Von Frank Meyer

Die "Welt" will den Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck für eine Verfilmung eines Buches über das Mykonos-Attentat gewinnen, die "Süddeutsche" beschäftigt sich mit dem 1957 erschienenen "Atlas Shrugged" von Ayn Rand und die "FAZ" mit geschlechtergemischten Arbeitsgruppen.
Wenn Florian Henckel von Donnersmarck das Feuilleton der WELT liest, braucht er nicht zum Briefkasten zu gehen. Denn der Artikel von Hannes Stein ist ein Brief an ihn, genauer: ein Auftrag - oder behutsamer: ein Vorschlag.

"Wer wenn nicht er, könnte diesen Stoff in ein Drehbuch, in ein erschütterndes Kunstwerk verwandeln?"

schreibt Stein inmitten seiner Nacherzählung eines gerade in den USA erschienenen Buches. Es handelt von dem Attentat im Berliner Restaurant Mykonos, das sich in Kürze zum 20. Mal jährt, und bei dem vier Menschen, drei Kurden und ein Iraner, starben. Sie wurden von einem bärtigen Dreier-Kommando erschossen, das in einem blauen BMW davonfuhr.

Lange Zeit hieß es in der Öffentlichkeit, dies sei das Werk der kurdischen Terrororganisation PKK. Auch Bundesanwalt Bruno Jost glaubte das zunächst:

"Aber gleichzeitig,"

fährt Stein in der Erzählung fort,

"tat er ganz unaufgeregt seine Arbeit, er ermittelte. Und als er ein Ermittlungsergebnis hatte, ließ er sich durch keinen besorgten Telefonanruf, keine verdeckte Drohung davon abbringen."

Das Ergebnis, so erfahren wir aus Roya Hakakians Buch, das Stein in der WELT referiert, paßte nämlich vielen, die mit der Islamischen Republik Iran gerne Geschäfte machen wollten, nicht in den Kram. Denn Jost konnte beweisen, dass der Chef des iranischen Geheimdienstes höchstpersönlich hinter dem Mordanschlag steckte. Das ließ Klaus Kinkels sogenannten "kritischen Dialog" mit dem Mullah-Regime nicht gut aussehen:

"Ein Beamter aus dem Außenministerium nannte Bruno Jost bei einem Glas Whisky ein "Arschloch", das sich nicht um das kümmere, was die Politiker in mühsamer diplomatischer Feinarbeit aufgebaut hätten."

Doch dank Jost kam es zum Prozess; die Schuldigen wurden verurteilt, die EU fror die diplomatischen Beziehungen zum Iran ein - wenngleich nur kurz. Und der weltweite iranische Terror ließ für eine Weile nach. Nach Auffassung von Hannes Stein widerlegt diese Geschichte:

"die wehleidige These, dass Einzelne nichts ausrichten können gegen das Unrecht und die Gewalt."

Donnersmarck, bitte übernehmen Sie!

Ein anderes Buch, von dem Andreas Zielcke in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet, ist bereits verfilmt: "Atlas Shrugged" von Ayn Rand. In den USA gilt das vor 1957 Jahren erschienene Werk als eines der einflussreichsten Bücher überhaupt:

"Parallel zum Siegeszug des Neoliberalismus, zur Radikalisierung der Republikaner und zur galoppierenden Polarisierung der amerikanischen Politik ist Ayn Rands Bedeutung und Größe unaufhaltsam gewachsen,"

weiß Zielcke und verweist auch darauf, dass Mitt Romneys Vize-Präsidentschaftskandidat Paul Ryan ein bekennender Fan der Autorin Ayn Rand ist. Der eigentliche Clou des Artikels ist aber eine subtile Gegen-den-Strich-Interpretation des legendären Buchs, das auf deutsch unter dem Titel "Der Streik" vorliegt:

"Niemand hat, so weit ersichtlich, bisher thematisiert, wie prophetisch der 55 Jahre alte Roman auf die systemsprengende Exterritorialität des heutigen Finanzkapitalismus vorausweist."

- schreibt Zielcke. Rein theoretisch könnte das natürlich auch daran liegen, dass seine Deutung eher abwegig ist.

Ayn Rand war eine Frau, Andreas Zielcke ist ein Mann; zusammen wären sie, wenn Rand nicht schon vor 30 Jahren gestorben wäre, bestimmt ein tolles Team, denn geschlechtsgemischte Gruppen sind intelligenter, faßt Melanie Mühl in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN irgendeinen Forschungsstand zusammen:

"Es gibt nur einen schwachen Zusammenhang zwischen individueller und Gruppenintelligenz,"

behauptet die Autorin und schließt daraus im Hinblick auf die Organisation von Arbeitsteams:

"Die Besten sind nicht automatisch die Richtigen."

Dann führt sie die Deutsche Flugsicherung ins Feld, die sich um die vorgetragenen Erkenntnisse gar nicht schert und deren Dienstplanung sich nicht nach dem Geschlecht richtet, weil man davon ausgeht, dass alle, die diesen Job machen, gleich gut qualifiziert sind. Doch diese Aussage kontrastiert die FAZ mit der 40-Prozent-Frauen-Forderung einer australischen Gender-Workerin, von der die Autorin Mühl offenbar sehr angetan ist. Allerdings scheint die deutsche Flugsicherung trotzdem ganz gut zu funktionieren.