Von Gregor Sander
Die „Zeit“ lobt Andres Veiels Dokumentartheater „Das Himbeerreich“. Quentin Tarantino gibt in der „Frankfurter Rundschau“ sein Verhältnis zur Filmkritik bekannt. Und im „Tagesspiegel“ wird das Album „Bärenmann“ der Dresdener Band Bergen angepriesen.
„Das Himbeerreich ist kein großes Stück, aber ein nahrhaftes.“
So urteilt Peter Kümmel in der Wochenzeitung DIE ZEIT über Andres Veiels Theaterstück, dass gerade in Stuttgart und Berlin aufgeführt wird. Veiel, der für Dokumentarfilme wie „Black Box BRD“ oder „Die Spielwütigen“ viel Lob erhielt, befragte für sein Theaterstück eine besondere Klientel.
„25 Banker, großteils solche, die einen Absturz aus den obersten Etagen ihres Institutes hinter sich haben und nun in dessen Kellergeschossen ein Untotenleben bei luxuriösen Bedingungen führen, mit Schweigehonorar und Chauffeur, 25 solcher Kaltgestellten hat Veiel befragt. Aus seiner 1400-seitigen Interviewsammlung hat er einen Text destilliert, den er auf sechs Figuren abfüllt.“
„Himbeerreich“, so nannte die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin die deutsche Konsumwelt. Vom gleichnamigen Theaterstück Andres Veiels hält Peter Kümmel viel:
„Der Text ist trotz allem grandioser, mit Eigensinn, Niedertracht und Selbstgerechtigkeit glühend verstrahlter Theaterstoff. Problematisch ist eher Veiels Verfahren, ihn zu bearbeiten: Er bringt ihn nicht auf jene Dichte, die imstande wäre, die tollen Spieler Susanne-Marie Wrage, Ulrich Matthes, Joachim Bißmeier, Manfred Andrae, Sebastian Kowski und Jürgen Huth in den Nahkampf zu zwingen.“
Michael Laages sieht das in der Tageszeitung DIE WELT ähnlich:
„Manchmal hören sich Veiels Bankmanager an, als hätten auch sie bloß den Wirtschaftsteil besserer Zeitungen gelesen. Selbst das Personal selbst bleibt sonderbar blutleer, da mag Matthes noch so vehement an die abgezockten Zahlmeister, also an uns, appellieren – es bleibt ein Manko dieses Veiel-Projekts, dass die Geld-Maschinisten ungeoutet bleiben.“
In allen Feuilletons wird über Quentin Tarantinos „Django Unchained“ geschrieben. Seine Geschichte der Sklaverei erzählt als Spaghetti-Western polarisiert. Diese Kritik erreicht den Regisseur sehr wohl, wie er in einem Interview der FRANKFURTER RUNDSCHAU verraten hat:
„Filmkritik ist etwas, das ich sehr schätze. Ich liebe es, Kritiken zu lesen. Wenn ich der gleichen Meinung bin, freue ich mich. Und wenn nicht, dann geht mir das am Arsch vorbei. Manchmal bedeutet das ja sogar interessante Denkanstöße, wenn sich jemand wirklich mit den cineastischen Aspekten meines Werks auseinandersetzt. Aber persönliche Angriffe und Gesellschaftskritik ignoriere ich einfach. Kein einziger Vorwurf auf inhaltlicher Ebene hat mich je dazu bewegt, auch nur das Geringste an meiner Arbeit als Filmemacher zu verändern.“
Im Berliner TAGESSPIEGEL hat Christian Schröder eine Entdeckung gemacht:
„Das Album ‚Bärenmann‘ der Dresdner Band Bergen, das am Freitag erscheint, gehört zu den erstaunlichsten deutschsprachigen Platten diesen Frühjahrs. Es enthält acht meisterlich durcharrangierte Blasmusikfolkpopsongs, die zwischen Wirklichkeit und Traum die Schwebe halten und von sonderbaren Außenseitern erzählen."“
Thomas Winkler wundert sich in der TAZ allerdings über die Themen der Band Bergen:
„Erstens: Älterwerden. Zweitens: Langzeitbeziehungen. Drittens: Sprechstundengespräche. Nicht gerade die Top Drei der most sexy Popsong-Gegenstände.“
Aber Winkler kann das erklären:
„Es sind allerdings Themen, mit denen sich jene Menschen notgedrungen beschäftigen, die ein gewisses Alter erreicht haben. Ein Alter, in dem man einerseits notgedrungen Oberschenkelhalsbruch buchstabieren lernt, sich andererseits aber immer noch jung genug fühlt, um das Dasein von Popmusik strukturieren zu lassen."“
Der Sänger von Bergen, Mario Cetti, drückt das im TAGESPIEGEL so aus:
„Ich mag Texte über Gestalten, bei denen man sich nicht sicher ist, ob man sie bemitleiden oder bewundern soll. Bei denen man nicht weiß, ob sie verrückt sind oder eigentlich alles genau richtig machen.“
Das hätte Tarantino nicht schöner sagen können.
