Von Gesa Ufer
Die Feuilletons machen darauf aufmerksam, dass an Lesungen inzwischen offenbar die gleichen Maßstäbe angelegt werden wie an Popkonzerte. Nicht die Qualität der Texte, sondern das Auftreten der Autoren dränge in den Vordergrund, bilanziert die "TAZ" anlässlich der diesjährigen Lit.Cologne. Und der Autor der "Frankfurter Rundschau" bemerkt zum Lyrik-Wettbewerb in Darmstadt: "All jene hingegen, die noch die Hosen anhaben, gehen leer aus."
Deutschland sucht nicht nur den Superstar, sondern nun auch noch den Superdichter. Zu diesem Eindruck jedenfalls kommt TAZ-Autor Christian Werthschulte anlässlich der diesjährigen Lit.Cologne.
Sein Fazit nach dem Literaturfestival: An Lesungen werden inzwischen die gleichen Maßstäbe angelegt wie an Popkonzerte. Nicht die Qualität der Texte, sondern das Auftreten der Autoren stünde im Vordergrund, die Choreografie der Abende werde immer perfekter, die Auswahl der Gesprächspartner immer durchdachter.
Das allerdings hindert den Autor selbst nicht daran, lobend über graue Anzüge, Seitenscheitel und eine "angenehme Zurückhaltung" bei manch einem der Literaten zu berichten.
Peer Trilcke schildert in der FRANKFURTER RUNDSCHAU seine Eindrücke vom Leonce & Lena-Lyrikwettbewerb in Darmstadt so:
"Preiswürdig ist die junge deutsche Lyrik derzeit dann, wenn sie Rock und Stiefel trägt. Keinen Mini, mehr knielang. Nichts mit Lack, eher von dezenter Eleganz. All jene hingegen, die noch die Hosen anhaben, gehen leer aus."
Besonders gut gefallen hat dem Autor die diesjährige Leonce & Lena-Preisträgerin Ulrike Almut Sandig. Zum Glück nicht wegen ihres Rocks und der Stiefel! Es sei ihre bestürzende und doppelbödige Verzauberungskunst, schreibt Peer Trilcke.
"In ihren besten Momenten beherrscht die gebürtige Sächsin das, was sonst nur großen Popsongs gelingt: das völlig Einstehen des Bildes für sich selbst, dieses Glück der Oberfläche, des einen, des großen Augenblicks."
Streng genommen sind es auch nur Äußerlichkeiten, um die sich gerade in Großbritannien heftige Diskussionen spinnen. Dort nämlich wird seit Jahren gestritten, wie der 1616 verstorbene Dichter Shakespeare ausgesehen habe. Nun ist ein neues Portrait aufgetaucht, dem Kunsthistoriker und Shakespeare-Forscher mit Skepsis begegnen.
Gina Thomas beschreibt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG die skurrile Debatte um zu niedrige Haaransätze oder zu jugendliches Aussehen. Als eins der zuverlässigsten Konterfeis gilt übrigens noch immer die verblichene Grabbüste des Dichters, die - wenig schmeichelhaft - eher an einen "selbstzufriedenen Schweineschlachter" erinnere. Gina Thomas schreibt:
"Ein eindeutiges Ergebnis ist nicht zu erwarten (...). Die Sehnsucht, dem Rätsel seines Genies durch die Entdeckung einer authentischen, den Vorstellungen zudem gerecht werdenden Darstellung auf die Spur zu kommen, wird auch in Zukunft noch manchen Kandidaten zutage fördern."
In Berlin soll am kommenden Freitag ein wichtiges Papier überreicht werden. Wie der TAGESSPIEGEL berichtet, wird Bundesbauminister Tiefensee ein "Manifest der Architekten, Ingenieure und Stadtplaner für eine zukunftsfähige Architektur und Ingenieurbaukunst" ausgehändigt werden. Eine "ökologische Wende" beim Bauen wird in dem Papier angemahnt, ein "geschärftes Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung".
TAGESSPIEGEL-Autor Bernhard Schulz wirft dem Manifest zwar vor, recht diffus und unkonkret Dinge zu fordern, "denen sich kein vernünftiger Mensch widersetzen wollte". Manches vermisst der Autor auch wenn er schreibt:
"So hütet sich das Manifest wohlweislich vor der Selbstverpflichtung der Architekten und Ingenieure, keine Eigenheime im vielbeschworenen 'ländlichen Raum' mehr zu bauen, um Zersiedelung, Flächenverbrauch und Verkehr einzudämmen."
Statt auf Manifeste schwört Michelle Obama dieser Tage mehr auf die symbolische Kraft der Gummistiefel. "Potato Propanda" nennt Bernd Graf in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die Bemühungen der amerikanischen First Lady, hinterm Weißen Haus Gemüse anzupflanzen.
Bereits ihre Vorgängerin Eleanor Roosevelt hatte im "Garten der Nation" Gemüse und Salat angebaut und war so in den Kriegsjahren zum Vorbild für Selbstversorger geworden. Was die heutige Zeit betrifft, schreibt Bernd Graf:
"Natürlich, nahrhaft und nachhaltig. So verargumentiert man das ja, wenn Akademiker mit erdschwarzen Fingernägeln in Konferenzen sitzen und ihnen die Krume auf den Vorstandsflor bröckelt."
