten und die Wetterverhältnisse in ihren Versen einen breiten Raum einnehmen, muss aber zugleich zugeben, dass sie stets lässig kombiniert oder kontrastiert werden mit oder von Alltags- und Zauberformeln, Befindlichkeitsbekundungen und Mehrdeutigkeiten, die eine politische oder erotische Lesart mindestens nicht ausschließen."
Eine besondere Poesie entwickeln auch Neil Young und seine legendäre Band Crazy Horse. Seit Jahren hat man sie nicht mehr gemeinsam auf der Bühne gesehen. In ein paar Tagen kommen sie nun für ein paar Konzerte nach Deutschland und in der Wochenzeitung DIE ZEIT freut sich darüber der Schriftsteller Navid Kermani. "Bei Neil Young und Crazy Horse kommt es ja nie so sehr auf das Stück an; vor allem live ist der komponierte Teil oft nur eine Koppel, um in die Improvisation auszureiten, die niemals auf einen Höhepunkt zusteuert wie bei anderen Rockbands, sondern mehr flächig sich anhört, Verächter würden sagen: monoton, vergleichsweise sehr wenige Akkorde in immer neuen Varianten wiederholt." Kermanis literarisches Debut hieß "Buch der von Neil Young Getöteten" und so verwundert seine Begeisterung über Songs wie "Walk like a Giant" nicht. "Plötzlich, ja im Wortsinn wie aus heiterem Himmel singen Neil Young und Crazy Horse so hell sie können im Chor »uuuuuh«." Wie bitte? "Ja, so laut sie können "uuuuuh", ganz hell, als ob sie von den Toten auferstünden, allerdings nicht wie im Oratorium mit Streichern und Harfe, sondern wie kleine Jungs, die beim Rennen ihre Arme ausbreiten, um zu fliegen."
Wer die Musik von Neil Young mag, der mag vielleicht auch die herbe Melancholie eines Bahnhofrestaurants. Sie sind nur noch selten zu finden und vielleicht ist das der Grund für den folgenden Nachruf in der TAZ: "Die Bahnhofsgaststätte von Altenbeken schließt Ende Mai." Altenbeken bei Paderborn in Ostwestfalen. Wie mag da wohl die Bahnhofskneipe aussehen? Ulrike Winkelmann klärt in der TAZ auf: "Zum Altenbekener Bahnhof fährt man früh genug, um in der Bahnhofsgaststätte zu erleben, wie wunderbar gut erhalten das Mobiliar - teils aus Vorkriegszeiten - ist, wie genau die Uhr an der Wand noch funktioniert, wie tadellos der Faltenwurf der ausgeblichenen Tischdecken ist, auf die der Wirt das kleine Silbertablett mit Papierspitze und Kännchen Kaffee stellt."
Tja, man könnte in tiefe Trauer verfallen - oder Sarah Kirsch zitieren: "So ist mir tröstlich trostlos zumute auf diesem verblichenen Planeten ich könnte glatt einen gefüllten Trommelsalutschußrevolver vergeuden an mir."
Wulf Segebrecht betont in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, wie schwer es fällt, die Büchnerpreisträgerin einzuordnen: "Wer Sarah Kirsch als Naturlyrikerin bezeichnet, kann zwar darauf hinweisen, dass die Tier- und Pflanzenwelt, die geologischen Gegebenheiten und die Wetterverhältnisse in ihren Versen einen breiten Raum einnehmen, muss aber zugleich zugeben, dass sie stets lässig kombiniert oder kontrastiert werden mit oder von Alltags- und Zauberformeln, Befindlichkeitsbekundungen und Mehrdeutigkeiten, die eine politische oder erotische Lesart mindestens nicht ausschließen."
Eine besondere Poesie entwickeln auch Neil Young und seine legendäre Band Crazy Horse. Seit Jahren hat man sie nicht mehr gemeinsam auf der Bühne gesehen. In ein paar Tagen kommen sie nun für ein paar Konzerte nach Deutschland und in der Wochenzeitung DIE ZEIT freut sich darüber der Schriftsteller Navid Kermani. "Bei Neil Young und Crazy Horse kommt es ja nie so sehr auf das Stück an; vor allem live ist der komponierte Teil oft nur eine Koppel, um in die Improvisation auszureiten, die niemals auf einen Höhepunkt zusteuert wie bei anderen Rockbands, sondern mehr flächig sich anhört, Verächter würden sagen: monoton, vergleichsweise sehr wenige Akkorde in immer neuen Varianten wiederholt." Kermanis literarisches Debut hieß "Buch der von Neil Young Getöteten" und so verwundert seine Begeisterung über Songs wie "Walk like a Giant" nicht. "Plötzlich, ja im Wortsinn wie aus heiterem Himmel singen Neil Young und Crazy Horse so hell sie können im Chor »uuuuuh«." Wie bitte? "Ja, so laut sie können "uuuuuh", ganz hell, als ob sie von den Toten auferstünden, allerdings nicht wie im Oratorium mit Streichern und Harfe, sondern wie kleine Jungs, die beim Rennen ihre Arme ausbreiten, um zu fliegen."
Wer die Musik von Neil Young mag, der mag vielleicht auch die herbe Melancholie eines Bahnhofrestaurants. Sie sind nur noch selten zu finden und vielleicht ist das der Grund für den folgenden Nachruf in der TAZ: "Die Bahnhofsgaststätte von Altenbeken schließt Ende Mai." Altenbeken bei Paderborn in Ostwestfalen. Wie mag da wohl die Bahnhofskneipe aussehen? Ulrike Winkelmann klärt in der TAZ auf: "Zum Altenbekener Bahnhof fährt man früh genug, um in der Bahnhofsgaststätte zu erleben, wie wunderbar gut erhalten das Mobiliar - teils aus Vorkriegszeiten - ist, wie genau die Uhr an der Wand noch funktioniert, wie tadellos der Faltenwurf der ausgeblichenen Tischdecken ist, auf die der Wirt das kleine Silbertablett mit Papierspitze und Kännchen Kaffee stellt."
Tja, man könnte in tiefe Trauer verfallen - oder Sarah Kirsch zitieren: "So ist mir tröstlich trostlos zumute auf diesem verblichenen Planeten ich könnte glatt einen gefüllten Trommelsalutschußrevolver vergeuden an mir."