So urteilt Peter Kümmel in der Wochenzeitung DIE ZEIT über Andres Veiels Theaterstück, dass gerade in Stuttgart und Berlin aufgeführt wird. Veiel, der für Dokumentarfilme wie „Black Box BRD“ oder „Die Spielwütigen“ viel Lob erhielt, befragte für sein Theaterstück eine besondere Klientel.
„25 Banker, großteils solche, die einen Absturz aus den obersten Etagen ihres Institutes hinter sich haben und nun in dessen Kellergeschossen ein Untotenleben bei luxuriösen Bedingungen führen, mit Schweigehonorar und Chauffeur, 25 solcher Kaltgestellten hat Veiel befragt. Aus seiner 1400-seitigen Interviewsammlung hat er einen Text destilliert, den er auf sechs Figuren abfüllt.“
„Himbeerreich“, so nannte die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin die deutsche Konsumwelt. Vom gleichnamigen Theaterstück Andres Veiels hält Peter Kümmel viel:
„Der Text ist trotz allem grandioser, mit Eigensinn, Niedertracht und Selbstgerechtigkeit glühend verstrahlter Theaterstoff. Problematisch ist eher Veiels Verfahren, ihn zu bearbeiten: Er bringt ihn nicht auf jene Dichte, die imstande wäre, die tollen Spieler Susanne-Marie Wrage, Ulrich Matthes, Joachim Bißmeier, Manfred Andrae, Sebastian Kowski und Jürgen Huth in den Nahkampf zu zwingen.“
Michael Laages sieht das in der Tageszeitung DIE WELT ähnlich:
„Manchmal hören sich Veiels Bankmanager an, als hätten auch sie bloß den Wirtschaftsteil besserer Zeitungen gelesen. Selbst das Personal selbst bleibt sonderbar blutleer, da mag Matthes noch so vehement an die abgezockten Zahlmeister, also an uns, appellieren – es bleibt ein Manko dieses Veiel-Projekts, dass die Geld-Maschinisten ungeoutet bleiben.“
In allen Feuilletons wird über Quentin Tarantinos „Django Unchained“ geschrieben. Seine Geschichte der Sklaverei erzählt als Spaghetti-Western polarisiert. Diese Kritik erreicht den Regisseur sehr wohl, wie er in einem Interview der FRANKFURTER RUNDSCHAU verraten hat:
„Filmkritik ist etwas, das ich sehr schätze. Ich liebe es, Kritiken zu lesen. Wenn ich der gleichen Meinung bin, freue ich mich. Und wenn nicht, dann geht mir das am Arsch vorbei. Manchmal bedeutet das ja sogar interessante Denkanstöße, wenn sich jemand wirklich mit den cineastischen Aspekten meines Werks auseinandersetzt. Aber persönliche Angriffe und Gesellschaftskritik ignoriere ich einfach. Kein einziger Vorwurf auf inhaltlicher Ebene hat mich je dazu bewegt, auch nur das Geringste an meiner Arbeit als Filmemacher zu verändern.“
Im Berliner TAGESSPIEGEL hat Christian Schröder eine Entdeckung gemacht:
„Das Album ‚Bärenmann‘ der Dresdner Band Bergen, das am Freitag erscheint, gehört zu den erstaunlichsten deutschsprachigen Platten diesen Frühjahrs. Es enthält acht meisterlich durcharrangierte Blasmusikfolkpopsongs, die zwischen Wirklichkeit und Traum die Schwebe halten und von sonderbaren Außenseitern erzählen."“
Thomas Winkler wundert sich in der TAZ allerdings über die Themen der Band Bergen:
„Erstens: Älterwerden. Zweitens: Langzeitbeziehungen. Drittens: Sprechstundengespräche. Nicht gerade die Top Drei der most sexy Popsong-Gegenstände.“
Aber Winkler kann das erklären:
„Es sind allerdings Themen, mit denen sich jene Menschen notgedrungen beschäftigen, die ein gewisses Alter erreicht haben. Ein Alter, in dem man einerseits notgedrungen Oberschenkelhalsbruch buchstabieren lernt, sich andererseits aber immer noch jung genug fühlt, um das Dasein von Popmusik strukturieren zu lassen."“
Der Sänger von Bergen, Mario Cetti, drückt das im TAGESPIEGEL so aus:
„Ich mag Texte über Gestalten, bei denen man sich nicht sicher ist, ob man sie bemitleiden oder bewundern soll. Bei denen man nicht weiß, ob sie verrückt sind oder eigentlich alles genau richtig machen.“
Das hätte Tarantino nicht schöner sagen können.