Die Präsidentengattin mit Spaten symbolisiere vor allem eins:
"Harte Zeiten der ruralen Realwirtschaft, durch die man sich durchbeißen muss, gerade weil sie nachhaltig hart sein werden."
Sein Fazit nach dem Literaturfestival: An Lesungen werden inzwischen die gleichen Maßstäbe angelegt wie an Popkonzerte. Nicht die Qualität der Texte, sondern das Auftreten der Autoren stünde im Vordergrund, die Choreografie der Abende werde immer perfekter, die Auswahl der Gesprächspartner immer durchdachter.
Das allerdings hindert den Autor selbst nicht daran, lobend über graue Anzüge, Seitenscheitel und eine "angenehme Zurückhaltung" bei manch einem der Literaten zu berichten.
Peer Trilcke schildert in der FRANKFURTER RUNDSCHAU seine Eindrücke vom Leonce & Lena-Lyrikwettbewerb in Darmstadt so:
"Preiswürdig ist die junge deutsche Lyrik derzeit dann, wenn sie Rock und Stiefel trägt. Keinen Mini, mehr knielang. Nichts mit Lack, eher von dezenter Eleganz. All jene hingegen, die noch die Hosen anhaben, gehen leer aus."
Besonders gut gefallen hat dem Autor die diesjährige Leonce & Lena-Preisträgerin Ulrike Almut Sandig. Zum Glück nicht wegen ihres Rocks und der Stiefel! Es sei ihre bestürzende und doppelbödige Verzauberungskunst, schreibt Peer Trilcke.
"In ihren besten Momenten beherrscht die gebürtige Sächsin das, was sonst nur großen Popsongs gelingt: das völlig Einstehen des Bildes für sich selbst, dieses Glück der Oberfläche, des einen, des großen Augenblicks."
Streng genommen sind es auch nur Äußerlichkeiten, um die sich gerade in Großbritannien heftige Diskussionen spinnen. Dort nämlich wird seit Jahren gestritten, wie der 1616 verstorbene Dichter Shakespeare ausgesehen habe. Nun ist ein neues Portrait aufgetaucht, dem Kunsthistoriker und Shakespeare-Forscher mit Skepsis begegnen.
Gina Thomas beschreibt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG die skurrile Debatte um zu niedrige Haaransätze oder zu jugendliches Aussehen. Als eins der zuverlässigsten Konterfeis gilt übrigens noch immer die verblichene Grabbüste des Dichters, die - wenig schmeichelhaft - eher an einen "selbstzufriedenen Schweineschlachter" erinnere. Gina Thomas schreibt:
"Ein eindeutiges Ergebnis ist nicht zu erwarten (...). Die Sehnsucht, dem Rätsel seines Genies durch die Entdeckung einer authentischen, den Vorstellungen zudem gerecht werdenden Darstellung auf die Spur zu kommen, wird auch in Zukunft noch manchen Kandidaten zutage fördern."
In Berlin soll am kommenden Freitag ein wichtiges Papier überreicht werden. Wie der TAGESSPIEGEL berichtet, wird Bundesbauminister Tiefensee ein "Manifest der Architekten, Ingenieure und Stadtplaner für eine zukunftsfähige Architektur und Ingenieurbaukunst" ausgehändigt werden. Eine "ökologische Wende" beim Bauen wird in dem Papier angemahnt, ein "geschärftes Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung".
TAGESSPIEGEL-Autor Bernhard Schulz wirft dem Manifest zwar vor, recht diffus und unkonkret Dinge zu fordern, "denen sich kein vernünftiger Mensch widersetzen wollte". Manches vermisst der Autor auch wenn er schreibt:
"So hütet sich das Manifest wohlweislich vor der Selbstverpflichtung der Architekten und Ingenieure, keine Eigenheime im vielbeschworenen 'ländlichen Raum' mehr zu bauen, um Zersiedelung, Flächenverbrauch und Verkehr einzudämmen."
Statt auf Manifeste schwört Michelle Obama dieser Tage mehr auf die symbolische Kraft der Gummistiefel. "Potato Propanda" nennt Bernd Graf in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die Bemühungen der amerikanischen First Lady, hinterm Weißen Haus Gemüse anzupflanzen.
Bereits ihre Vorgängerin Eleanor Roosevelt hatte im "Garten der Nation" Gemüse und Salat angebaut und war so in den Kriegsjahren zum Vorbild für Selbstversorger geworden. Was die heutige Zeit betrifft, schreibt Bernd Graf:
"Natürlich, nahrhaft und nachhaltig. So verargumentiert man das ja, wenn Akademiker mit erdschwarzen Fingernägeln in Konferenzen sitzen und ihnen die Krume auf den Vorstandsflor bröckelt."
Die Präsidentengattin mit Spaten symbolisiere vor allem eins:
"Harte Zeiten der ruralen Realwirtschaft, durch die man sich durchbeißen muss, gerade weil sie nachhaltig hart sein werden."