Von Frauenhosen und Männerröcken

Von Thomas Senne · 25.09.2005
Die Hose ist heute ein selbstverständliches Kleidungsstück. Dass das nicht immer so war, zeigt die Ausstellung "Von Frauenhosen und Männerröcken" im Levi-Strauss-Museum Buttenheim. Dort erfährt man unter anderem, warum der Männerrock im Barock so beliebt war und Frauen keine Hosen tragen durften.
Der Name der Hose – er steht am Anfang dieser textilen Exkursion in die Welt der Bekleidung. Eingebettet ist diese Reise in 16 Stationen auf Text- und Bildtafeln in die Dauerschau des kleinen Museums, die den Erfinder der Jeans, Levi Strauss, in seinem Geburtshaus gebührend würdigt und eine Menge Stoff und viele alte Jeans zeigt. Die Hose und zunächst auch die sprachliche Herkunft dieses Wortes, das sich aus dem Althochdeutschen ableitet, stehen im Mittelpunkt dieser Präsentation.

"Es gab für die Hose eigentlich zwei Worte, die den Begriff geprägt haben. Die ursprünglichen Hosen, die z.B. auch der Ritter unter seinem Gewand getragen hat, die hat man bruch genannt. Und dann gab's noch ein weiteres Kleidungsstück, nämlich lange Strümpfe und die trugen den Namen hosa. Und irgendwann im Lauf der Geschichte ist eben das Wort bruch ausgestorben und das Wort hosa hat sich eben auch für die Hose dann erhalten und nicht nur für die langen Strümpfe, die man ursprünglich damit bezeichnet hat."

Die Geschichte der Hose beginnt vor über 10.000 Jahren, als sich die Menschen in der Eiszeit entsprechend bekleideten, sagt Museumsleiterin Tanja Roppelt, die diese Schau zusammengetragen hat. Um 700 vor unserer Zeitrechnung besaßen Reitervölker wie die Skythen ebenfalls schon Hosen. Die waren auch bei den Kelten beliebt und setzten sich über Handelsbeziehungen bald bei den Germanen durch. Die ersten Hosen, deren Formen von Volk zu Volk unterschiedlich waren, bestanden aus Wolle oder Leinen, aber auch Leder und Tierfelle fanden Verwendung.

Im Mittelalter beherrschten Strümpfe die Mode bei den Männern: eng geschnittene Beinlinge, die am Wams befestigt waren. Eine so genannte "Schamkapsel", oft stark betont und aufwändig verziert, bedeckte die modisch verursachte Blöße: das kunstvoll in Szene gesetzte Gemächt als deutliches Symbol für männliche Stärke.

Doch es gab auch Modetrends, die auf eher feminine Art dem männlichen Imponiergehabe Rechnung trugen. Der Männerrock war nicht nur in Paris zwischen 1650 und 1680 en vogue, sondern hatte auch in Deutschland, England und Holland seine Anhänger. Zur Herstellung waren 12 bis 18 Meter Stoff erforderlich, um das textile Schmuckstück für den adligen Herrn entsprechend in Szene zu setzen.

" Der Männerrock spielt eben auf die so genannte Rheingrafenhose an. Das war ein tief auf den Hüften getragener Rock, der mit ganz, ganz vielen Bändern verziert worden ist. Und zu diesem Rock hat dann auch ne Unterhose gehört, die über die Knie gereicht hat, die unter dem Rock rausgesehen hat, ganz aufwändig verziert, wie das im Barock eben so üblich gewesen ist. Und der Name Rheingrafenhose geht eben zurück auf den Rheingraf Salm, der als erster diese Hosen getragen und bekannt gemacht hat. "

War das Volk dazu verdonnert, nur schwarze, schlichte Gewänder zu tragen, behielt sich die Aristokratie in Frankreich das Recht vor, die "Culotte" anzuziehen, eine feine Kniehose aus Seide und anderen exklusiven Materialien. Die Revolutionäre, als "Sansculotten" verspottet, trugen keine Kniehosen, sondern die "Pantalons" der arbeitenden Bevölkerung, lange, mit Tüchern zusammengehaltene Hosen.

Und die Frauen? Bei denen galt es bis Mitte des 19. Jahrhunderts sogar noch als unanständig, Unterhosen zu tragen.

"Es gab im 17. und 18. Jahrhundert noch ein polizeiliches Verbot, was den Frauen untersagt hat, Hosen zu tragen außer im Fasching. Und eine Ausnahme waren Tänzerinnen, die durften während ihrer Berufsausübung 'ne Unterhose tragen. Aber ansonsten war es nicht üblich, dass Frauen im täglichen Leben Hosen getragen haben. Es gab vielleicht Ausnahmen, wenn man mal 'ne weite Reise gemacht hat, und auf einem Pferd gesessen ist, dass man da 'ne Hose getragen hat, aber ansonsten war 'ne Hose für Frauen einfach inakzeptabel."

Mit zunehmender Frauenarbeit im Gefolge des I. Weltkrieges und der wachsenden sportlichen Betätigung verdrängten Hosen - oft mit seitlichem Reißverschluss - immer mehr die klassischen Röcke. Kein Wunder, brachte doch die Damenkleidung seinerzeit manchmal bis zu 12 Kilo auf die Waage. Ab etwa 1960 sind Hosen für Frauen im Zuge der Emanzipation eine Selbstverständlichkeit. Und wer heute die Hosen an hat, ist längst keine Frage des Geschlechtes mehr.

Service:
Die Ausstellung "Von Frauenhosen und Männerröcken" ist im Levi Strauss Museum Buttenheim vom 25.9.2005 bis zum 1. März 2006 zu sehen.